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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Augenblick keine Worte, um seinen Gefühlen und Gedanken Ausdruck zu geben. Der König reichte beiden die Hände und meinte:
    „Mir ist's wie im Traum. Ich habe Gräßliches erlebt, und doch ist es mir, als sei ich der Held eines Märchens aus Tausendundeiner Nacht gewesen.“
    „Wo haben Majestät das rettende Asyl gefunden?“
    „Hier bei diesem braven, kühnen, jungen Manne, dem ich nicht genug dankbar sein kann. Über die Einzelheiten der Rettung aber wollen wir schweigen. Überhaupt wünsche ich, daß nie oder wenigstens so lange ich lebe, jemand erfahre, was heut abend und hier geschehen ist.“
    Und dem Fex nun auch die Hand reichend, fuhr er fort:
    „Ich werde deiner nicht vergessen. Ich wohne ja hier, und so sehen wir uns baldigst wieder. Nun aber wollen wir schleunigst gehen, damit die Kälte und Nässe mir nicht ebenso gefährlich oder noch gefährlicher werde als der Sturz in das Wasser. Ich muß mich sofort umkleiden.“
    Sie gingen.
    Nun trat der Wurzelsepp wieder hinter den Sträuchern hervor, wohin er sich bei der Ankunft Ludwigs zurückgezogen hatte. Er sagte:
    „Jetzund möcht ich singen und lobpreisen vor Freuden; daß dir alles so gut geglückt ist, Fex. Ich hab eine Ängsten ausgestanden, die ich den beiden Leuteln gar nicht hab merken lassen können. Jetzt aber ist nun dein Glück gemacht. Jetzt wird der König dir dankbar sein, und du wirst ein Mann werden, vor dem man den Hut abzieht und die Zipfelmützen auch noch dazu.“
    „Und ich wollt, es wär gar nicht geschehen.“
    „Warum? Aus Sorg um den König?“
    „Nein, sondern wegen meiner.“
    „Nun, du brauchst doch nimmer zornig darüber zu sein, daß du der Retter des Königs geworden bist!“
    „Nein, aber darüber, daß er meine Kapellen gesehen hat.“
    „Ja, du konntest ihn nicht anders retten; du mußtest ihn da hineinbringen. Und wann die Höhlen nicht gewesen wär, so hätt er elend versaufen müssen. Aber er hat doch wohl nicht alls geschaut?“
    „Alls! Das eben ist's, was mich ärgert.“
    „So bist selber schuld!“
    „Ich? Meinst?“
    „Ja. Hättst es ihm nicht gezeigt.“
    „Hab ich's ihm denn gezeigt? Hab ich's?“
    „Ja, sonst hätt er's nicht sehen können!“
    „Schau, wie klug du redst! Ja, du bist auch einer, der die Graserl und die Sauerampferln wachsen hört! Nix hab ich ihm gezeigt, gar nix! Ich hab ihn am Rand sitzen lassen in der Finsternis und sogar erst noch die Geigen und die Noterln fortgeschafft, bevor ich Licht angezündet hab. Aber nachher, als ich hierherschwommen bin, um zu sagen, daß er gerettet ist, hat er die Türen mit Gewalt aufgemacht und sich in der Kapellen umgeschaut. Ich bin grad dazugekommen, als er das Tuch von dero Leichen hinweggenommen und sie angeschaut hat.“
    „Himmelsakra!“
    „Ja, so ist's!“
    „Was hat er denn da drinnen zu suchen! Muß sogar der König seine Nasen in jeds Mauslöcherl stecken! Nun ist's verraten, alles, alles!“
    „Nein, nichts ist verraten.“
    „Hat er dich denn nicht gefragt?“
    „Freilich. Er hat mich sogar für einen Mörder gehalten.“
    „Bist auch gescheit? Du, sein Retter, sollst auf einmal ein Mördern sein!“
    „Ja freilich. Er hat glaubt, die Leich sei erst heut gestorben, weil sie so frisch ausschaut, und ich hab sie umgebracht. Nachher hat er freilich auch gemeint, sie sei im Wasser vertrunken und ich hab sie hineingerettet in die Höhlen. Er hat mich ausgefragt, und ich hab ihm gesagt, daß es meine Mutter sei und daß das Grab eingefallen ist und ich hab dabei die Höhlen entdeckt.“
    „Weiter nix?“
    „Gar nix.“
    „Weiß er nicht, daß man auch noch anders als bloß durchs Wasser in dera Höhlen gelangen kann?“
    „Nein. Ich werd mich hüten, es ihm zu sagen.“
    „Und daß auch ich mit gebaut hab heimlich, um die Kapellen fertigzubringen?“
    „Auch da hab ich geschwiegen.“
    „Das ist recht. Aber nun hat er auch die Geigen gesehen. Nun ist's verraten, wer da des Nachts unter der Erd die Musiken macht.“
    „Das weiß ich nun freilich; aber er wird nix sagen. Er hat mir's versprochen. Und ob die Leichen da liegenbleiben darf, das will er sich auch noch überlegen.“
    „Er mag sie nur halt lassen, wo sie ist. Was geht ihn die Zigeunerin an! Hat sich bishero kein Mensch um sie kümmert, braucht auch nun sich niemand hineinzumischen in dera Angelegenheiten. Er mag sich ins Bett legen und einen Fliedertee trinken oder Kamillen, damit er in Schweiß kommt und nicht den Dampf- und Keuchhusten kriegt auf der

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