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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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die Höhlenbäche und -flüsse, die einst diese Gänge durchflossen hatten.
    Sie dachte an Cricket. Vor kaum dreißig Minuten war ihre Tochter hier an diesen Felswänden vorbeigekommen, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hatte. Whitney fing an zu laufen.

14.15 Uhr
Parker-Kamm
Labyrinthhöhle
    700 Meter weiter westlich bahnte sich Cricket ihren Weg durch die Höhle und hörte innerlich die Stimmen ihres Vaters und ihrer Mutter, die ihr Belehrungen erteilten. Bald vernahm sie nur noch ein leises Murmeln, und dann hörte sie eine andere Stimme, ihre eigene Stimme, die mit jedem schmerzhaften Schritt immer fester und entschlossener zu werden schien. Es war nach wie vor unheimlich hier allein in der Höhle; die Muster, die das Wasser in die Felswände gefressen hatte, erinnerten sie an die Hirnwindungen des Schweinefötus, den sie einen Monat zuvor im Biologieunterricht hatte sezieren müssen.
    Sie erreichte den Rand eines Versturzhaufens, der sich fast vier Stockwerke hoch auftürmte. Sie reckte den Hals und leuchtete hinauf. Dort oben schien es eine Öffnung im Fels zu geben, die Richtung Süd-Südwesten führte. Das ist gut, dachte sie. Der Gang führte demnach grob in die Richtung ihres Vaters.
    Cricket krallte sich in einem schmalen Felsspalt fest und hievte sich hoch. Zwar tat sie alles, um ihr linkes Bein zu schonen, aber nach 60 Metern spürte sie einen Krampf im Unterleib und an der Innenseite der Oberschenkel. Sie krümmte sich zusammen, biss die Zähne aufeinander und merkte, dass sie einer Ohnmacht nahe war. Sie musste das Gefühl niederkämpfen, sich zu erbrechen. Endlich ließ der Krampf nach, und sie richtete sich auf, als sie einen Übelkeit verursachenden, bohrenden Druck unter dem Nabel und zwischen den Hüften spürte.
    Sie wusste, was es war.
    Ausgerechnet hier. Und ausgerechnet jetzt. Sie wünschte sich, ihre Mutter wäre hier und könnte ihr beistehen. Sie schälte sich aus ihrem Höhlenanzug heraus und kramte in den Taschen nach einem Tampon. Nachdem sie ihn eingeführt hatte, zog sie ihren Anzug wieder an. Ihr Unwohlsein war kaum besser geworden, als sie irgendwo hinter sich das Geräusch aufeinander schlagender Steine hörte.
    Dann vernahm sie in der Dunkelheit Kellys höhnende abscheuliche Stimme: »Da irgendwo steckst du, du kleines Luder.«
    Cricket zuckte zusammen und drehte sich um. Der Schein seiner Stirnlampe durchschnitt die Dunkelheit. Sie fing an, den Hügel hinaufzukriechen. Bei jeder ruckartigen Bewegung drohte ihr Knie zu zerspringen. Sie erreichte die Spitze des Hügels. 20 Meter vor ihr öffnete sich die Felswand nach Süden.
    Das Geräusch abbröckelnden Gerölls ließ sie erstarren. Kelly hatte den Versturzhaufen erreicht, und aus seinem Schleifsack hing der Gürtel. Er kletterte wie ein Gorilla, mit gespreizten Beinen, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, mit den Armen rudernd. Er klammerte sich fest, während unter ihm Geröll abbröckelte und er unablässig zu ihr hochsah, das zerschrammte Gesicht entstellt vor Zorn.
    »Meine Fußknöchel sind verbrannt, meine Nase ist gebrochen. Ich habe mir in die Hose geschissen! Dafür wirst du mir büßen!«
    Cricket trat mit dem gesunden Fuß einen Felsbrocken los, der den Abhang hinunterrollte, so dass Kelly ausweichen musste und das Gleichgewicht verlor. Aber der Stein traf ihn nicht, und nach einer kurzen Verschnaufpause kletterte er noch schneller hoch.
    Sie stieß zwei weitere Steine hinunter, dann stand sie auf, taumelte und ließ sich dann mit ausgestreckten Beinen durch die Öffnung in der Felswand gleiten. Der Gang hatte die Form eines in einer Ecke lehnenden Spazierstocks mit nach unten gebogenem Knauf. Sie glitt in eine schmale Senke hinunter und gelangte an eine glatte, schräge, etwa viereinhalb Meter hohe Wand, die sich wie nasser Kalk anfühlte. Sie suchte mit Händen und Füßen Halt und kletterte vorsichtig hinauf.
    Sie war drei Meter weit gekommen, als Kelly in die Halle gestürmt kam. Seine Hand griff nach der Sohle ihres Stiefels wie eine züngelnde Flamme.
    »Nein!«, schrie sie, warf die Arme hoch und kämpfte sich, mit dem gesunden Bein Kelly abwehrend, die Wand hinauf. Feuchte Lehmklumpen rieselten auf Kelly hinunter und trafen ihn im Gesicht, so dass er sich Augen und Nase reiben musste. Anderthalb Meter oberhalb von Cricket öffnete sich die Decke zu einem weiteren Gang.
    Kelly musste sich über die Augen wischen, dann begann er bedrohlich knurrend die Wand hochzuklettern. Er schaffte es nicht und

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