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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Kentucky war nach der Schwere der Straftat und dem jeweils erforderlichen Sicherheitsgrad gegliedert. Besonders gefährliche Kriminelle wurden nach Eddyville überstellt. Innerhalb des Schlosses gab es ein ähnlich gegliedertes System von Sicherheitseinheiten. Lyons warf einen Blick durch die Gitter am anderen Ende der Zelle, hinter denen der Hochsicherheitstrakt lag, wo die Schwerstverbrecher einsaßen. Im Flur herrschte zu dieser frühen Stunde Stille.
    »Bisschen früh für einen Besuch, Lieutenant«, meinte Keith Wilcox, ein älterer Wärter.
    Lyons rieb sich das Kinn und antwortete mit abgewandtem Blick: »Wir haben positive Tuberkulose-Ergebnisse. Im Hochsicherheitstrakt, unterer Teil.«
    »Alle?«, fragte Wilcox mit hochgezogenen Brauen.
    »Sie kennen die Regeln«, erwiderte Lyons. »Wenn einer TB hat, werden alle nach Louisville verlegt.«
    »Jetzt erzählen Sie mir bloß nicht, dass wir den Transfer machen müssen«, brummte Wilcox.
    »Sie haben’s erfasst«, sagte Lyons und überreichte Wilcox einen großen weißen Segeltuchsack. Dann drehte er sich zögernd um, als scheue er das Risiko, das er eingehen musste, und nickte Arnold Jarrett zu, einem vierschrötigen Wärter Ende zwanzig.
    Jarrett betätigte einen Schalter. Die Tür am anderen Ende der Zelle ging auf. Lyons betrat den Korridor, der beißende Geruch industrieller Reinigungsmittel stieg ihm in die Nase. Wilcox folgte ihm. Wie Lyons trug Wilcox eine marineblaue Hose und ein passendes kurzärmliges Hemd. Der Wärter war Ende fünfzig, hatte wässrige Augen, und über Nase und Wangen zogen sich rote Adern. Beide Männer trugen schwarze Stiefel mit weichen Sohlen und Baseballmützen mit dem Emblem der Strafvollzugsbehörde von Kentucky.
    »Wen wollen Sie zuerst?«, fragte Wilcox.
    Lyons fuhr mit zittriger Hand über eine Liste auf seinem tragbaren Computer. »Kelly«, sagte er. Er markierte Häftling 3309 auf der Liste und drückte die Eingabetaste.
    Edward Kelly, stand nun auf dem Bildschirm. Verurteilt 2004 wegen Mordes in vier besonders schweren Fällen. Urteil: Tod durch den elektrischen Stuhl.
    Jarrett, der zurückgeblieben war, steckte einen Schlüssel in das Loch unter dem ersten grünen Lämpchen im oberen rechten Quadranten der Schalttafel. Er drehte den Schlüssel, das grüne Lämpchen erlosch, und stattdessen leuchtete darunter ein dunkelrotes Kontrolllicht auf. Draußen im Hochsicherheitstrakt glitt die erste Tür beiseite und gab den Blick auf eine enge Zelle mit einem schmalen Bett, einer Edelstahltoilette und einem Waschbecken frei. An der Wand hingen Regale mit zerlesenen Krimis und Büchern über Erste-Hilfe-Techniken. Auf der Pritsche lag ein dunkelhäutiger Mann mit undurchdringlichem Gesicht. Er hatte braune Locken, seine Gelenke und Unterarme waren dick wie Brückenkabel, und er hatte riesige Hände mit schwieligen, fleischigen Fingern. Kelly schreckte hoch, sah auf die Uhr auf dem Waschbecken und nörgelte: »Was soll der Scheiß? Es sind noch drei Stunden bis zur Kontrolle.«
    »Antreten, Kelly«, befahl Lyons. »Sie werden verlegt.«
    Erst jetzt wurde Kelly ganz wach und schaute den Lieutenant aus schiefergrauen Augen an. »Ohne Witz? Der Test war positiv?«
    Lyons schluckte schwer. »Alle in dieser Abteilung haben sich infiziert. TB im Frühstadium. Wir können nicht riskieren, dass ihr die übrigen Insassen ansteckt.«
    Der Lieutenant sah, dass sein Täuschungsmanöver funktionierte. Er zog einen Schlagstock heraus und winkte damit. »Du kriegst sechs Wochen Erholungsurlaub im Gefängniskrankenhaus von Louisville, damit unser Schloss sauber bleibt. Und jetzt antreten, bevor ich dir Beine mache.«
    Ein Grinsen huschte über Kellys Gesicht. Von Wilcox argwöhnisch beäugt, stand der Häftling mit einer geschmeidigen Bewegung auf. Er war mittelgroß und normalgewichtig, aber seine kraftvollen, instinktgeleiteten Bewegungen erinnerten an einen Menschenaffen, der durch den Dschungel trollt. Er trat an die gelbe Linie, schlug die Hacken zusammen und blickte geradeaus.
    »Zieh dich aus, Scheißkerl«, befahl Lyons.
    Kelly zog seinen gelben Sträflingsanzug und die Boxershorts aus und ließ die Sachen auf den Boden fallen. Die Arme fielen Lyons besonders auf, sie waren abnorm lang im Vergleich zu Kellys gedrungenem muskulösen Oberkörper und strotzten vor primitiver Kraft. Es waren Ringerarme. Wilcox zog Gummihandschuhe über, prüfte Kellys Mund und den Analbereich und sagte: »Er ist sauber.«
    Lyons hielt ihm ein Paar Schlappen

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