68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Aug so kalt wie Eis und doch so heiß wie ein glühend Eisen. An der kann man sich derfrieren odern auch verbrennen, ganz wie sie es anfangt, denn ein Herzen und Gemütern hat 's ja nicht. Das wollt ich Ihnen noch sagen, und nun bitt schön, nix für ungut!“
„Ja, bitte, nehmen Sie ihm seine Aufrichtigkeit nicht übel“, bat auch die Bürgermeisterin. „Er ist die bravste und treuste Seele, die ich kenne. Er heißt eigentlich Josef Brendel, und weil er ein Wurzelsucher ist, so wird er gewöhnlich kurzweg der Wurzelsepp genannt. Er wandert allüberall umher und ist daher im ganzen Land bekannt. Ihm allein habe ich es zu verdanken, daß ich meinen guten Max hier endlich gefunden habe.“
„Ihm? Diesem braven Mann?“ fragte Milda. „Nun, Wurzelsepp, damit haben Sie sich meine Teilnahme und Freundschaft gewonnen. Hier, nehmen Sie meine Hand. Wenn Sie einmal einen Wunsch haben, welchen ich Ihnen erfüllen kann, so kommen Sie zu mir. Ich werde Ihnen denselben gern erfüllen.“
Er ergriff mit seinen groben, braunen Fingern ihr kleines, weißes Händchen, zog dasselbe an seinen Schnurrbart, drückte einen leisen, vorsichtigen Kuß darauf und antwortete:
„Ja, einen Wunschen, den hab ich allbereits schon jetzunder auf dem Herzen.“
„So? Wie lautet er?“
„Wann 'S mir's nicht übelnehmen, werd ich ihn sagen.“
„Nun, ich nehme es Ihnen nicht übel.“
„Dann schön! Ich hab halt einen gar braven Bekannten, dem ich ein so lieb's und herzig's Weiberl wünsch. Tuns mir doch den Gefallen und haben 'S ihn ein klein wengerl lieb, wann ich Ihnen denselbigen mal bringen tu. Er ist eine so gar sehr gute und auch treue Haut!“
Eine solche Bitte hatte sie nun freilich nicht erwartet. Aus einem solchen Mund und in dieser treuherzigen Weise vorgebracht, konnte dieselbe aber ganz und gar nicht beleidigen. Darum antwortete Milda, allerdings unter einem leichten Erröten:
„Hat er Ihnen denn den Auftrag dazu gegeben?“
„O nein. Er kennt Sie doch halt gar nicht.“
„Warum aber empfehlen Sie ihn mir da?“
„Weil's beide so gar prächtig zusammenpassen.“
„Ach so? Wer ist er denn?“
„O weh! Das wollen 'S nun schon gleich wissen? Da werd ich gleich morgen zu ihm laufen und ihn fragen, wer er ist. Ich hab mir schon bereits fast meinen ganzen Kopf ausnander dacht, um zu derfahren, zu welcher Sorten er eigentlich gehört, hab's aber niemals derfahren könnt. Jetzt aber werd ich ihm recht tapfern aufs Kamisolen rucken, und da wird er mir seinen ganzen Lebenslaufen und Steckbriefen verzählen müssen. Dann sollen 'S halt die Auskünften derfahren, die ich erhalten werd.“
„Und einen so Unbekannten schlagen Sie mir vor? Ist das nicht ein klein wenig unvorsichtig gehandelt?“
„Nein, denn wann mir auch das andre unbekannt ist, so kenn ich doch seinen Charaktern, und ich kann Ihnen eine Garantien bieten, mit der 'S halt sehr zufrieden sein können.“
„So? Welche Garantie wäre das?“
„Mich selber. Da schaun 'S mich nur mal an! Bin ich nicht ein Kerlen, auf den man sich verlassen kann?“
Er stellte sich in possierlich militärische Positur vor sie hin. Das machte bei seinem äußern Habitus den Eindruck, daß sie alle lachen mußten.
„Ja, eine solche lebendige Garantie würde ich schon annehmen“, antwortete Milda, „wenn ich sie stets in den Händen hätte.“
„Das haben 'S doch!“
„O nein. Ich habe ja gehört, daß Sie stets im Land herumziehen.“
„Das ist aufmalten. Von heut an bleib ich für stets und allezeit hier in Steinegg, denn ich bin hier ein Beamtern worden. Das müssen 'S mir ja gleich an meiner Haltung anschaun. Die ist eine sehr gewichtige worden. Nicht?“
„Welche wichtige Stelle werden Sie denn bekleiden?“
„Ich bin Parkaufseher worden auf dem Schloß droben.“
„Bei meinem Vater?“ fragte sie erstaunt.
„Ja freilich. Ich war droben bei ihm und komm soeben von ihm herab.“
„So waren Sie wohl derjenige, welcher während des Essens angemeldet wurde?“
„Ja, das bin ich gewest.“
„Und Sie haben als hilfsbedürftiger Mann um diese Anstellung gebeten?“
„Hilfsbedürftig?“ lachte er. „Dera Wurzelsepp bedarf keiner Unterstützung. Der kann sich bereits zu einer jeden Zeit schon selbern helfen. Nein. Dera Herr Baronen hat mir den Dienst freiwillig angeboten.“
„So, so! Nun, so werden wir uns also öfters sehen, und ich freue mich, daß Ihnen für Ihre alten Tage eine Stellung geboten ist, welche Sie der Nahrungssorgen
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