68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Baron mit Gewalt an den Leib und zog sie dann ebenso schnell und kräftig wieder an sich. Dadurch entriß er sie dem Baron, setzte sie auf den Tisch, stellte sich vor denselben und sagte:
„So! Da liegt sie hier! Und wer sie haben will, der mag versuchen, ob er die Festung wohl derstürmen kann.“
Der Baron eilte zur Tür und zog die Glocke. Sogleich trat der Diener ein.
„Schaff diesen Kerl hinaus! Er wird wegen Hausfriedensbruch arretiert.“
Milda stand lächelnd still dabei. Der Sepp hatte ihr mit den Augen zugezwinkert, und das beruhigte sie. Der Diener trat auf den Alten zu, ergriff ihn am Ärmel und sagte:
„Vorwärts! Hinaus!“
Er wollte ihn fortziehen.
„Ja, vorwärts und hinaus!“ antwortete der Sepp, und im nächsten Augenblick flog der Diener zu der Tür, welche er offengelassen hatte, hinaus.
Der Baron stieß vor Wut einen Fluch aus und rief dem Diener, welcher sich schnell aufgerafft hatte und wieder hereinkam, zu:
„Windbeutel! Hast keine Kraft! Hol dir schnell Hilfe!“
Der Diener eilte fort. Der Vater wendete sich zur Tochter:
„Das ist eine Blamage, welche ich dir nie vergessen werde. Ich werde dir einen Stubenarrest diktieren, welcher so lange währt, bis du mich weinend um Verzeihung bittest!“
„Die Blamage haben Sie sich selbst bereitet“, entgegnete sie. „Der Stubenarrest existiert wohl nur in Ihrer Einbildung, und eine Bitte um Verzeihung erwarte ich von Ihnen.“
„Das wird sich sogleich finden!“
„Ja“, nickte der Sepp. „Das wird sich sogleich finden. Ich bin halt nur neugierig, was für eine Hilfen dera Diener bringen wird. Ich freu mich schon daraufi. Je mehrere ich herauswerfen muß, desto liebern ist es mir. Und wann ich nachher einmal warm worden bin, dann fliegt auch dera Herrn Baronen mit durch das Atmosphärerl. Ach, der kommt mit! Na, das kann mich gefreuen! Der kennt mich schon.“
Der Diener war nämlich zunächst auf den Hausmeister gestoßen und brachte ihn mit.
„Da steht das Subjekt“, sagte er. „Also zugegriffen!“
Er kam herein. Der Hausmeister folgte ihm, aber langsam.
„Du“, rief ihm der Sepp warnend entgegen, „schau hier an die Wand! Da hängt auch schon ein gar schöner Spiegeln. Willst hereinifliegen?“
Der Angeredete betrachtete sich den Alten, welcher mit ausgespreizten Beinen und vorgestreckten Fäusten die beiden erwartete, und warf dann einen bedenklich-fragenden Blick auf den Baron. „Nun, vorwärts!“ befahl dieser.
„Gnädiger Herr, dieser Mensch ist sehr rücksichtslos. Ihn anzufassen ist wirklich gefährlich.“
„Ah, du fürchtest dich?“
„Nein, aber ich bin Familienvater –!“
„Du, das hast du sehr schön sagt, daßt Vatern bist von dera Familien! Wannst mich angreifst, so mach ich alle deine Kindern zum Witwer! Nun komm heran!“
„Beim Himmel, die Kerls fürchten sich!“ rief der Baron. „Jetzt frag ich, ob ihr gehorchen wollt oder ob ich euch zum Teufel jagen soll.“
Der Diener fühlte sich auch nicht wohl. Er war durch die Bedenklichkeit des Hausmeisters eingeschüchtert worden, und der Sepp hatte wirklich das Aussehen, als ob er bereit sei, es mit zehn Personen aufzunehmen.
„Also, wollen wir?“ fragte der Diener.
„Ja, wenn wir müssen!“ antwortete der Hausmeister.
Sie kamen langsam auf den Sepp zu.
„Schön!“ sagte dieser. „Jetzt kann's beginnen. Aber sagt mir nur auch, durch welches Fenstern ich euch werfen soll, durchs erste oder zweite. Mir ist's ganz huschischnuppi, und so mach ich's also ganz, wie es euch gefallen tut.“
Das schüchterte sie wieder ein. Sie blieben vor ihm stehen, ohne ihn anzufassen. Milda machte ihrer Verlegenheit ein Ende, indem sie ihnen erklärte:
„Dieser Mann ist mir willkommen. Ihr habt euch zu hüten, euch an ihm zu vergreifen. Geht hinaus!“
Das war Erlösung! Sie waren hinaus, ehe der Baron ein einziges Wort der Entgegnung hatte sagen können. Er wollte seinem Grimm Ausdruck geben, als die Tür abermals geöffnet wurde. Max Walther trat mit seiner Mutter ein. Beide blieben an der Tür stehen.
„Na“, lachte der Sepp, „da sind sie nun. Ich bin ihnen nur voranlaufen, um hier zu sagen, daß sie gleich kommen werden.“
Walther merkte auf den ersten Blick, daß es hier eine Differenz gegeben habe. Er sagte zu Milda:
„Ich sah draußen die Dienerschaft in Erregung. Man achtete gar nicht auf uns. Und hier –? Bedarfst du vielleicht meines Rates, liebe Schwester?“
Der Baron war vor innerer Aufregung ganz leichenblaß
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