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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geworden.
    „Meine Tochter bedarf keines andern Rates als des meinigen!“ rief er. „Wer hat Ihnen überhaupt die Erlaubnis gegeben, hierherzukommen?“
    „Die Herrin dieses Schlosses“, antwortete der Lehrer, ohne den Sprecher nur eines einzigen Blickes zu würdigen. „Liebe Milda, sag also, ob ich dir hier dienen kann!“
    Sie streckte ihm die Hand entgegen.
    „Willkommen, mein guter Max! Der Baron wollte eine Gewalt über mich ausüben, zu welcher er kein Recht hat. Er beabsichtigte, sich hier meiner Kasse zu bemächtigen, und hat mir unter anderem mit Stubenarrest gedroht, welcher so lange dauern soll, bis ich ihn unter Tränen um Verzeihung bitte.“
    „So? Hm!“ machte es Walther, indem er geringschätzig die Achsel zuckte. „Dieser Mann verkennt die Situation so vollständig, daß ich ihn über dieselbe aufklären muß.“
    „Ich verbitte mir jedes Wort!“ gebot der Baron. „Ich bin nicht der Mann, von einem Dorfschulmeister Aufklärung zu brauchen!“
    „Mir aber scheint es doch so! Ich sage Ihnen, Baron von Alberg, wenn Sie heut mit dem Mittagszug nicht Steinegg verlassen, so reise ich morgen nach Wien und sorge dafür, daß Ihr früheres Handeln in den hervorragenden Blättern der Hauptstadt veröffentlicht werde. Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, auf diese meine Weisung einzugehen. Sie haben nicht die mindeste Hoffnung, daß ich diesen Entschluß ändern werde, ebenso wie es ganz unmöglich ist, daß ich jemals meine Ansicht, welche ich über Sie hege, ändern kann. Wenn Sie klug sein wollen, so verlassen Sie dieses Zimmer!“
    „Was! Das bieten Sie mir?“
    „Ja“, antwortete schnell der Sepp. „Und weil's halt so steht, so wird's mir eine große Freuden und eine hochgeschätzte Ehren sein, dich hinauszuschmeißen, wannst dich nicht soforten von dannen machst. Also verschwind jetzunder nur, sonst helf ich nach!“
    Er trat auf den Baron zu.
    „Verflucht!“ knirschte dieser. „Hier geschieht geradezu das Unmögliche! Es fällt mir nicht ein, gegen die rohe Gewalt anzukämpfen; aber die Behörde wird euch belehren, wer hier zu befehlen hat.“
    „Wer? Dazu brauchen wir die Behörd schon gar nimmer nicht. Hier hat niemand zu befehlen als dera Wurzelseppen alleini. Und daßt's weißt: Ich werd dableiben und aufipassen, obst zu Mittagen mit dera Eisenbahnen von dannen fährst. Wannst's nicht machst, so fahr ich auch gleich mit nach dem Wien hinein, und dort werd ich denen Leutln sagen, wast für ein Schubiaken bist. Und nun sei so gut und mach die Tür zu, aber fein von draußen!“
    Er hatte gar nicht nötig gehabt, diese Weisung auszusprechen, denn der Baron befand sich schon unter der Tür.
    Draußen im Korridor stand die Dienerschaft. Die Leute steckten die Köpfe zusammen und wichen zwar höflich vor ihm zurück, blickten ihm aber nicht etwa mit sehr ehrerbietigen Augen nach.
    Als er an Astas Tür vorüber wollte, wurde dieselbe aufgestoßen. Sie war überhaupt nur angelehnt gewesen, denn die Bewohnerin des Zimmers hatte gelauscht.
    „Herr Baron, bitte!“ sagte sie.
    Er trat ein. Sie zog die Tür hinter ihm zu und nötigte ihn auf einen Stuhl.
    „Es scheinen hier ganz unbegreifliche Dinge vorzugehen“, sagte sie.
    „Ja, unbegreifliche, da haben Sie recht.“
    „Und mit Ihrer Erlaubnis?“
    „Nein, gewiß nicht.“
    „Und dennoch dulden Sie es?“
    Er fuhr sich mit dem Tuch über die schwitzende Stirn und antwortete zögernd:
    „Ich kenne meine Tochter gar nicht mehr!“
    „Ich auch nicht. Sie ist gegen mich von einer Rücksichtslosigkeit gewesen, welche eigentlich mehr als beleidigend war.“
    „Ich weiß es.“
    „Ah! Sie hat davon gesprochen?“
    „Ja.“
    Sie errötete doch ein wenig.
    „Ich hatte mit Herrn Warschauer gestern einen Morgenspaziergang für heut verabredet, und er kam in der Frühe hier auf den Korridor, um ganz diskret zu horchen, ob ich bereits erwacht sei. Zufälligerweise trat ich gerade in diesem Augenblick aus meiner Tür. Wir sahen uns und wechselten einige Worte. Milda kam dazu. Natürlich zog sich der Herr sofort zurück. Ihre Tochter aber wagte es, mich in einer Weise zur Rede zu stellen, daß ich mich veranlaßt sehe, heute abzureisen.“
    Sie erwartete, daß er sie sofort in seinen Schutz nehmen und bitten werde, hierzubleiben, aber zu ihrem Erstaunen antwortete er nur:
    „Ja, es ist wirklich ein Teufel in sie gefahren.“
    „Hm! Was für einer?“
    „Wenn ich das wüßte!“
    „Und zwar seit gestern abend erst. Sie muß gestern in

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