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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vor!“
    „Ja, gleich! Hört!
    ‚Als Ratgeber und Dirigent bei der vollständigen Neueinrichtung der Räume des hiesigen Schlosses wird ein Herr gesucht, welcher umfassende Kenntnisse der einschlägigen Produkte des Kunstgewerbes besitzt. Sollte der betreffende Architekt sein, so könnten ihm auch einige projektierte Bauarbeiten übertragen werden.
    Reflektanten wollen sich baldigst bei der gegenwärtigen Besitzerin des Schlosses melden.‘“
    „Himmelsakra!“ rief der Sepp. „Jetzunder möcht ich auf der polytechnerischen Schulen gewest sein. Da tät ich mich gleich melden!“
    „Um abgewiesen zu werden!“ meinte Rudolf.
    „Ich? Im ganzen Leben nicht. Ich hab grad auf dem Schloß gar große Konnexionen.“
    „Wen denn?“
    „Die Herrin selberst.“
    „Wirklich? Wie bist du denn mit dieser Dame bekannt geworden?“
    „Dadurch, daß ich ihr einen Gefallen derwiesen hab, wie's einen größeren gar nicht geben kann. Wann ich einen wüßt, der sich da melden wollt, und er wär ein Bekannter von mir, so tät ich ihn empfehlen, und sofort würd er angenommen, er und kein anderer, das ist gewiß.“
    Er sagte dies im Ton so fester Überzeugung, daß Rudolf sofort begeistert rief:
    „Nun, hier steht ja einer! Herrgott, wenn ich da engagiert werden könnte! Das wäre ja nicht nur Hilfe in der Not, sondern sogar ein Glück, wie ich es kaum zu hoffen wagen kann. Ich bin zwar noch jung, aber die Schloßherrin sollte gewiß mit mir zufrieden sein.“
    Der Sepp tat, als ob er ganz erstaunt sei, schlug dann die Hände schallend zusammen und lachte fröhlich:
    „Du, ah, du! Da red' ich von einem Dingsda, und der Dingsda steht schon im Dingsda vor dem Dingsda! An dich hab ich doch gar nicht dacht! Ja, du bist der Richtige! Dich tät ich sogleich empfehlen, und dich tät die Baronessen ganz gewiß sogleich verengagerieren. Willst, Rudolf, sag, willst?“
    Da wurde das Gesicht des jungen Mannes ernster.
    „Ich bin zu sanguinisch gewesen“, sagte er. „Ich muß mich prüfen und kenne auch die Verhältnisse in Steinegg nicht. Überdies werden sich bereits genug Reflektanten gemeldet haben. Wer ist denn eigentlich diese Schloßherrin?“
    Der alte, kluge, ehrliche Sepp zog ein undefinierbares, verschlagenes Gesicht und antwortete:
    „Hast vielleicht schon mal den Namen Alberg gehört?“
    „Nein, nie.“
    „Und deine Muttern wohl auch nicht?“
    Die Kranke antwortete ebenso verneinend wie ihr Sohn. Sie hatte keine Ahnung davon, daß dieser Name mit ihrem traurigen Schicksal in so naher Beziehung stand. Der Sepp aber wußte nun, daß er die erbetene Auskunft erteilen könne, und so gab er sie:
    „Die Schloßherrin ist halt eine Baronessen von Alberg, weißt, so eine lange, hagere, alte Jungfern, die keinen Mann bekommen hat und auch keinen bekommen wird. Nun, da sie keine Familie besitzt, hat sie nix zu tun und gibt sich aus Langeweile mit Dingen ab, die eigentlich nur der Baumeistern und Künstlern machen soll.“
    „So! Also eine alte Jungfer. Hat sie denn auch die Eigentümlichkeiten, durch welche solche ältere, ledig gebliebene Damen sich auszeichnen?“
    „Nun, eine Grillige und Zanksüchtige ist sie freilich nicht. Es läßt sich halt ganz gut mit ihr verkommen, und wannst zu ihr gehst, so wirst bald schaun, daß sie besser ist, als sie aussieht.“
    „So ist sie wohl recht häßlich?“
    „Freilich. Sie hat ein lahmes Bein und auch ein hübsches Kröpferl am Hals, eine Warzen auf der Nasen, und ein wenig schielen tut sie auch. Sonst aber ist sie ganz hübsch im Gesicht. Und was das Gemüt betrifft, so kann ich dir sagen, daß sie ein sehr gutes besitzt.“
    „Hm! Du meinst also, daß ich es einmal versuchen soll?“
    „Ja, das mein ich gern. Weißt, ich werd dich bei ihr anmelden.“
    Rudolf ließ seinen Blick langsam über den Alten gleiten, lächelte ein wenig und fragte:
    „Denkst du, daß mir dies von Nutzen sein werde?“
    „Ich denke es. Du schaust mich freilich an wie einen, dessen Empfehlung nur schaden kann; aber da hast dich gewaltig geirrt. Wann ich auch keinen Frack anhabe und keine Glacehandschuhen, aber es gibt doch Leuten, bei denen mein Wort was gilt. Also entscheide dich! Willst du dich melden?“
    Rudolf blickte seine Mutter fragend an. Sie nickte ihm zu und sagte in aufmunterndem Ton:
    „Schaden kann es dir auf keinen Fall. Ist bereits jemand engagiert oder traut sie dir nicht die nötigen Kenntnisse zu, nun, so ist das bei deiner Jugend ja keine Schande für dich. Du kannst dir

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