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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufmache. Schau her, mein Bub!“
    Er zog seinen alten Lederbeutel heraus, machte ihn auf und nahm mehrere kleine Papierpaketchen heraus, welche er eins nach dem andern öffnete, um die Goldstücke auf das Bett zu legen. Er hatte die Zwanzigmarkstücke, welche ihm der Baron von Alberg hatte geben müssen, in kleine Stücke Zeitungspapier eingeschlagen. Er zählte sie in jener bedächtig sicheren Weise vor, welche Leuten eigen ist, welche nicht oft mit größeren Beträgen zu tun haben, und meinte dann, als die glänzenden Füchse in Reih und Glied nebeneinanderlagen:
    „So! Hast auch nachzählt? Fünfhundertfünfundvierzig Markern. Stimmt's?“
    „Ja.“
    „So steck's eini, und gib's nicht gleich wieder ausi!“
    „Hab keine Sorge, Sepp. Mit diesem Geld wird sehr sparsam umgegangen werden. Hier aber vor allen Dingen nimm meine Hand. Ich weiß nicht, in welcher Weise ich dir danken soll.“
    „Soll ich dir's sagen?“
    „Ja, bitte!“
    „Behalt da deine brave Muttern lieb und sorg dafür, daß sie nicht mehr zu hungern braucht und daß sie ihre Freuden an dir derlebt!“
    „Das soll ein Wort sein! Nichts verspreche ich dir so gern wie das, Sepp. Hier hast du meine Hand darauf.“
    Sie schüttelten sich herzlich die Hände, und die kranke Frau weinte vor Freude laut.
    „Nun werde ich den Schuldschein aufsetzen“, sagte Rudolf. „Papiere habe ich in meinem Ränzchen mitgebracht.“
    „Weißt, das brauchst nicht gleich heut zu machen. Ich komm schon mal wiedern; da kann ich mir das Papiererl mitnehmen.“
    „Nein. In solchen Sachen muß die peinlichste Ordnung sein. Hier das Geld und da die Quittung.“
    „Na, wannst mal so willst, so verquitteriers meinswegen. Ich kann warten.“
    Der junge Mann ging in die Stube, um das Dokument zu schreiben, und der Sepp blieb indessen bei der Kranken, welche in ihren mageren Händen die Goldstücke funkeln ließ. Man sah es ihr an, wie glücklich sie sich fühlte, und daß der Besuch des Sohnes und des Alten sowie der Besitz des Geldes die beste Medizin für ihr Leiden sei.
    Sepp suchte die Zeitungspapiere zusammen, in denen das Geld eingeschlagen gewesen war. Er hatte das in Steinegg bei der Bürgermeisterin verpackt, bevor er zu Bett gegangen war. Sein Blick fiel auf einige fettgedruckte Zeilen. Das Papier war dem Steinegger Lokalblatt entnommen. Sepp hatte sich nicht darum gekümmert, was darauf stand. Jetzt aber traf sein Blick die in die Augen fallenden Buchstaben. Er pflegte sich gewöhnlich so zu stellen, als ob er nicht lesen könne, aber er verstand das Lesen doch sehr gut. Sein Blick leuchtete auf, und um seinen dichten grauen Schnurrbart zuckte ein sehr vergnügtes Lächeln.
    Eben trat Rudolf herein und zeigte ihm das fertiggestellte Dokument vor.
    „Lies mal selber“, sagte der Alte. „Oder weißt du halt nicht, daß ich nicht lesen kann?“
    Rudolf las es vor und fragte dann, ob Sepp damit zufrieden sei.
    „Jawohl!“ antwortete der Gefragte. „Freilich ist's richtig. Mein Name steht da als derjenige, von dem du das Geldl hast; das stimmt. Aber das Dokumenterl werd ich dem geben, von dem das Geldl herstammt.“
    „Dürfen wir denn nicht seinen Namen erfahren?“
    „Ja, wannst ihn wissen willst, so kann ich ihn dir schon sagen.“
    „Ach schön! Also wer ist es?“
    „Der Herr Korumbus, der's Amerika derfunden hat. Er hat die Markstuckerln drüben liegen lassen und mit herüberbracht. So, nun weißt's ganz genau.“
    „Schlingel!“
    „Ja, so muß man halt antworten, wenn man so fragt wird. Aber wann ich dir eine so sehr schöne Auskünften erteil, so kannst mir nun auch einen Gefallen erweisen.“
    „Wenn ich kann, so soll es sehr gern geschehen.“
    „Das wirst schon können, denn du bist ja ein studierter Mann von der Akademia. Hast doch das Lesen gelernt?“
    „Freilich.“
    „Nun, da auf dem Zettel, worinnen das Geldl steckt hat, steht ein Name, den ich nicht herausibringen kann. Heißt das nicht Steinegg?“
    „Ja“, antwortete Rudolf, nachdem er einen Blick auf den Zettel geworfen hatte.
    „So! Was ist denn da von dem Steinegg zu lesen? Sei doch so gut und lies es mir mal vor.“
    Nun erst nahm Rudolf den Zettel in die Hand und betrachtete sich die Annonce genauer. Sein Gesicht belebte sich.
    „Woher hast du dieses Stück Papier?“ fragte er.
    „Aus dem Steinegger Anzeiger hab ich's gerissen.“
    „War es der neue?“
    „Der gestrige.“
    „Ah, das hat großes Interesse für mich!“
    „So lies es also doch endlich

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