68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
dann wenigstens sagen, daß du nicht versäumt hast, deine Pflicht zu tun.“
„Du hast recht, liebe Mutter. Ich werde also nach Steinegg gehen, und zwar morgen schon. Weißt du, Sepp, zu welcher Zeit die Dame zu sprechen ist?“
„Für mich zu jeder Zeit. Und wann ich ihr sag, daßt kommen willst, so wirst auch du nicht sehr lange bei ihr antichamberieren müssen.“
„Antichamberieren? Höre, Sepp, du ergehst dich da doch in recht vornehmen Ausdrücken!“
„Wunderst dich wohl drüber? Ja, der Sepp hat auch seine Meriten. Er kommt mit vornehmen Leutln auch zusammen und weiß dererlei Sache den richtigen Namen zu erteilen. Also, ich will dir sagen, daß ich noch nicht genau weiß, wann ich mit ihr reden werd, ob heut noch oder erst morgen am Vormittag. Aber wann ich morgen bis zum Mittag nicht wieder bei dir west bin, so ist das ein Zeichen von mir, daßt kommen sollst. Dann machst dich also auf die Beinen und gehst hinab nach Steinegg. Brauchst nur dem Diener zu sagen, daßt zu ihr willst, nachher wird er dich in ihre Stuben führen. Jetzund aber muß ich schaun, daß ich weiterkomme.“
„Hast du heut noch so notwendig?“
„Will's meinen! Es gibt gar keinen Tag, an welchem der Sepp nicht notwendig hätt. Wo der Sepp fehlt, da geht alles schief, und wann er kommt, so ist er immer derjenige, auf welchen man wartet hat.“
Er erhob sich vom Stuhl und griff nach seinen Siebensachen.
„Also die Schuldverschreibung hast du“, meinte Rudolf. „Heb sie gut auf und verlier sie nicht.“
„Werd sie schon sicher verwahren. Ich muß sie ja doch dem Herrn geben, von welchem das Geldl kommen ist. Also lebt jetzunder wohl und behüt euch Gott!“
Er gab beiden die Hand und ging.
„Ein eigentümlicher, wunderbarer Mann“, sagte die Mutter. „Es ist wirklich so, wie er sagt. Wohin er kommt, da bringt er Sonnenschein. Es ist wirklich, als ob es seine Lebensaufgabe sei, seinen Nebenmenschen die ihnen auferlegte Last zu erleichtern. Wer mag wohl der reiche Herr sein, welcher ihm dieses Geld anvertraut hat?“
„Erraten läßt sich das nicht. Jedenfalls kommt die Zeit, in welcher wir es erfahren.“
Da Sepp aber sagte, als er das Städtchen hinter sich hatte, lachend zu sich selbst:
„Jetzund werden 's neugierig sein, von wem ich das Geldl bekommen hab. Ein reicher Mann ist's freilich, und ein Baronen dazu. Aber der Zweck, zu dem ich's erhalten hab, ist freilich ein ganz anderer. Was der Rudolfen für ein ehrliches und sorgfältiges Gemüt besitzt! Einen Schein mußt ich nehmen! Was soll der mir nützen? Hab ich etwa das Geldl verborgt? Nein, sondern ich hab's ihm schenkt, und so werd ich gleich alles verquittieren.“
Er zog das Papier aus der Tasche, zerriß es in viele kleine Stücke und streute dieselben in alle Windrichtungen aus. Dann setzte er seinen Weg wieder fort.
Es war derselbe, den er gekommen war. Als er unten auf der Straße anlangte, welche rechts nach Steinegg und links nach Hohenwald führte, blieb er sinnend stehen. „Was tu ich? Wo geh ich hin? Nach Steinegg zu der Baronessen, um den Rudolfen anzumelden, oder nach Hohenwald zum Herrn Lehrern? Das letztere wird notwendiger sein, denn der Lehrern wird bald unter das Wehr gehen wollen, um das Versteck wieder zu besuchen. Und da muß der Sepp mit dabei sein. Also schwenk ich nach links. Morgen in der Früh ist's auch noch Zeit, mit der Milda zu reden.“
Und indem er langsam nach dem Dorf schlenderte, lachte er vergnügt vor sich hin: „Die Milda eine alte Jungfern! Wann er wüßt, daß er die Baronessen allbereits küßt hat! Na, die werden sich anschaun, wann er morgen zu ihr kommt! Ich möcht da das Mäusle sein, welches heimlich alles mit anhören kann.“
ACHTES KAPITEL
Alte Schuld rächt sich
Als er an das Gut des Eschenbauers kam, in welchem der Lehrer wohnte, begegnete er diesem letzteren an der Treppe. Walther war im Begriff, fortzugehen.
„Sepp, du?“ sagte er. „Hast du vielleicht etwas Wichtiges?“
„Nein. Ich wollt nur fragen, wann wir wieder unters Wehr kriechen werden.“
„Vielleicht bereits heut abend. Ärgerlich ist's, daß wir den Schlüssel zum Schrank nicht haben. Wir sind also gezwungen, den letzteren aufzusprengen.“
„Hm! Vielleicht ist der Schlüssel zu erhalten. Der Silberbauern hat ihn doch wohl in da Taschen habt, als er in das Rad fallen ist. Vielleicht steckt er noch jetzund drin. Soll ich mal nachschaun?“
„Wie willst du das anfangen?“
„Die Sach ist nimmer so schwer, wie sie
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