68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
hab. Du wirst wissen, daß ich allüberall herumkomm und auch an allen Orten Bekannte hab, alte und junge, gute und böse, arme und reiche. Da gibt's wohl gar manchen, der dem alten Sepp einen Auftrag erteilt, den er einem andern nicht anvertrauen will, und der Alte ist's, der's auch nach Kräften und Gewissen fertig macht. Nun schau, so einen Auftrag hab ich auch an euch.“
„So? Was wäre das für einer?“
„Da gibt's halt einen reichen Mann, der hat mal einen Fehler begangen, so ganz im stillen, und darum will er ihn auch im stillen wiedergutmachen. Er hat mir eine kleine Summen geben und den Auftrag dazu, mich nach jemanden umzusehen, der das Geldl brauchen kann und auch wert ist, es zu bekommen. Ich habe mich lange Zeit vergebens nach einem solchen umgeschaut; jetzt aber ist er gefunden. Du bist's Rudolf.“
Der junge Mann stand langsam von seinem Stuhl auf und trat erstaunt näher. „Sepp, das klingt ja sonderbar!“
„Aber es ist ganz wahr.“
„Du sollst das Geld verschenken?“
„Ja.“
„Also ein Almosen!“
„Halts Maulen! Der Mann, von dem ich's hab, gibt keinem Bettlern und Lumpazi einen Pfennig. Er hat mir sagt, daß es eine – eine – eine – – – verteuxeli, wie heißt doch nur gleich das Worten!“
„Unterstützung?“
„Nein.“
„Ist's ein Fremdwort?“
„Ja, und ein langes zwar. Vorn klingt's wie Stiefel und hinten wie dumm.“
„Ah, ein Stipendium wohl?“
„Ja, so ist's – ein Stipendium. Also so ein Stipendium soll's sein für einen braven Burschen, der es würdig ist. Nun, bist's etwa nicht?“
„Das vermag ich nicht zu entscheiden.“
„So entscheide ich es. Du bekommst's.“
„Aber von einem Unbekannten kann ich doch kein Geld annehmen.“
„Sapperlotern! Bin ich ein Unbekannter?“
„Es ist ja nicht von dir.“
„Was geht's dich an!“
„Hm! Wenn es ein Darlehn wäre, ja, dann könnte man sich eher beruhigen.“
„Na, so beruhige dich, und halt's Maulen! Wannst's als Darlehn annehmen willst, so ist's mir auch recht. Kannst mir's ja spätern, wannst's übrig hast, wiedergeben. Ich komm indessen aller drei Tagen und hol mir die Zinsen und Prozerenten.“
„Das würde auf den Termin nicht viel ergeben. Vermutlich ist's nur ein geringer Betrag.“
„Ja, eine Million ist's freilich nicht.“
„Wieviel also?“
„Fünfhundert Markern, um den Sohn zu schaffen, und fünfundvierzig Markern für denen alten Parkaufsehern.“
„Was meinst du da? Ich verstehe dich nicht.“
„Das ist auch nicht notwendig. Wann ich Türkisch Sprech, so red' ich's für mich, aber nicht für dich. Also willst's odern nicht?“
Mutter und Sohn blickten sich fragend an.
„Sepp, Sie treiben keinen Scherz?“ fragte sie.
„Soll mich der Herrgott behüten!“
„Und das Geld ist wirklich von einem unbekannten Wohltäter?“
„Von einem Mann, der's gut geben kann und der euch noch dankbar ist, wann ihr's von ihm nehmt. Ich tät's euch gar nicht anbieten, wann ich's nicht mit meinem Gewissen ausmachen könnt.“
Die Mutterliebe, die Sorge für den Sohn siegte.
„Rudolf, Hilfe in der Not. Das reicht ja lange, lange hin, und inzwischen kannst du bessere Beschäftigung finden, vielleicht sogar deine Studien fortsetzen.“
„Das letztere nicht, liebe Mutter. Dazu ist es doch zu wenig. Aber dieses Geld würde mir eine willkommene Brücke über die jetzige Kalamität bieten. Du meinst also, daß ich es annehmen soll?“
„Verträgt es sich mit deiner Ehre?“
„Ja, denn ich nehme es nur als Darlehn an.“
„Gott sei Dank!“ seufzte sie, wie von einem schweren Alp befreit. „Nimm es! Und Sie, mein lieber Sepp, sind wirklich stets und immer ein Helfer in der Not. Sie haben schon viel, viel mehr Sorgen gelindert als mancher Millionär. Wir danken Ihnen von ganzem Herzen!“
„Bitt schön, bitt gar schön! An mir ist gar nix weitern als ein alter Wurzelkramer. Was ich tu, das tu ich halt im Auftrag von andere Leut, und da verdien ich keine Ehr und auch keinen Ruhm. Also soll ich das Geldl nur hierher auf die Bettzudecken zählen?“
„Ja, bitte“, antwortete Rudolf. „Ich werde dir dann den Schuldschein in gültiger Form ausstellen. Ich zahle fünf Prozent.“
„Du, mach's halt nicht gar zu dick! Der Herr, von welchem das Geldl ist, nimmt bloß nur drei Prozenten. Und wannst etwa nicht zufrieden bist damit, so steck ich's wiedern ein und lauf dir davon. Willst, drei?“
„Ja.“
„Schön! Nun werd ich das feuernfeste Geldschrank
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