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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gekommen war, um die Frau vom Tod zu retten.
    „Was?“ stammelte der Bauer. „Der Schulmeistern!“
    „Ja, ich bin es“, sagte der junge Mann. „Mensch, findest du denn gar eine solche Lust am Morden!“
    Anna hatte sich mühsam aufgerafft. Sie lehnte matt am Schrank, hielt die Hände an den Hals und rang nach Atem. Der Silberbauer war auch schnell aufgestanden. Er beachtete nichts und sah nichts als nur den Lehrer.
    „Verdammter Halunk!“ rief er. „Was willst hier; was hast hier zu suchen?“
    „Dich, Mörder, such ich.“
    „Was hast mit mir zu schaffen?“
    „Arretieren werde ich dich, und zwar mit viel mehr Grund, als du mich am ersten Tag arretieren wolltest.“
    „Du bist dumm im Kopf. Diese Stuben hab ich für mich baut; sie gehört mir. Pack dich hinaus, sonst fliegst von selber hinaus!“
    Er zeigte mit der Hand gebieterisch nach der Türe. Ganz selbstverständlich folgte sein Auge dabei derselben Richtung. Er ließ den ausgestreckten Arm sinken.
    „Alle Teufeln!“ rief er aus. „Auch der Wurzelsepp! Verfluchter Kerl, was hast hier zu suchen?“
    „Den Fünfhunderttalerschein, denst noch vom Feuerbalzer da liegen hast“, antwortete der Alte, indem er näher trat.
    „Oho! Du redest wohl im Traum?“
    „Nein. Hier in denen Kasten hat er legen, und da unten der Hammer, mit demst den Balzer hast derschlagen wollen.“
    „Ich versteh dich gar nimmer!“
    „Und das Geldl, wast vom Talmüller holt hast, die fremden Goldstückerln aus der Türkeien, sind wohl auch da?“
    Der Bauer hielt sich mit der Hand am Schrank fest. Er fühlte eine plötzliche große Schwäche. Und jetzt trat auch der Assessor ein. Er hatte eine Laterne in der Hand. Der Lehrer und der Sepp waren vorangegangen, um die Herren zu überzeugen, daß man ganz ohne alle Gefahr sich unter das Wasser des Wehres begeben könne.
    „Wer ist das?“ entfuhr es dem Silberbauer.
    „Dieser Herr ist der Staatsanwalt“, antwortete der Lehrer. „Ihre Rolle ist ausgespielt.“
    Es ging wie ein Krampf über das Gesicht des Bauern. Er konnte nicht begreifen, woher diese Leute kamen, wie sie in den Besitz seines so tief bewahrten Geheimnisses gekommen seien. Aber eines begriff er: Sie waren da. Es war alles verraten. Für ihn gab es keine Rettung als nur allein in der Flucht. Gelang es ihm, jetzt zu entkommen, so war es trotz seines Körperzustandes doch vielleicht möglich, der Strafe zu entgehen. Hier war seine Rolle ausgespielt, darin hatte der Lehrer recht, aber als Gefangener wollte er sich nicht durch das Dorf führen lassen.
    „Eure Rolle aber spiel ich nicht mit!“ schrie er wütend auf.
    Er sprang auf den Assessor ein und stieß ihn, der auf diesen blitzschnellen Angriff nicht vorbereitet war, zur Seite. Dadurch wurde der Eingang frei, und er schoß hinaus. Aber indem er sich nach links wendete, um zwischen Mauer und Wasser hinauszueilen, sah er zwei Männer stehen, deren einer auch eine Laterne in der Hand hatte – die beiden Ärzte.
    Sollte er mit ihnen kämpfen? Dazu gab es keine Zeit, denn da mußte er im nächsten Augenblick von hinten ergriffen werden. Wohin also sich retten? Es gab nur einen Weg, hinein in die tosende Wasserflut, welche vom Wehr herniederschoß. Der Assessor hatte sich augenblicklich wieder zusammengerafft und nach dem Ausgang gewendet. Schon streckte er seine Hand aus, um den Silberbauer zu ergreifen, da tat dieser den verwegenen Sprung und verschwand in den abstürzenden Wogen.
    „Herrgott!“ rief der Assessor erschrocken. „Das ist ja der sichere Tod!“
    „Was? Wo ist der Flüchtling?“ fragte hinter ihm der Lehrer, welcher, weil er sich im Inneren des Raumes befand, nichts gesehen hatte.
    „Hier hinein ins Wasser.“
    „Er soll uns trotzdem nicht entkommen!“
    Der junge Mann warf den Rock ab und zog sich gedankenschnell die Stiefel aus.
    „Um Gottes willen! Sie wollen ihm doch nicht etwa nach?“
    „Warum nicht? Es ist nicht so gefährlich, wie es scheint. Haben müssen wir ihn. Ich muß ihn retten. Er darf nicht ertrinken. Seine Aussagen sind uns zu kostbar. Eilen Sie wieder zurück, hinaus, um mir nötigenfalls zu helfen!“
    Ein Sprung, und die Wasser schlugen über ihn zusammen.
    „Tüchtiger Kerl!“ rief der alte Sepp. „Schnell hinaus, schnell, schnell! Sonst ersaufen's sehr leicht alle beiden!“
    Die drei Herren eilten so schnell, wie das Terrain es gestattete, zwischen Mauer und dem Wasser hin und krochen unter dem Busch wieder hinaus. Der Sepp folgte. Die Frau blieb allein

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