68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
liegt er. Das versteht sich ja ganz von selber.“
„Wollen Sie uns einmal zu ihm führen?“
„Wann 'S zu ihm wollen, meinswegen.“
„Und was wollten Sie mit diesen Kleidungstücken?“
„Auch das müssen 'S wissen? Ich hatt sie heut im Garten in die Sonn aufhängt. Nun ist's Nacht, und ich hol sie wieder ins Haus.“
„Es schien aber, als ob Sie damit fortwollten, zum Garten hinaus.“
„Fallt mir nicht eini! Ich hab nur sehen wollt, ob die Tür noch offen ist. Die muß des Nachts zugeschlossen werden.“
„Nun, sie ist noch offen. Haben Sie den Schlüssel mit?“
„Nein.“
„So werde ich selbst dafür sorgen, daß sie nachher verschlossen wird.“
„Sie? Was haben denn Sie hier im Silbergut zu befehlen?“
„Darüber werden Sie recht bald aufgeklärt werden. Kommen Sie nur!“
Als sie durch die Hintertür in das Haus traten, brachte zur gleichen Zeit der Sepp, welcher also sehr schnell gelaufen war, die beiden Gendarmen und auch den Finken-Heiner zu vorderen Tür herein.
„Da bin ich schon, Herr Assessor“, sagte er. „Und weil ich mir denkt habt, daß wir leicht Leutln brauchen, die den Wächter machen müssen, so hab ich auch den Heiner mitbracht, weil er mir begegnen tät.“
„Einen besseren Wächter gibt es allerdings nicht, als den Heiner“, erklärte Walther leise dem Beamten. „Es ist nämlich der Spezialfeind der ganzen silbernen Gesellschaft.“
Der Assessor nickte zustimmend und befahl dann den Gendarmen:
„Einer von Ihnen bleibt hier im Flur postiert, um dafür zu sorgen, daß kein Bewohner dieses Hauses dasselbe ohne meine Erlaubnis verläßt. Der andere folgt uns jetzt! Also führen Sie uns zu Ihrem Vater!“
Diese Aufforderung war an den Silberfritz gerichtet. Dieser antwortete:
„Der ist halt oben in seiner Stuben. Kommen 'S also mit.“
Sie stiegen hinauf. Eine Lampe brannt dort. Natürlich war das Bett leer.
„Nun, wo ist er denn?“ fragte der Assessor.
„Ja, wo ist er?“ rief der Sohn, sich ganz erstaunt stellend. „Er muß doch da im Bett liegen.“
„Aber wie Sie sehen, ist er fort!“
„Wie kann er fort sein? Er ist ja krank, ohne Arm! Er hat stets dagelegen ohne Verstand!“
„Wir werden ihn wohl finden. Zunächst erlauben Sie mir einmal, die Gegenstände anzusehen, welche Sie jetzt aus dem Garten geholt haben. Ah! Ein paar Stiefel! Haben die auch mit unten gehängt?“
„Ja.“
„Ein neugewaschenes Hemd und ebensolche Strümpfe. Warum mußten auch diese Gegenstände an die Luft gehängt werden?“
„Weil alles feucht worden war.“
„So! Seit wann hing das alles unten?“
„Am ganzen Tag.“
Der Assessor entfernte sich für kurze Zeit, um unten beim Gesinde nachzufragen. Als er dann zurückkehrte, sagte er:
„Es hat nicht ein einziger dieser Gegenstände im Garten gehangen. Sie haben mich belogen. Ich fordere Sie auf, mir die Wahrheit zu sagen.“
„Die hab ich sagt. Wer anders spricht, der ist ein Lügner!“
„Nun, so will ich Ihnen sagen, daß Sie diese Gegenstände für Ihren Vater bestimmt haben. Wo befindet er sich?“
„Weiß ich's!“
„Ja. Sie wissen es!“
„Ich weiß nix davon, daß ich's weiß.“
„Nun, ich kann Sie nicht zwingen, mir zu sagen, was Sie nicht sagen wollen, aber Sie veranlassen mich durch Ihre Unwahrheiten, strenger mit Ihnen zu verfahren, als ich beabsichtigte. Sie sind hiermit arretiert!“
Der Silberfritz fuhr zurück, als ob er einen Schlag erhalten hätte.
„Was? Verarretiert soll ich sein!“ rief er. „Ich, der Silberfritz, dessen Vatern der Herr von ganz Hohenwald ist!“
„Von dieser Herrschaft weiß ich nichts. Sie bleiben einstweilen hier. Sie dürfen diese Stube ohne meine Erlaubnis nicht verlassen. Der geringste Versuch, gegen meinen Befehl zu handeln, würde mich veranlassen, Sie in Fesseln zu legen. Jetzt wollen wir nach Ihrem Vater suchen.“
Fritz wurde eingeschlossen. Draußen bemerkte der Lehrer zu dem Assessor:
„Ich bin überzeugt, daß die Durchsuchung des Hauses zu keinem Resultate führt. Der Sohn wollte aus dem Garten hinaus, um seinem Vater die Sachen zu bringen. Der Bauer befindet sich also im Freien.“
„Aber wo? Ich bin übrigens ganz und gar Ihrer Meinung.“
„Jedenfalls gar nicht weit vom Garten entfernt.“
„Meinen Sie, daß ich ihn draußen suchen lasse?“
„Nein. Dadurch würde er uns sicher entgehen. Die beiden haben jedenfalls einen Ort verabredet. Wir kennen denselben nicht. Durch unser Suchen würden wir ihn nur auf uns
Weitere Kostenlose Bücher