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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zurück.
    Draußen war es dunkel. Die eine Laterne, welche der Medizinalrat in der Hand hatte, konnte nichts nützen. Er setzte sie nieder.
    Das Wasser hatte, vom Wehr zur Tiefe stürzend, sich ein tiefes Loch ausgehöhlt, in welchem es schäumende, kochende Strudel bildete. Dann aber floß es wieder ruhig zwischen den Ufern dahin.
    „Was jetzt tun? Man sieht ja nichts!“ sagte der Assessor. „Ich bin überzeugt, daß beide verloren sind.“
    „Vielleicht der Herr Lehrer doch nicht“, antwortete der Sepp. „Ich hab's sehen, daß er ein sehr guter Schwimmer ist.“
    „Aber in diesen zischenden, drehenden Wassern! Und wenn er den Bauer wirklich durch Zufall ergreift und dieser hängt sich an ihn, so ist er doch verloren.“
    „Nun, hier können's alle beide nimmer sein. Sie sind mit dem Wasser fort. Wir müssen weiter hinab.“
    Er eilte fort, und die andern folgten. Dann, als sie eine Strecke zurückgelegt hatten, blieb der Alte stehen und rief:
    „Herr Lehrern!“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Herr Lehrern! Walther! Max! Max!“
    In seiner Angst um den jungen Mann, den er so herzlich lieb hatte, nannte er ihn beim Vornamen. Er erhielt auch jetzt keine Antwort.
    „Verteuxeli! Da ist halt doch das Unglück passiert. Wann er versoffen ist, so werd ich all mein Lebtagen nimmer wieder froh! Max, Max! Hörst denn den alten Sepp nicht mehr!“
    Da antwortete in unmittelbarster Nähe die lachende Stimme des Lehrers:
    „Natürlich höre ich dich. Du schreist ja laut genug.“
    „Herr Jerum! Das ist er! Aber Mensch, warum geben 'S halt nicht gleich erst die Antworten?“
    „Weil ich den Mund voll Wasser hatte. Es ist wirklich nicht ganz ungefährlich, einen Sprung in einen so rasenden Strudel zu tun, besonders bei Nacht.“
    Er kam herbei.
    „Gott sei Dank!“ sagte der Assessor aufatmend. „So leben Sie doch wenigstens noch. Der Bauer ist natürlich ertrunken.“
    „Das ist möglich. Wenigstens bewegt er sich nicht mehr.“
    „Wie? Was? Wissen Sie, wo er sich befindet?“
    „Natürlich. Er liegt keine zehn Schritte von hier am Ufer.“
    „So hat ihn das Wasser ausgestoßen?“
    „O nein. Vom Ausstoßen ist hier keine Rede. Als ich in den Strudel sprang, fühlte ich einen festen Gegenstand, an welchen ich beim Emportauchen stieß, und griff zu. Ich hielt ihn auch fest, als ich noch einige Male zur Tiefe zurückgerissen wurde, und es gelang mir, mit ihm den Fluten zu entkommen. Es war des Silberbauers Arm, den ich ergriffen hatte. Ich schwamm mit ihm ans Ufer, und da rief auch bereits der Sepp nach mir. Bitte, kommen Sie!“
    Er führte die Herren nach der Stelle, an welcher er den Bauern liegen gelassen hatte.
    „Hier liegt er, neben diesem Busch.“
    „So werd ich gleich untersuchen, ob noch Leben in ihm ist“, sagte der Medizinalrat.
    Er bückte sich nieder, fragte aber in verwundertem Ton:
    „Wo soll er liegen? Hier?“
    „Ja. Gleich neben dem Busch.“
    „Er ist nicht da.“
    „Unmöglich!“
    Er bückte sich auch nieder und suchte. Die anderen suchten mit – vergeblich. Der Silberbauer war verschwunden.
    „Ist er etwa in das Wasser zurückgefallen?“ meinte der Assessor.
    „Nein. Der Busch steht wenigsten eine Elle vom Ufer entfernt. Bitte, warten Sie einen Augenblick, meine Herren!“
    Er eilte fort, um die Laterne zu holen, welche der Medizinalrat am Wehr niedergesetzt hatte. Als er dieselbe brachte, leuchtete er nach allen Seiten im Gras umher.
    „Er ist fort, entflohen“, sagte er. „Der Mensch ist gar nicht besinnungslos gewesen. Er hat sich nur so gestellt und sich von mir aus dem Wasser schaffen lassen, um dann zu entfliehen. Hier sehen Sie die Spur im hohen Gras. Er ist nach dem Mühlgraben hinauf. Folgen wir schnell.“
    Da das Gras hier eine ziemliche Höhe besaß, so war es leicht, der Spur zu folgen. Sie führte nach dem schmalen Steg, welcher über den Mühlgraben ging, und verlor sich dann auf festem Boden.
    „Er wird doch nicht etwa wieder unters Wehr sein!“ meinte der Medizinalrat.
    „Das kann ihm nicht eingefallen sein“, antwortete der Lehrer. „Das hieße ja, sich widerstandslos unseren Händen überliefern. Nein. Jedenfalls ist er so schnell wie möglich nach Hause –“
    „Gewiß nicht! Er ist nur nach Hause, um seinem Sohn zu sagen, was geschehen ist und wo dieser ihn zu suchen habe. Denn es versteht sich ganz von selbst, daß der Silberfritz seinen flüchtigen Vater mit Geld und anderer Kleidung und Wäsche versehen muß.“
    „Das müssen wir

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