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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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freilich nichts zu hören bekamen. Nur den im Hausflur postierten Gendarmen sahen sie, wenn sie aus der Entfernung durch die Haustüre blickten, falls diese einmal geöffnet wurde. Wenn ja einmal einem dieser Neugierigen die Zeit zu lang wurde und er sich entfernte, so trat gleich wieder ein Neuangekommener an seine Stelle.
    „Die Polizei ist beim Silberbauern!“ so sagte man. Das war aber auch alles, was man wußte. Dennoch war das für die hiesigen Verhältnisse ziemlich viel, und die Bauern hüteten sich gar wohl, schlafen zu gehen. Sie gingen vielmehr in das Wirtshaus und waren entschlossen, das Bett nicht eher aufzusuchen, als bis sie eine sichere Nachricht mit nach Hause nehmen konnten.
    Da saßen sie nun und ließen ihren Gedanken und Vermutungen freien Lauf. Und derjenige, welcher eigentlich von ihnen allen der Unterrichtetste hätte sein sollen, der Wächter, der saß bei ihnen und wußte ebensowenig wie sie.
    „Höre, Wächtern“, sagte einer, „wer ist denn eigentlich die Polizeien hier im Ort?“
    „Na, wer wird's halt sein! Ich bin's!“
    „So! Nun, so sag doch halt mal, was heut im Silberhof vorgenommen wird!“
    „Das weiß ich freilich nicht.“
    „So sollst dich schämen! Es darf kein Mensch hinein und heraus. Der Gendarm steht drin und hält die Wach, und du weißt nix davon. Geh doch mal hin und bekümmere dich um dein Amt!“
    „Das ist sehr bald sagt!“
    „Und auch sehr bald tan!“
    „Ja, fangt nur mal mit denen Gendarm an! Ich geh nicht ehern hin, als bis ich drei Schnapsen trunken hab oder vier oder fünf.“
    „Dann hast wohl Mut?“
    „Den hab ich auch jetzt schon. Aber wann ich ein Branntweinerl trunken hab, dann bekomm ich scharfe Augen und eine beredte Zungen.“
    „So trink!“
    „Kann ich denn?“
    „Nun, warum sollst nicht können?“
    „Weil ich kein Geld hab, und der Wirt pumpt mir nimmer.“
    „So zahl ich's.“
    „Das ist was anderes. Da kann ich schon trinken.“
    Als er sich dann Mut angetrunken hatte, setzte er seine Soldatenmütze auf und begab sich nach dem Silberhof. Erst war sein Gang gravitätisch, seine Haltung selbstbewußt. Aber je näher er seinem Ziel kam, desto mehr sank er zusammen und desto kleinerund langsamer wurden seine Schritte.
    Dort standen die Leute und starrten das Haus an.
    „Steht's noch immer wie vorhin, oder hat sich inzwischen was Neues begeben?“ fragte er.
    „Niemand hat was sehen oder bemerkt“, wurde ihm geantwortet. „Aber du mußt's doch besser wissen als die Leutln hier! Du bist ja die Polizeien!“
    „Ja, weißt, das verstehst halt nicht. Ich bin nämlich der Kriminale. Wann's was wichtig's gibt, einen Raubmorden oder einen Verrat ins Vaterland hinein, da muß ich dabei sein. Jedoch bei Verbrechen, die nicht wichtig sind für die Paragraphen, da bin ich nicht nötig, da inkommenderiert man mich nicht gem.“
    „Aber dennoch mußt wissen, was vorgeht.“
    „Ja, eigentlich muß man mir's melden!“
    „Schau! Man sagt dir nix! Das ist eine Beleidigungen für dich. Willst du's dulden?“
    „Nein. Zu dulden brauch ich's nicht.“
    „So geh doch mal hinein und stell die Leutln ordentlich zur Red. Oder hast kein Herz? Hast vielleicht Ängsten?“
    „Ich Ängsten? Ich weiß gar nicht, was Ängsten ist. Ich hab mich nicht mal vor meinem Vatern fürchtet, als ich noch ein kleiner Bub gewest bin. Wann er mich hat hauen wollt, hab ich ihn gleich so anbrüllt, daß er keinen Schlag tan hat.“
    „Ja, aus Ängsten hast brüllt!“
    „Schweig! Und damit's siehst, daß ich ein Herzen und Kuraschi hab, geh ich jetzund hinein.“
    Er marschierte auf die Haustüre zu und trat dort ein.
    „Was wollen Sie?“ fragte der Gendarm.
    „Ich bin der Wächtern und Polizei hier vom Ort und wollt fragen, ob ich nicht auch mitmachen kann.“
    „Was wollen Sie denn mitmachen?“
    „Alles, was es hier zu tun gibt.“
    „Schön! Wenn ich wüßte, daß Sie Ihre Pflicht gewissenhaft erfüllen werden, so würde ich Ihnen den schwierigsten Posten anweisen.“
    Das schmeichelte dem Wächter. Das erhob seine Seele.
    „Oh“, sagte er, „ich werd meine Pflicht tun, und wann's mein Leben kosten tät.“
    „Gut, so will ich Ihnen mein Vertrauen schenken. Sind Sie im Gasthof bekannt?“
    „Freilich.“
    „So marschieren Sie jetzt gradewegs hin. Sie setzen sich in irgendeine Ecke, reden mit keinem Menschen ein Wort und passen genau auf alle Leute auf, welche dort ein und aus gehen. Es wird höchstwahrscheinlich ein berüchtigter Verbrecher dort

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