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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Curty von Gulijan, welcher in den Aufzeichnungen Klausens so oft erwähnt wird.“
    „Ah? Wenn das wäre! Wenn sich das bewahrheitete!“
    „Ich möchte wetten, daß es so ist!“
    „Und ich“, sagte Anna, „könnte vieles, vieles opfern, wenn ich jenen Keller wirklich wiedersähe.“
    „Sie sollen den Talmüller sehen“, sagte der Assessor. „Dann werden wir ja erfahren, ob er derjenige ist, den Sie meinen. Also Sie sagen, daß die beiden Menschen so Strafbares verübt haben. Dürfen wir es erfahren?“
    „Ich bin ja hier, um es zu erzählen.“
    „Nun wohl, ich gestehe Ihnen gern, daß ich ganz Ohr bin.“
    Und nun begann Anna zu erzählen, Taten, welche sie belauscht, deren Zeugin sie gewesen, geheimnisvolle Ereignisse, schier unglaublich und doch in Wirklichkeit geschehen. Die beiden Hörer lauschten. Ihre gespannte Aufmerksamkeit ermüdete nicht, denn was sie hörten, war so ungewöhnlich, so hochinteressant, daß eine Ermüdung ganz unmöglich war.
    Als sie geendet hatte, sprang der Assessor von seinem Stuhl auf, schritt ganz erregt im Zimmer auf und ab und diktierte dann folgende Depesche an die Adresse des Fex nach München:
    „Komm mit dem nächsten Zug sofort nach Scheibenbad, doch laß dich von keinem Bewohner der Mühle sehen. Es ist außerordentlich Wichtiges im Werke.
    Dein Wurzelsepp.“
    Der Sepp befand sich unten in der Gesindestube bei den Dienstleuten. Diese letzteren befanden sich natürlich auch in größter Aufregung. Der Alte hatte die Aufgabe, sie möglichst zu beruhigen. Er wurde jetzt hinaufgerufen.
    „Sepp, Sie müssen mir sogleich nach der Stadt laufen“, sagte der Assessor.
    „Gern. Ich werd halt fliegen, wann's so notwendig ist.“
    „Es ist notwendig. Es handelt sich um eine Depesche, welche aufgegeben werden muß.“
    „Na, das werd ich schon versorgen.“
    „Können Sie lesen?“
    „Nein.“
    „Gar nichts?“
    „Gedruckt's buchstabier ich schon ein wengerl, wann die Buchstaben so groß sind wie meine Tabakspfeifen.“
    „Nun“, lächelte der Beamte pfiffig, „so darf ich Ihnen das Telegramm anvertrauen, ohne eine Verletzung des Amtsgeheimnisses befürchten zu müssen. Es soll nämlich ganz geheim bleiben. Nur ich allein darf es wissen. Hier ist es.“
    Er gab das Blatt dem Alten in die Hände. Dieser warf einen Blick darauf.
    „Verteuxeli! Ist's möglich?“ rief er aus.
    „Was denn?“
    „Dera Fex soll kommen, nach Scheibenbad!“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Hier steht's ja doch schrieben! Und gar mein eigner Nam darunter.“
    „Bewahre!“
    „Nicht? Sapperlotern, ich seh's ja hier!“
    „Aber Sie irren sich!“
    „Fallt mir gar nicht ein! Ich werd doch lesen können, Herr Assessorn!“
    „Ich denke, Sie können nur Gedrucktes lesen und auch das nur dann, wenn die Buchstaben die Größe Ihrer Tabakspfeifen besitzen!“
    Der Alter kratzte sich hinter dem Ohre.
    „Hm! Ja“, brummte er. „Aber wissen 'S, Herr Assessorn, das ist auch grad schrieben wie gedruckt!“
    „Und Sie lügen wie gedruckt!“
    „Donnerwettern! Das hat mir noch keiner sagt!“
    „So sage ich es.“
    „Na, von Ihnen muß ich's mir halt gefallen lassen. Und – hm, ja wissen 'S, zuweilen, wann mein Aug recht scharf ist und die Luft recht rein und durchsichtig, da kann ich auch schon mal Geschriebenes lesen, besonders wann's mich betrifft und so einen guten Freund von mir, wie der Fex es ist.“
    „Verstehe schon! Sie sind ein alter Schlaupelz. Aber glücklicherweise ein herzlicher und seelensguter Kerl.“
    „Das denken 'S? Wirklich denken 'S das? Nun, das kann mich gefreun! Und Unrecht haben 'S nicht damit. Warum aber haben 'S denn meinen Namen daruntergesetzt?“
    „Weil er nicht wissen darf, wer ihn eigentlich ruft. Auch denke ich mir, daß Ihr Name ihn herbeiziehen werde.“
    „Versteht sich, daß er kommt! Aber da muß ich doch auch hin!“
    „Das ist nicht absolut nötig.“
    „O doch! Wann der Wurzelsepp dem Fex telegrafieren tut, so ist er auch dabei, wann der Bub kommt. Herrgott, hab ich das notwendig? Jetzunder nach dera Stadt, in der Früh nach Steinegg und nachher nach Scheibenbad hinüber!“
    „Und die letztere Tour können Sie mit mir machen. Ich werde fahren.“
    „Natürlich tut der Sepp da mit. Fahren tut er schon gern, besonders wann er die Pferd und den Wagen nicht zu bezahlen hat. Also werd ich mich jetzt sofort auf die Schuhen machen. Wer aber zahlt das Geldl für die Depesch?“
    „Ich natürlich. Hier!“
    Der Sepp erhielt das Geld und

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