68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
einkehren. Den arretieren Sie sofort. Verstanden?“
„Verstanden hab ich's schon. Aber wie schaut denn dieser Verbrecher eigentlich aus?“
„Das wissen Sie nicht?“
„Ich hab ihn doch noch niemals sehen.“
„Das ist auch gar nicht notwendig. Wenn Sie ein Polizist sind, so müssen Sie auch wissen, wie ein Verbrecher aussieht.“
„Ach so! Ja, das weiß ich freilich ganz genau. Mir soll schon keiner entgehen!“
„Also gut! Eilen Sie also ins Wirtshaus, und sobald er kommt, fassen Sie ihn und bringen ihn mir hierher!“
„Schön! Sie werden bald derfahren, daß ich ihn erwischt hab.“
Er ging. Als er sich unter der Tür noch einmal umdrehte, sah er noch, daß durch die Hintertür der Assessor mit dem Lehrer und dem Müller hereinkam. Der letztere führte seinen Esel am Zügel. Sofort eilte der Polizist zu dem Gendarm zurück und fragte leise:
„Ist vielleicht der Lehrer verarretiert?“
„Unsinn!“
„Aber der Herr Assessorn macht doch denen Staatsanwalten. Und wo der ist, da wird stets einer verarretiert.“
„Nun ja. Sie sehen doch, daß der Esel arretiert worden ist.“
„Verteuxeli! Das hab ich mir doch denken könnt. Na, ich werd meinen Gefangenen auch bald bringen.“
Jetzt ging er. Als er die draußen Stehenden erreichte, wurde er gefragt, was er erfahren habe.
„Das sind heimliche Amtsgeheimnissen“, sagte er. „Wir von dera Polizeien dürfen halt nix verraten.“
Er eilte weiter. Im Wirtshaus angekommen, suchte er sofort einen Winkel auf und ließ die Tür nicht aus dem Auge. Er gab auch auf keine Frage eine Antwort. Er hielt sich ganz genau an seine Instruktion. Leider aber wollte niemand kommen, der nach seiner Ansicht das Aussehen eines berüchtigten Verbrechers hatte.
Der Assessor ließ alle Gegenstände in dasjenige Zimmer des Silberhofs bringen, welches er für sich ausgewählt hatte. Dann konnte der Müller nach der Mühle zurückkehren. Der Lehrer aber erfreute sich des Vorzugs, zum Bleiben eingeladen zu werden.
„Ihren Bemühungen ist es zum größten Teil zu verdanken, daß wir hinter die Taten des Silberbauers gekommen sind“, sagte der Beamte. „Es wäre mit lieb, wenn ich heut noch weiter auf Ihren Beistand rechnen könnte. Es gibt so viel zu lesen. Wollen Sie helfen?“
„Sehr gern.“
„So kommen Sie mit herauf.“
Nun begannen die beiden zu arbeiten. Es war noch lange nicht Mitternacht, so sahen die Neugierigen, daß der Wagen des Silberbauern vor dem Tor hielt. Der Knecht saß auf dem Bock. Ein Gendarm stieg ein und vor ihm – der Silberfritz. Der letztere war an den Händen gefesselt.
Diese Nachricht lief im Verlauf von zwei Minuten durch das ganze Dorf. Später wurde die alte Feuerbalzerin geholt. Sie blieb eine lange Zeit bei dem Assessor. Als sie wieder herauskam, sollte sie den Leuten erzählen, aber sie entzog sich den neugierigen Fragern, indem sie sich schnell entfernte.
Sodann sah man den Finken-Heiner kommen und nach fast einer Stunde wieder gehen. Auch er gab den Fragern keine Auskunft.
Gleich nach seinem Verschwinden kam eine verhüllte Frauengestalt das Dorf hinauf, huschte an den Neugierigen vorüber und trat in das Silbergut. Niemand hatte sie erkannt. Es war die Frau des Finken-Heiners. Sie wurde von dem Gendarm nach dem Zimmer des Assessors gewiesen.
Dieser empfing sie freundlich und wies ihr einen Stuhl an. Der Lehrer saß an der anderen Seite des Tisches, um Notizen festzustellen. Nachdem der Assessor sich entschuldigt hatte, daß er sie zu so später Stunde noch bemühe, fragte er, ob er erwarten dürfe, saß sie seine Fragen nach bestem Wissen beantworten werde.
„Ich werde gern alles sagen, was ich weiß, und nicht das mindeste verheimlichen“, erklärte sie.
„Sorgen Sie nicht, daß ich Sie mehr als ganz notwendig ist, belästigen werde. Ich habe Sie nicht rufen lassen, um mich über Ihre persönlichen Verhältnisse zu unterrichten. Dennoch aber wird es unvermeidlich sein, auch diese zuweilen zu berühren. Sie verließen damals Ihre Heimat in Gesellschaft des Silberbauers?“
„Ja“, antwortete sie errötend. „Damals aber wurde er noch nicht mit diesem Beinamen genannt.“
„Wie weit kamen Sie mit ihm?“
„Zunächst bis Wien, wo ich meinem Mann schrieb und wartete, von ihm meine Papiere zu erhalten. Er tat alles nach meinem Willen. Wir sind nicht katholisch und wurden wegen böswilliger Verlassung meinerseits schnell geschieden. Dann ging ich mit Klaus nach Ungarn, wo er plötzlich verschwand, und zwar
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