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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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untersucht. Sie enthielten lauter türkische Goldstücke von der Prägung eines und desselben Jahres.
    Zum Öffnen des Schranks fehlte der Schlüssel. Der Silberbauer hatte ihn einstecken. Der Hammer hätte zwar zum gewaltsamen öffnen dienen können, allein da an ihm nach Blutspuren gesucht werden sollte, so mußte man darauf verzichten. Es war im Dorf kein Schlosser vorhanden. Aber der Schmied verstand sich auch so leidlich auf Schlosserei und pflegte Schlösser durch Nachschlüssel zu öffnen, falls irgendein Bewohner des Dorfes einmal einen Schlüssel verlegt oder verloren hatte. Der Lehrer erbot sich also, nach dem Dorf zu eilen, um ihn zu holen, und erhielt gern die Erlaubnis hierzu.
    Anna, welche sich hier nicht erblicken lassen wollte, fragte, ob sie sich nicht entfernen dürfe, da der Schmied sie sogleich erkennen werde. Der Assessor gestattete es ihr unter der Bedingung, daß sie für ihn zu haben sei, sobald er ihrer Aussage bedürfe.
    Sie ging nach der Mühle, um, was ihre ursprüngliche Absicht gewesen war, ihr Lisbetherl abzuholen. Dort erzählte sie natürlich, was geschehen war, und der Müller hatte nichts Eiligeres zu tun, als nach dem Wehr zu gehen. Er kam gerade mit dem Lehrer und dem Schmied dort an, blieb aber draußen stehen, um sich nicht aufdringlich zu zeigen und infolgedessen zurückgewiesen zu werden.
    Der Schmied war höchlichst verwundert, zu sehen, daß sich unter dem Wasser des Wehrs eine so geheimnisvolle Kammer befand. Er öffnete mit Hilfe seines Dietrichs den Schrank mit Leichtigkeit, erhielt seine Bezahlung und durfte dann gehen, wurde aber angewiesen, jetzt noch zu keinem Menschen von dem zu sprechen, was er hier gesehen hatte.
    Der Assessor öffnete nun ein Kästchen nach dem andern. Sie alle enthielten Geld in verschiedenen Sorten mehrerer südlicher Länder, außerdem Uhren, Ringe und andere Gold- und Geschmeidesachen.
    „Wie das Lager eines Pfandleihers“, sagte der Medizinalrat.
    „Oder vielmehr wie der geheime Schatz eines Einbrechers“, antwortete der Assessor. „Jeder Gegenstand ist mit einer Nummer versehen, und in jedem Kästchen liegen Blätter mit Bemerkungen über die verschiedenen Nummern. Hören Sie zum Beispiel.“
    Er nahm ein Blatt und las vor:
    „Nummer elf. Ein goldener Ring mit Rubin. In der Pußta Kobro der reichen Bäuerin Emzcvary abgenommen.
    Nummer vierzehn. Busennadel des Weinhändlers Terecky. Wollte schießen, kam aber nicht dazu.
    Was sagen Sie zu solchen Aufzeichnungen, meine Herren?“
    Auf diese Frage des Assessors antwortete der Medizinalrat kopfschüttelnd:
    „Das klingt ganz so, als ob wir es hier mit einem neuen Räuberhauptmann Schobri zu tun hätten.“
    „Ja. Und ich bin der Ansicht, daß er in früheren Jahren dieses verbotene Geschäft betrieben hat. Jedenfalls werden die Papiere, welche hier zu finden sind, Aufschluß darüber geben. Natürlich können wir alle diese Gegenstände nicht hier lassen. Ich werde sie in Verwahrung nehmen und nach dem Silberhof schaffen lassen, wo ich für diese Nacht mein Hauptquartier aufschlagen werde. Es versteht sich ganz von selbst, daß ich nicht eher Hohenwald verlasse, ja, nicht eher schlafen gehe, als bis ich Einsicht in sämtliche Papiere und Effekten genommen habe. Leider habe ich niemandem, der mir die Sachen fortschaffen könnte.“
    „Draußen steht der Müller“, bemerkte der Lehrer. „Der wird sehr gern bereit dazu sein.“
    Als der Genannte befragt wurde, gab er seine Zustimmung. Er ging nach der nahen Mühle und brachte Peter, seinen alten Esel, herbei. In den zwei Körben, welche dieser rechts und links trug, fanden alle vorgefundenen Gegenstände Platz.
    So setzte sich der Zug in Bewegung. Selbst der Medizinalrat ging nicht nach der Mühle, wo er doch sein Quartier hatte, sondern er begab sich mit dem Kollegen noch einmal zum Feuerbalzer. Dieser lag in einem gelinden Wundfieber, eine ganz natürliche, aber unbedenkliche Folge der Operation, welche heute an ihm vorgenommen worden war. Seine Mutter wollte gern erfahren, was sich indessen ereignet hatte, bekam aber nichts zu hören.
    Als der Assessor mit dem Lehrer und dem Müller am Garten des Silberhofs anlangte, erfuhren sie, daß der Bauer sich nicht hatte sehen lassen. Vielleicht hatte er sich doch möglichst nahe herangeschlichen und da bemerkt, daß er abgelauert werden solle.
    So geheim man den ganzen Vorgang gehalten hatte, er war doch ruchbar geworden.
    Draußen vor dem Silbergut standen viele Neugierige, die aber

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