68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
ich wohl erfahren?“
„Kann möglich sein. Will nur erst noch dieses runde, kleine Napfkücherl probieren.“
„Napfkücherl? Das ist ein Makkaronitörtchen.“
„Schau, ein Törtchen! So, so! Törtchen! Das klingt schön, ganz so wohlschmeckend! Beißt man denn da so kleine Bisserln abi, oder steckt man's gleich ganz in denen Schnabel hinein?“
„Nach Belieben.“
„Nun, so mag's ganz verschwinden. Je weniger Arbeit, desto größer die Freud! Verdammi, verdammi! Dieses Törtchen ist nicht übel. Zwar für meine Tabakszungen ist's wohl ein bisserl zu fein, aber süß ist's doch wie ein Busserl. So, jetzund bin ich fertig, und nun kann ich alleweil Red und Antwort stehen.“
Er war vom Stuhl aufgestanden und trat ihr langsam näher. Es war nicht seine Weise, an der Tür stehenzubleiben. Wer sich seine Herzlichkeit nicht gefallen lassen wollte, nun, zu dem kam er eben nicht wieder.
„Gleich, gleich!“ sagte sie.
Sie hob das Skizzenbuch empor und hielt es etwas von sich ab, um die Wirkung zu taxieren. Da konnte auch der Sepp sehen, was sie gezeichnet hatte. Es war ein männlicher Kopf.
„Himmelsakra!“ rief er aus.
Er hatte nämlich Rudolf Sandaus Züge erkannt, und da war ihm der unvorsichtige Ausruf entschlüpft.
„Was ist? Worüber erschrickst du?“ fragte sie, indem sie sich zu ihm umdrehte.
Er konnte ihr doch nicht die Wahrheit sagen, und in dem Augenblick fiel ihm aber auch nichts ein. In seiner Verlegenheit kratzte er sich am Bein und antwortete:
„Ja, wissen 'S, da hab ich mich unterwegs auf einen Baumstamm setzt, um auszuruhen, und da ist mir halt so ein schwarzes, großes Roßameiserl unter die Hosen krochen, und das zwickt mich nun in einemfort.“
Sie errötete doch ein wenig.
„Aber Sepp!“
„Was denn?“
„Das erzählt man doch nicht!“
„Warum nicht? Wenn Sie mich fragen, warum ich schrei, so muß ich's auch doch sagen! Oder darf man von denen Ameisen nix derzählen? Ich kann doch nicht Lügen machen und sagen, daß mir ein Alefant hineinkrochen ist, wenn's nur ein Ameiserl ist.“
„Da hast du freilich recht“, lachte sie. „Schau doch einmal her. Hier habe ich einen Kopf gezeichnet. Wie gefällt er dir?“
Er stellte sich rechts und links, neigte den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite, zog die Brauen hoch empor, machte erst das rechte und dann, als er dieses wieder geöffnet hatte, das linke Auge zu, strich sich den Bart, räusperte sich und sagte dann:
„Wie der Kopf mir gefallt? Hm! Gar nicht.“
„Wie?“ fragte sie erstaunt.
„Gar nicht“, wiederholte er.
„Warum denn nicht?“
„Weil's gar keinen solchen geben kann.“
„Woher weißt du das?“
„Das sehe ich schon, so ein bildsauberer Bub kommt im Leben gar nicht vor. Das ist nur ein Kopf aus der Phantasie. Oder wär's von einem Bub wirklich abmalt?“
Sie wechselte doch die Farbe ein wenig.
„Nein“, antwortete sie; „es ist allerdings ein Phantasiestück.“
„Hab ich's nicht gleich sagt! Ja, der Sepp, der versteht sich schon auf die Porträten.“
„Also er gefällt dir wirklich nicht?“
„Eben weil's nur nach dere Einbildungskunst ist. Wär's aber ein Konterfei, nachher könnt es mir freilich gefallen. So ein Bub! Verteuxeli! Gradso hab ich ausgeschaut damals, als ich noch jung gewest bin.“
Sie lachte hell auf.
„Grad so?“
„Ja. Vielleicht noch was hübscher.“
„Und vorhin sagtest du, es könne in Wirklichkeit gar keinen so hübschen Kopf geben!“
„Jetzund, in dere neuen Zeiten. Früher aber waren hübsche Buben viel häufiger als heut. Seit aber die hübschesten von damals nicht heiratet haben, ist's mit dera männlichen Schönheit ganz alle worden.“
„Ach so! Du bist ja unverheiratet.“
„Ja, und das ist mein Glück.“
„Warum?“
„Wann ich verheiratet wär, das wär meiner Frau ihr Glück.“
„Du bist unverbesserlich. Also jetzt bin ich mit dem Phantasiekopf fertig. Nun können wir von deiner Angelegenheit sprechen, in welcher du gekommen bist.“
„Es ist nicht meine, sondern die Ihrige.“
„Wieso?“
„Ich hab hört, daß Sie eine Annoncen in die Zeitung setzt haben, von wegen einem, der Ihnen helfen soll, das Schloß herrichten.“
„Ja.“
„Haben sich welche meldet?“
„Mehrere. Ich hab aber noch keine Entscheidung getroffen.“
„Das ist sehr gut. Ich weiß nämlich einen, und zwar einen gar Braven.“
„So! Du willst mir ihn wohl empfehlen?“
„Ja, das will ich wohl, wenn Sie mir's nicht
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