68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
da können 'S schon ruhig sein. Er hat sagt, daß er da viele Liebe funden hat. Dann hat er einen Gönnern kennenlernt, der hat ihn auf die Schulen tan, daß er hat Lehrern werden könnt.“
„Welch eine Fügung! So hat Gott mehr Mitleid mit ihm gehabt als seine Mutter. Mein Heiland! Was wird er von dieser Mutter denken.“
„Das will Ihnen wohl Sorgen machen?“
„Wie schwere, wie große!“
„Nun, so werfen 'S diese Sorg nur immer zum Fenstern hinaus! Der Maxerl ist halt ein gar braver Kerlen und denkt von seiner Muttern gar nix Böses. Er hat eine gar große Sehnsuchten nach derselben und wird ganz glücklich sein, wann er sie nur sehen kann.“
„Wirklich, wirklich?“
„Ja, er hat sagt, daß sie arm sein kann wie eine Bettelfrauen. Dann will er für sie arbeiten und so gut zu ihr sein, daß sie alles Herzeleiden vergißt, was sie im Leben derfahren hat.“
„Das, das hat er gesagt?“
„Oh, noch viel, viel mehr!“
„Herr mein Gott, ich danke dir! So einen Sohn bin ich nicht wert! Ich habe mich so schwer an ihm versündigt, daß ich ihm gar nicht unter die Augen treten darf!“
„Na, wo denkens da eigentlich hin! Den Max seine größte Ängsten ist, daß der Vatern und die Muttern schon storben sind. Welch eine Freuden, wann ich ihm die Muttern bring.“
„Die ihm nicht einmal sagen kann, wer sein Vater ist!“
„Was das betrifft, so lassen 'S nur den Wurzelsepp sorgen. Der wird den Luftikussen schon so ausfindig machen, daß er ihn beim Schopf derfassen und an den Haaren herbeischleppen kann. Es munkelt so eine geheime Stimm in meiner Seel, daß ich ihn schon bald derwischen werd. Wissen 'S, da fällt mir was ein. Haben 'S schon mal einen Steckbriefen gelesen?“
„Ja.“
„So ein Steckbriefen kommt in die Zeitungen, wann ein schlechter Kerlen, ein Verbrechern, sucht und funden werden soll. Der Curt von Walthern aber ist ein Verbrechern. Er hat Ihnen was vorgeschwindelt; er ist also ein Betrügern.“
„Willst du etwas haben, daß wir ihn steckbrieflich durch die Polizei suchen lassen?“ fragte sie unter einem leisen Lächeln.
„Durch die Polizeien nicht, sondern durch den Wurzelseppen. Bei so einem Steckbriefen steht alleweilen auch ein Signalementen. Jetzt wollen wir auch eins machen, damit ich ihn gleich kenne, wann ich ihn seh. Können 'S sich vielleicht noch derinnern, wie er damals ausschaut hat?“
„Als ob es noch heut wär. So eine Person prägt sich dem Gedächtnis unauslöschlich ein. Aber was soll es dir nützen, wenn ich ihn dir beschreibe?“
„Gar sehr viel.“
„Er ist damals jung gewesen und muß also jetzt ein ganz anderes Aussehen haben.“
„Meinst? Ja, ältern wird er nun wohl ausschaun als dazumalen; aber es gibt doch Dingen, welche auch beim Alter nicht anderst werden. Wann er zum Beispiel schwarze Augen habt hat, so werden die nicht indessen rot worden sein und die blonden Haaren blau. Verstanden? Also sagen 'S doch mal, wie alt er damals war!“
„Grad dreißig Jahre.“
„So ist er jetzt fünfzig. War er lang und stark?“
„Nein, sondern mittlerer Statur.“
„Die Haaren?“
„Blond.“
„Augen?“
„Blau.“
„Zähnen?“
„Vollständig und gut.“
„Hatte er Bart?“
„Ein Schnurrbärtchen. Aber ich kann mir nicht denken, daß dies zu etwas führen soll!“
„Warum nicht? Lassen 'S nur den alten Wurzelsepp gehn. Der weiß schon, warum er so fragen tut. Sagen 'S lieber, ob er vielleichten so ein besonders Kennzeichen habt hat, woran man ihn erkennen kann.“
„Das hatte er allerdings. Er hatte sich als Student einmal auf der Mensur befunden –“
„Was ist das für ein Ding?“
„Zweikampf. Zwei stehen auf der Mensur, das bedeutet so viel wie, sie stehen voreinander, um zu kämpfen.“
„Welch eine Dummheiten! Mensur! Kann man da nicht lieber gleich sagen: Sie fangen eine Rauferei oder Keilerei an? Nun weiter!“
„Dabei hat er einen Säbelhieb über den Kopf erhalten. Die rote Narbe davon geht über die linke Stirn fast bis in das Auge hinein.“
„Wann's lieber was tiefer in den Kopf eindrungen wär, so wär's aus gewest mit ihm und er hätt kein braves Dirndl betrügen könnt! Also eine Narben hat er! Das muß man sich merken. Das kann leicht dazu führen, daß ich ihn entdecken tu.“
„Sei nicht zu sanguinisch mit deinen Hoffnungen.“
„Warum soll ich nicht hoffen? Ich komm halt gar weit im Land herum, und da ist's leicht möglich, daß ich mal einen treff, der eine rote Narbe auf der Stirn hat.
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