68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
große Freuden über ihn haben, wann 'S ihn sehen.“
„Ich bin ganz entzückt, lieber Sepp. Natürlich muß ich ihn gleich morgen sehen.“
„So! Da haben 'S das Ding freilich sehr eilig!“
„Ich darf keine Stunde länger zögern, als unbedingt nötig ist. Ich habe ihn und er hat seine Mutter so lange entbehrt, daß ich keine Minute verlieren darf, mich mit ihm zu vereinigen.“
„Recht haben 'S da gar sehr. Und passen tut's morgen doch auch, denn da gibt's keine Schulen, weil ein Feiertag ist. Aber im Amt ist er da auch, weil er in der Kirchen die Orgeln schlagen muß.“
„Desto besser. So kann ich sein Spiel hören und ihn sehen, ohne daß er mich bemerkt. Wir müssen also beizeiten aufbrechen, Sepp. Hörst du?“
„Ja, das hör ich schon. Aber wann wir so gar früh fort wollen, so müssen 'S den Wein recht bald bringen, Frau Bürgermeisterin, sonst ist morgen die Kirchen anfangen und ich hab noch immer keinen.“
„Du hast recht“, lächelte sie. „Ich denke nur an mich und nicht an dich.“
„Freilich! Und doch ist mir von dem vielen Sprechen und Derklären die Kehlen so trocken wie eine alte Feueressen. Den Ruß muß ich schnell hinabspülen.“
Sie war jetzt eine ganz andere als vorher. Die Gewißheit, den Sohn zu sehen, verlieh ihr eine ganz jugendliche Spannkraft. Ihre Wangen hatten sich gerötet, und ihre Augen leuchteten. Es war nach langer Leidenszeit neue Lebenskraft und neuer Lebensmut über sie gekommen.
Sie holte den versprochenen Wein, und während sich der Sepp denselben schmecken ließ, mußte er von Max Walther erzählen, so viel er von demselben wußte. Nur das Abenteuer am Mühlenwehr verschwieg er. Als er erzählte, wie Walther gleich bei seiner Ankunft so mannhaft aufgetreten sei, war die Bürgermeisterin wirklich stolz auf den Sohn und fühlte sich so glücklich, wie noch niemals in ihrem ganzen Leben.
Sie trennten sich sehr spät, waren aber dennoch bereits sehr beizeiten wach. Die Bürgermeisterin zog sich nur sehr einfach an, und dann begaben sie sich auf den Weg. Es fiel der braven Frau gar nicht ein, sich darüber zu schämen, daß sie an der Seite des armen Wurzelhändlers durch das kleine Städtchen ging. Der Sepp war auch hier bekannt und von allen Leuten geachtet.
DRITTES KAPITEL
Ein Sohn findet seine Mutter
Der Weg nach Hohenwald führte den Berg hinauf, an dem Schloß vorüber und dann durch den Park, welcher zu dem letzteren gehörte. Dann senkte er sich wieder abwärts, bis er in der Nähe der Mühle aus dem Wald trat und man Hohenwald vor sich liegen hatte.
Als beide am Schloß vorübergingen, blieb der Sepp einen Augenblick stehen und fragte:
„Ich hab hört, daß Schloß Steinegg verkauft ist. Wie heißt der jetzige Besitzern?“
„Es ist ein Baron von Alberg.“
„Aus der hiesigen Gegend?“
„Nein. Er ist noch niemals hier gewesen. Er bekleidet eine hohe Anstellung in Wien, wo er von seinen Pflichten so festgehalten wird, daß er nicht selbst kommen konnte, sondern seine Tochter geschickt hat, um die Einrichtung des Schlosses zu beaufsichtigen.“
„Was für ein Dirndl ist sie, diese Tochtern?“
„Eine liebe, gute, junge Dame. Ich bin sehr oft mit ihr zusammen und habe sie wirklich herzlich liebgewonnen. Natürlich ist auch sie noch niemals hier gewesen.“
„So kenn ich sie halt nicht.“
„Nein. Aber du wirst sie gleich kennenlernen, denn dort kommt sie.“
Sie waren am Gebäude des Schlosses vorübergekommen und hatten den Park erreicht. In einiger Entfernung vor ihnen trat Milda mit Asta aus einem Seitenpfad auf den Hauptweg heraus. Sie hatten einen Morgenspaziergang gemacht und kamen den beiden langsam entgegen.
„Welche ist's?“ fragte der Sepp.
„Die Schlanke.“
„Und wer ist die andere?“
„Ein Fräulein von Zolba, welche den astronomischen Namen Asta führt.“
„Solche Namen können mir niemals gefallen. Wenn einer sich immer bei so einem vornehmen Namen nennen hört, so wird er endlich gar selber vornehm und stolz. Das ist wohl auch bei der der Fall, denn sie schreitet so ganz besonderbar einher, grad als wanns in jeder Taschen eine Million stecken hatt.“
„Ja, stolz ist sie. Sie hat mich gestern, als ich ihr vorgestellt wurde, fast gar nicht angesehen.“
„So, dann mag sie nur höflich danken, wenn ich sie jetzt grüß, sonst sag ich ihr meine Meinung.“
„Das wirst du nicht tun. Solche Leute läßt man in ihrem Hochmut gehen.“
„Ich werd sie auch gehen lassen. Ich halt sie nicht fest, aber
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