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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Den werd ich dann gleich beim Schopf nehmen. Und nun sagen 'S mal auch, wie Ihr Namen vorher gewest ist, bevor Sie den Mann geheiratet haben!“
    „Mein Vater hieß Hiller, ich also Bertha Hiller. Aber ich bin überzeugt, daß du diese Erkundigungen ganz umsonst einziehst. Ich werde mir, wie bisher, auch fernerhin Mühe geben, den Vater zu vergessen, und lieber meine ganze Aufmerksamkeit dem Sohn zuwenden. Noch habe ich dich ja nicht nach einer der Hauptsachen gefragt. Wo hast du Max getroffen?“
    „Das hab ich bereits gesagt, nämlich im Wasser, wo er baden tat.“
    „Bitte, scherze jetzt nicht!“
    „Na, so will ich mal ernst sein und Ihnen den Ort nennen. Freuen werden 'S sich aber wohl nicht sehr darüber, denn er ist weit von hier, sehr weit.“
    „Das schadet nichts! Mag es noch so weit sein, ich reise hin. Und wenn's in Amerika und noch weiter sein würde, so suchte ich meinen Sohn auf. Ich muß ihn sehen; ich muß ihn haben. Ich muß ihn um seine Verzeihung bitten und möglichst wieder gutmachen, was ich an ihm verbrochen habe. Da kann mir kein Weg zu lang und kein Meer zu breit sein!“
    „Na, schlimm ist's freilich nicht. Übers Wassern brauchen 'S nicht, und auf der Eisenbahn brauchen 'S sich auch nicht zu setzen, denn Sie können 'S schon recht gut mit den Füßen derlaufen. Sie brauchen halt nur da über den Berg zu steigen, so sind 'S halt gleich schon dort.“
    „Da hinüber, also in Bayern?“
    „Ja, freilich.“
    „Geht es durch viele Orte?“
    „Nein, sondern es ist gleich der erste.“
    „Das wäre ja wohl Hohenwald?“
    „Das ist's. Dort ist er.“
    „In Hohenwald! Das ist ja ein wahrer Spaziergang von wenig über einer Stunde! Also dort ist er, so nahe, und ich habe nicht die mindeste Ahnung davon gehabt!“
    „Er ist erst seit kurzer Zeit dort.“
    „So! Und – aber, da fällt mir ein: Hohenwald ist so verrufen. Ich glaube, gehört zu haben, daß die dortige Schulstelle eine sogenannte Strafstelle ist?“
    „Das ist freilich wahr.“
    „Mein Gott! Das erschreckt mich! Hat er einen Fehler begangen? Hat er sich das Mißfallen seiner Vorgesetzten zugezogen?“
    „Der? Na, dem fallt das gar nimmer ein! Der ist ein Kerlen, der Haaren auf denen Zähnen und Federn am Buckel hat! Wann der noch eine kleine Weilen in dem Hohenwald ist, nachher wird die Schulstellen bald keine Strafstellen mehr sein.“
    „So! Also ist er brav?“
    „Und was für ein Braver! Da könnt ich gar viel bereits erzählen, wann ich nur wollt.“
    „Natürlich mußt du das! Ich will alles hören, was du von ihm weißt.“
    „Na, meinetwegen. Aber es ist heut schon so spät worden, und ich muß nun nach denen Gasthöfen, sonst find ich keinen Platz zum Schlafen.“
    „In den Gasthof lasse ich dich nicht. Du mußt bei mir bleiben. Du mußt alles berichten. Ich werde noch eine Flasche Wein holen.“
    „Ja, Frau Bürgermeisterin, das ist freilich der allerbeste Gedank, den 'S heut gehabt haben. Wann 'S mir noch ein Weinerl vorsetzen, nachher bin ich nicht fortzubringen.“
    „Gut, also du bleibst! Sage mir aber noch schnell, wie er aussieht!“
    „Na, wie soll er halt ausschaun? Die Beine hat er unten und den Kopf oben, wie alle Menschen und Schulmeistern.“
    „Bitte, bleib ernsthaft!“
    „Na, das bin ich schon! Ich seh bereits, daß ich ihn beschreiben muß fast auch wie in einem Steckbriefen.“
    „Das ist nicht nötig. Ich muß nur wissen, ob er gut aussieht und wohl und gesund.“
    „Na freilich! Er ist nicht gar zu groß und stark, aber auch nicht klein und schwach, wissen 'S, so eine brave Mittelsorten. Haaren und Augen schwarz, das hat er von seiner Muttern. Und dabei hat er eine Körperkräften, die zum Verstaunen ist. Und er sieht auch gar nicht so aus wie ein Dorfschulmeistern; er hat ein ganz anders Aussehen, viel gelehrter und vornehmer. Wann man ihm zum ersten Mal begegnet, muß man bereits einen großen Respekt vor ihm haben. Auch mehr lernt hat er, als ein Schulmeistern, viel mehr. Er ist sogar ein Dichtern worden wie der Schillern und Göthen. Er hat dem Elefanten-Hans ein Gedicht macht mit viel Wassern und großen Bäumen und Elefanten und auch einen Geist dazu. Das bringt gar nicht ein jedern fertig. Und nachher hat er auch ein Stück aufs Papieren bracht, was im Theatern spielt werden muß; das wird halt ein Krama nannt.“
    „Drama, meinst du!“
    „Ja, so mag's sein. Ich weiß das Worten noch nicht so genau, weil ich noch selbst kein solches Lama schrieben hab. Sie werden eine

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