68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
demselben Stoff auch wie andere Leut, und wannst stirbst, so fängst auch an zu riechen, so daß man dich fortschaffen muß. So eine Eiernudeln wie du wird auch nur gefressen. Und nun schau, daßt fortkommst! Du machst ja ein Gesichten, als ob die Gans den Schneemuff verschlungen hätt!“
Er drehte sich um und eilte der Bürgermeisterin nach, welche von dieser Unterhaltung nichts gehört hatte. Es fiel ihm gar nicht ein, zurückzuschauen, um zu sehen, welchen Eindruck seine Strafrede gemacht habe.
Dieser war allerdings ein gewaltiger, denn Asta fühlte sich einer Ohnmacht nahe.
„Das – das – das – ah, hast du gehört?“ stammelte sie.
Milda nickte nur. Der Alte war ihr sympathisch gewesen, und der Freundin gönnte sie diese Zurechtweisung. Freilich hätte dieselbe nicht gar so grob kommen sollen.
„Also Wurzelsepp, Wurzelsepp!“ rief Asta. „Er kommt aus der Stadt, er muß also dort wohnen. Ich werde sofort zur Polizei gehen, um ihn bestrafen zu lassen.“
Sie eilte fort und ließ Milda stehen.
Mittlerweile war der Sepp mit seiner Begleiterin weitergegangen. Sie versuchte zu erfahren, was er mit der Baronesse zu sprechen gehabt habe, doch verschwieg er es.
Der Weg führte durch den Wald. Bald ging ein Seitenpfad rechts ab. Sepp bog in denselben ein.
„Das ist doch nicht der richtige Weg“, sagte sie. „Wir müssen geradeaus gehen.“
„Kommen 'S nur immer mit“, antwortete er. „Oder fürchten 'S sich, mit dem Sepp allein im Wald zu sein?“
„Nein. Dazu habe ich keine Veranlassung.“
„Dann gehen 'S nur mit. Ich muß Ihnen was zeigen.“
„Was?“
„Einen Mann, der da drinnen wohnt.“
„Warum?“
„Das werden 'S bald derfahren. Gestern am Abend haben 'S von dem Beyer sprochen, der Tagearbeitern gewest ist. Deshalben geh ich jetzunder hier in den Wald hinein.“
Er schritt rasch aus, um weiteren Fragen vorzubeugen, und sie mußte folgen.
Nach mehreren Windungen des Weges kamen sie an eine von Bäumen befreite Stelle, an welcher eine alte sehr baufällige Hütte stand. Diese hatte nur zwei sehr kleine Fenster. Sepp klopfte an die Tür.
„Wer da?“ fragte drinnen eine mürrische Stimme.
„Der Wurzelsepp.“
„Gleich!“
Es dauerte eine Minute, bevor die Tür geöffnet wurde, dann kam ein langer, hagerer, kahler Kopf zum Vorschein.
„Bist auch wieder mal da?“ erklang es unter der spitzigen Nase heraus.
„Das siehst ja, wannst mich anschaust!“
„So komm herein.“
„Heut bleib ich heraußen. Ich werd gar nicht lang bleiben; ich hab nur den Waldheger was fragen wollt.“
„So frag!“
Der Mann trat jetzt heraus. Er hatte trotz seiner schmalen, scharfen Gesichtszüge doch das Aussehen eines sehr gutmütigen Menschen. Die Bürgermeisterin stand seitwärts, so daß die offene Tür sich zwischen ihm und ihr befand, darum sah er sie nicht.
„Kennst vielleicht den neuen Herrn Lehrern?“ fragte der Wurzelsepp.
„Da ist immer ein neuer da, aber keiner taugt was. Jetzt wohl wieder?“
„Ja.“
„Den hab ich noch gar nicht sehen. Was kümmert mich der Lehrer? Ich geh nicht mehr in die Schulen.“
„Vielleicht tät er dich doch was verinteressieren. Nicht wahr, du bist früher Tagearbeiter gewest?“
„Freilich. In der Gegend von Regensburg ist's gewest.“
„Wo da?“
„Am Wasser aufwärts, beim Einödbauern, der damals Günther heißen hat.“
„So, also so! Und da kümmerst dich nicht um den neuen Herrn Lehrern? Das ist wunderbar.“
„Warum wunderbar?“
„So hast auch wohl noch nicht gehört, wie er heißt?“
„Ich hab schon sagt, daß er mich nix angeht. Er mag heißen, wie er will.“
„Na, wirst gleich anderst denken, wann ich dir den Namen sag. Er heißt nämlich Max Walthern.“
Die lange Gestalt des Waldhegers fuhr kerzengerad empor.
„Max Walthern?“ sagte er. „Alle Teufeln! Sollt das etwa der Bub sein, welcher –“
„Nun welcher? Was stehst nun da und sperrst's Maul sperrangelweit auf?“
„Weil der Namen mir freilich bekannt ist.“
„Hab's auch denkt.“
„Wieso kannst du's dacht haben?“
„Weil ich weiß, daßt mal einen Buben gefunden hast, der grad so geheißen hat!“
„So! Da möcht ich auch fragen, wie du das derfahren hast. Übrigens hab ich den Buben nicht funden, sondern er ist mir grad nur so vor die Tür legt worden. Auf einem Zettel hat der Namen standen, und am Hals hat er ein Kreuzerl habt. Ich bin ein armer Wurm west, fast noch ärmer als jetzund, und hab den Buben ins Waisenhaus
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