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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herab auf uns.“
    „So will ich ihn einmal aufsuchen.“
    Er stieg die Treppe empor. Droben öffnete der Heiner bereits die Tür.
    „Der Herr Ludwigen“, sagte er. „Das ist gar schön, daß Sie mal zu uns kommen. Ich bin mit dem Sohn allein. Die Lisbeth ist mit –“, er wollte sagen, ‚mit ihrer Mutter‘, schluckte aber die Worte wieder zurück – „nach der Mühlen gegangen. Hier ist mein Bub, den 's den Elefanten-Hans nennen, weil er so gern so große Tieren malt.“
    Der Jüngling saß bleich und matt wie gewöhnlich in seinem Stuhl.
    Er hatte ein von dem Lehrer geliehenes Buch vor sich. Seine großen, intelligenten Augen richteten sich mit demütig forschendem Blick auf die gewaltige Persönlichkeit des Königs. Dieser winkte ihm freundlich zu und fragte:
    „Könnte ich nicht vielleicht etwas sehen, was Sie gezeichnet haben, junger Freund?“
    „Oh, sehr viel!“ antwortete Heiner an Stelle seines Sohnes. „Das steht auf vielen hundert Blättern.“
    Das Gesicht des Sohnes war leicht gerötet. Er machte eine abwehrende Handbewegung gegen den Vater und sagte:
    „Nein, das zeig ich nicht mehr her. Das taugt ja alles nix, gar nix. Das hab ich einsehen, seit der Herr Lehrern mich unterrichtet und seit ich in seinen Büchern les. Das neue, das Pastellbild, wird wohl besser; aber ich kann's auch noch nicht herzeigen, denn es ist noch nicht fertig.“
    „Ich will Sie keineswegs dazu zwingen“, sagte der König. „Aber ich darf vielleicht erfahren, welchen Gegenstand es behandelt.“
    „Ja, das kann ich schon sagen. Ich hab ein Bild zu zeichnen über ein Gedichten, welches der Herr Lehrern macht hat.“
    „Erlauben Sie mir, es zu lesen?“
    „Er wird wohl nix dagegen haben, wann ich's Ihnen mal zeig.“
    „Geben Sie es mir getrost. Ich werde es bei ihm verantworten. Wir sind gute Freunde.“
    „So sollen Sie es gern haben. Hier ist's.“
    Der König erhielt das Blatt. Er las:
    „Es treibt die Fanna heimatlos
Auf der bewegten Flut,
Wann auf dem See gigantisch groß
Der Talha Schatten ruht.
    Er breitete die Netze aus
Im klaren Mondenschein,
Sang in die stille Nacht hinaus
Und träumte sich allein.
    Da rauscht' es aus den Fluten auf
So geistergleich und schön;
Er hielt den Kahn in seinem Lauf
Und ward nicht mehr gesehn.
    Nun treibt die Fanna heimatlos
Auf der bewegten Flut,
Wann auf dem See gigantisch groß
Der Talha Schatten ruht.“
    Der König ließ die Hand, in welcher er das Blatt hielt, langsam niedersinken und blickte still durch das niedere Fenster hinaus. Die Anwesenden sagten kein Wort. Der Ausdruck seines Gesichts sagte ihnen deutlich, daß er jetzt im Geiste mit dem Inhalt der soeben gelesenen Strophen beschäftigt sei. Sein Auge hatte einen sinnenden und doch beinahe begeistert glänzenden Blick. Er nickte dann leise und wie zustimmend mit dem Kopf und sagte:
    „Wer es nicht versteht, der kann dieses Gedicht nicht würdigen. Es ist ein geistreiches Gemälde einer südlichen, fremdartigen Landschaft, in kurzen, kräftigen und doch so tief durchdachten Worten – ein Meisterstück, welches eben nur von Meistern beurteilt werden kann.“
    Das hatte er wie zu sich selber gesagt. Dann wendete er sich wieder zu dem Elefanten-Hans:
    „Und nach diesen Worten wollen Sie ein Gemälde anfertigen, mein junger Freund?“
    „Ja“, nickte der Gefragte. „Eine Pastellzeichnung.“
    „Und haben weder eine Akademie besucht noch irgendeinen namhaften Künstler zum Lehrer gehabt! Wissen Sie, daß Sie sehr kühn sind?“
    „Ja, das weiß ich halt gar wohl, und darum zeig ich das Bild auch keinem Menschen. Nur der Herr Lehrer darf es sehen.“
    „So! Das ist bei aller Kühnheit doch bescheiden und vorsichtig.“
    „Freilich, vorsichtig muß man halt bei einer solchen Sachen sein, wenn man nicht ausgelacht werden will.“
    „Nun, ob Sie ausgelacht werden würden, das bezweifle ich doch. Ich glaube nicht, daß es hier irgendeinen gibt, der das Zeug hätte, über einen Versuch lachen zu dürfen. Daß Sie sich an ein so schwieriges Sujet wagen, beweist, daß Sie entweder ein großer Dummkopf sind oder ein Genie besitzen. Wenn ich Sie so ansehe, möchte ich glauben, daß das letztere der Fall sei.“
    Hans errötete.
    „Das sangen 'S halt gar schön“, meinte er. „Aber ein Genie bin ich wohl nimmer. Es liegt mir im Blut, daß ich zeichnen muß. Ich kann nicht anders. Es ist wie beim Rotkelchen oder beim Zeisig; die müssen singen, weil's in der Naturen bei ihnen liegt. Sie sind ganz traurig,

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