68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
könne Ihnen Heilung bringen.“
„Freilich wohl. Ich soll nach dem Süden.“
Er sagte das traurig, im Ton schmerzlicher Entsagung.
„Wohin?“ fragte der König.
„Das hat keiner sagt. Was sollt's auch nützen, wanns mir ein Land nennen? Sie wissen 's halt doch, daß ich im ganzen Leben nicht hinkommen kann.“
„Nun, wenn es durchaus notwendig ist, daß Sie unser Klima verlassen, so bin ich wohl erbietig, Ihnen das Fahrgeld auf der Eisenbahn zu bezahlen“, scherzte der König.
„O weh! Das können 'S gar leicht sagen!“
„So? Ich halte es nicht für leicht.“
„Schwer ist's halt nicht. Was kann's eintragen, wann ich hinfahren kann? Ich muß doch dort bleiben, und dazu gehört wohl gar ein größeres Geldl als für nur das Hinreisen erforderlich ist.“
„Das ist sehr richtig. Und was sagen Sie dazu, wenn ich Ihnen verspreche, auch das zu bezahlen?“
Hans blickte ihn mit zaghaft forschenden Augen an. Sein Blick umschleierte sich feucht.
„Hören 'S“, bat er mit gesenkter Stimme, „machen 'S keinen Scherz mit mir. Man darf einem Kranken nicht den Arzt und die Arzneien zeigen und ihn nachher auf dem Schmerzenslager liegen lassen; das wäre eine gar große Grausamkeit!“
„Gott soll mich behüten, grausam gegen Sie zu sein! Nein! Ich will Ihnen sagen, daß ich ziemlich wohlhabend bin. Ich habe keine Kinder; also macht es mich nicht arm, wenn ich für ein fremdes Kind einmal eine kleine Summe ausgebe. Zeigen Sie mit Ihr Bild, und dann werde ich Ihnen sagen, ob Sie Anlage zum Künstler besitzen. In diesem Fall werde ich Sie ausbilden lassen. Auf alle Fälle aber, selbst wenn Sie kein Talent für die Malerei besitzen sollten, werde ich dafür sorgen, daß Sie körperlich hergestellt werden, soweit es in der Möglichkeit liegt.“
Die beiden magern, bleichen Hände, welche der Kranke ihm jetzt entgegenstreckte, zitterten heftig.
„Ist's wahr? Ist's wahr?“ fragte er.
„Ja. Ich sprech im Ernst.“
„Vater, Vater!“ jubelte Hans laut auf.
Er biß sich auf die Lippen, um nicht weinen zu müssen.
„Hans, mein lieber Hans!“ rief der Heiner, auf ihn zuspringend und die Arme um ihn schlingend.
„Hast's hört? Hast's deutlich hört?“
„Ja, ja! Du sollst gesund werden! O Herrgott, wer hätt denken könnt, daß heut so ein großes Glücken einkehren könnt in unsera armen Stuben hier!“
Hans legte seinen Kopf an das Herz seines Vaters und sagte, auf den König deutend:
„Schau, wie gut er ist! Er weint! Der Herrgott mag's ihm vergelten, daß er nur Freudentränen kennen soll in seinem ganzen Leben!“
Ja, die Augen des Monarchen standen voller Tränen. Er trat an das Fenster und blickte stumm hinaus. Er fühlte ganz und voll das Glück, der Wohltäter braver Menschen sein zu können. Die beiden wagten es nicht, ihn in seinem Schweigen zu stören. Sie hielten einander still umschlungen, und erst, als er sich wieder zu ihnen umwendete, trat der Heiner zu ihm, streckte ihm seine Hand entgegen und sagte aus überfließendem Herzen:
„Ich bin nur der Finken-Heiner, ein armer Deixsel, der Ärmste wohl unter denen Armen hier; aber da nehmen 'S meine Hand! Ich muß sie Ihnen geben, sonst tät mir's das Herz abidrucken. Was Sie für meinen Hans tun wollen, das kann er Ihnen gar nie vergelten, und ich kann's auch nicht. Es gibt nur einen, der das lohnen kann; das ist der Herrgott im Himmel droben. Zu dem werden wir halt beten alle Tagen und alle Nächten, daß er seine Hände so über Ihnen halten mag, daß nie kein Leid auf Ihr Haupt herabkommen mag. Er mag der Vergelter sein, hier im Leben und hernach droben in der Ewigkeiten!“
Der König schüttelte ihm tief gerührt die Hand und sagte:
„Ich danke! An Gottes Segen ist alles gelegen, und ohne seinen mächtigen Schutz ist selbst ein König machtlos und ein Millionär arm. Was den Hans betrifft, so habe ich bereits die Absicht, einen Arzt kommen zu lassen, welcher den Balzerbauern untersuchen soll. Dieser Herr ist einer der berühmtesten Doktoren, welche wir besitzen, und er wird uns auch ganz genau sagen, was unserem jungen Maler frommt. Ich brauche jetzt eine Person, welche in die Stadt gehen kann, um mir eine Depesche zu besorgen –“
„Ich, ich werd das tun“, fiel der Heiner freudig ein. „Ich hab zwar nur einen Arm, aber ich hab meine zwei Beinen, und mit denen werd ich springen, daß es auf der Erden noch gar keine schnellere Stafetten geben hat als mich.“
„Gut! Vorher aber – wie steht es nun mit dem Bild?
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