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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seinen König zu wenden.“
    „Meinens? Hm! Wissens, der Herr Lehrern hat auch davon sprochen, daß unser guter König vielleicht ein Einsehen haben möcht, wann er wissen tät, daß ich arm bin und doch eine gute Anlage zum Malen hab.“
    „So, hat er das gesagt? Das freut mich von ihm.“
    „Ja, ich glaub gar, daß er mit dem Pastellbild eine gewisse Absichten hat, die sich auf den König bezieht.“
    „Will er es ihm vielleicht zusenden?“
    „Es ist möglich, daß er daran denkt.“
    „Und würden Sie Ihre Einwilligung dazu geben?“
    „Wenn ich halt wüßt, daß es dem Majestäten nicht gar so viel Störung machen tät, so wollt ich gar wohl einwilligen, denn unser guter Ludwigen ist wohl der einzigen, vor dem ich mich nicht schämen tät. Darum geb ich mir halt eine große Mühen jetzund, und darum soll's auch keiner sehen.“
    „Auch ich nicht?“
    „Auch Sie nicht.“
    „Es freut mich, daß Sie so einen festen Willen haben. Aber es wäre wohl sehr geraten, es mir einmal zu zeigen. Ich kann Ihnen auch erklären, weshalb.“
    „Nun, warum?“
    „Wenn Sie Ihr Werk dem König senden, so wird er es doch immer erst einigen hervorragenden Künstlern zeigen, um auf deren Ansichten zu hören. Diese Herren aber sind Bekannte von mir. Könnte ich nun Ihr Bild sehen und vorher mit ihnen von demselben sprechen, so würde das nur vorteilhaft für Sie sein.“
    „Ja, hörst, der Herr hat recht!“ fiel der Finken-Heiner ein. „Zeig's ihm also doch mal, Hans!“
    „Nein, nun grad erst recht nicht“, entgegnete der junge Mann, dessen Gesicht sehr ernst geworden war.
    „Aber warum nicht?“
    „Weil ich meinen König nicht täuschen will.“
    „Was fällt dir ein! Es ist ja gar kein Gedank dran, ihn zu täuschen.“
    „Oh, freilich! Was sonsten? Jetzund zeig ich dem Herrn da mein Bild. Aus Mitleid gibt er den Künstlern ein gutes Worten, und diese geben nachher wiederum dem König aus Mitleid mit mir und aus Freundschaften mit dem Herrn da ein gutes Wörtle. Nachher sagt der König ja. Niemand hat ihn täuschen wollt, und dennoch ist er täuscht worden.“
    „Bist ein dummer Talk!“
    „Nein; hab ich recht? Ist's nicht so?“
    Diese Frage war an den König gerichtet. Dieser streckte ihm die Hand entgegen und antwortete:
    „Ja, Sie haben recht. Ich sehe, daß Sie trotz Ihrer Jugend ein sehr reges Ehrgefühl besitzen. Damit haben Sie sich meine Hochachtung verdient, und ich will sehen, ob ich nicht selbst etwas für Sie tun kann, auch ohne daß wir den König belästigen.“
    „Sie? Können 'S denn auch was tun für mich, für den Elefanten-Hans, den 's hier alle auslachen?“
    Der König nickte ihm zuversichtlich lächelnd zu.
    „Trauen Sie mir gar nichts zu?“
    „Oh, gar wohl. Ein guter Herrn sind 'S auf alle Fällen. Wann man Ihnen so ins Angesichten schaut, so hat man zuerst eine kleine Ängsten vor Ihnen, denn Sie haben halt ein gar ernst Anschauen; aber wenn man länger in Ihre Augen geschaut hat, und wann 'S nachher gesprochen haben, da geht einem das Herz auf, denn man ist Ihnen recht gut worden inzwischen. So ist's, wann 'S das wissen wollen.“
    „Wenn Sie das ehrlich gemeint haben, so freue ich mich von Herzen, daß ich Ihr Vertrauen besitze.“
    „Ja, ehrlich hab ich's meint. Sie haben ein Aug, ein Aug, so tief und voller Geheimnisse – Wissen 'S, grad so wie der Tschad-See, den ich malen soll. Da sind auch Geistern und Nixen und allerhand Rätseln darinnen, und an seinem Ufer stehen tausend und abertausend Bäume und Sträucher, die sich an seinem Wasser derlaben und derquicken. So ist's, ganz so!“
    Der König war fast betroffen über die Wahrheit, welche in diesem Vergleich lag. Er betrachtete den jungen Mann mit einem seiner mächtigen Blicke, die keiner, auf dem das königliche Auge einmal geruht hatte, wieder vergessen kann, und sagte:
    „Dieser Vergleich überzeugt mich, daß Sie eine tief und künstlerisch beanlangte Seele besitzen. Ich werde mich Ihrer annehmen.“
    Über das bleiche Gesicht des Kranken ging ein sehr glückliches Lächeln, aber dennoch fragte er mit fast neckischer Betonung: „Na aber, wie werden 'S das anfangen?“
    „Indem ich für Sie sorge.“
    „Das können 'S nicht. Das ist gar schwer.“
    „Ja, es mag schwer sein, denn diese Sorge muß sich sowohl auf Ihren Geist als auch auf Ihren kranken Körper erstrecken. Das letztere ist vielleicht noch schwieriger als das erstere. Ich habe gehört, daß die Ärzte der Ansicht seien, nur eine Klimaveränderung

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