69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
nein! Von diesem Brot kann ich essen, so viel wie mir beliebt. Dazu liegt's da. Und wann ich nix davon esse, so kann ich's dir schenken. Und nun hier das Essen. Der Bauer ist ein sehr Geiziger, doch auf ein kräftig Essen fürs Gesind, da hält er. Das muß man sagen. Das ist ein Rauchfleisch, ein Geselchtes mit dicken Maccaroninudel. Das hast daheim nicht so oft. Also lang zu und iß. Ich nehm mir deine Brotrind dafür.“
„Meinst wirklich, das ich soll?“
„Natürlich! Also greif zu!“
„Aber wann der Bauer wiederum kommt! Ich furcht mich sogar vor ihm.“
„Ich nicht. Auch kommt er nicht wieder. Es kommt jetzund gar niemand hereini. Die Knecht und Mägd sind im Stall; die Gisela wird hinaufi nach ihrer Stuben sein, und die Bäuerin schaut sich in der Milchkammer um. Sie wissen, daß du hier sitzt und ißt, und darum kommens nicht. Sie wollen dich nicht stören.“
Wußte er wirklich so genau, wo sie sich alle befanden? In Beziehung auf Gisela hatte er sich freilich geirrt. Er saß mit seiner Mutter an der Wand und dachte gar nicht an das kleine Fensterchen, welches grad über seinem Kopf hinaus in die Küche führte.
Dieses Fensterchen war offen, und draußen stand Gisela und konnte jedes Wort hören. Die beiden sprachen nicht gar zu leise, da sie glaubten, ganz allein und unbeobachtet zu sein.
Die arme alte Frau begann zu essen. Man sah es ihr an, wie gut es ihr schmeckte, und ihr Sohn wußte es am besten, daß so ein Gericht eine große Seltenheit für sie sei. Er schien überhaupt gewußt zu haben, daß und weshalb sie heut kommen werde, denn er sagte:
„Ich hab mir schon denkt, daßt auf mich hast warten mußt, doch konnt ich wirklich nicht eher kommen. Ich hatte eine Abhaltung unterwegs.“
„Eine schlimme oder eine gute?“
„Es war eine gute. Ich hab überhaupten erst heut früh derfahren, daß ich nach der Stadt muß. Sonst wär ich daheim gewest, alst kommen bist.“
„Das wär gut gewest, denn da hätte der Bauern mich nicht so anschnauzen könnt.“
„War's denn gar so schlimm?“
„Freilich wohl. Ich bin erst in den Hof gangen und hab nach dir sucht. Und als ich dich da nicht sehen hab, bin ich hereini in die Stub gangen. Da hat er mir eine Predigt macht, daß ich mich hab schämen müssen vor allen Leuten.“
„Das soll er bleiben lassen. Was ich mir verdien, das gehört mir. Mit diesem Geldl kann ich machen war mir beliebt. Und auch an der Türen hast stehen müssen! Hat denn niemand sagt, daßt dich setzen sollst?“
„Nein. Die Frauen oder auch die Tochtern hätt's mir wohl gern derlaubt; das hab ich ihnen gar gut anschauen könnt. Sie haben sich's aber nicht traut. Er hat schon sehr darüber schimpft, daß sie mir dankten, als ich grüßt hab.“
„So ist er. Aber es ist dennoch mit ihm auszukommen. Man muß nur auch beißen, wann er die Zähnen zeigt. So ein reicher Bauer hat gar keine Ahnung davon, wie es uns armen Leutln zumute ist, wann die Not vor der Tür steht, und es ist kein Geldl da. Also den Briefen hab ich erhalten. Die Schwestern hat ihn schrieben.“
„Hast ihn auch lesen? Weißt, was drinnen steht?“
„Natürlich werd ich ihn lesen haben. Ich werd doch einen Briefen, den ihr mir sendet, nicht verschlossen liegen lassen.“
„Du weißt gar nicht, wie schwer mir das Herz gewest ist unterwegs. Vor vierzehn Tagen hast mir acht Gulden geben, damit ich die Steuern zahlen kann, und nun hab ich dir abermals schreiben mußt, weil der Jud mir keine Ruhen läßt. Er will mir die Kuh nehmen, wann ich den Zins nicht zahlen kann.“
„Ich bin freilich gar sehr verschrocken, als ich's lesen hab. Ich hab doch nicht wußt, daß ihr die Kuh borgt habt. Ich hab immer denkt, daß sie umtauscht ist gegen die vorige.“
„So hab ich dir sagt, aber es ist nicht wahr gewest. Die vorige ist uns storben. Ich hab es dir verschwiegen, um dir die Sorg zu ersparen. Nun aber mußt's doch derfahren. Und ich weiß gar nicht mal, obst noch ein paar Gulden hast!“
Er nickte einige Male sehr ernst mit dem Kopf vor sich hin und antwortete dann:
„Ein schweres ist's für mich, freilich, aber was ich tun kann, das tu ich gern. Schau, wir sind drei, du, die Schwestern und ich. Du versorgst mit der Schwestern das kleine Heimwesen was euch gradso dernährt, daß ihr nicht verhungern könnt. Ich aber kann mich satt essen hier im Dienst. Das Häusle und das Kühle soll mal der Schwestern gehören, wann sie einen Mann nimmt. Ich mag nix davon. Ich hab meine kräftigen Händen und
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