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69

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Titel: 69 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryu Murakami
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und keine Jungs von der Uni, die es selbst nie geschafft haben, was auf die Beine zu stellen.«
    Masutabe und die anderen Kids aus dem zweiten Schuljahr schauten mich an, in ihren Augen leuchtete neuer Respekt.
    »Das Problem ist, dass wir hier eine Organisation mit, sagen wir, weniger als zehn Mitgliedern haben. Wenn wir sie wissen lassen, wer dahinter steckt, dann fliegen wir von der Schule, sobald wir anfangen.«
    Je mehr ich redete, umso selbstsicherer wurde ich.
    »Bis wir mehr Leute auf unsere Seite gezogen haben, müssen wir das alles geheim halten. Wir verbarrikadieren die Schule, aber wir hängen nicht unnötig lange da rum. Zuschlagen und dann Rückzug. Guerillataktik.«
    Ich kam jetzt wirklich in Schwung.
    »Wir werden unter anderem mit Graffiti arbeiten. Wir bedecken die Wände mit Parolen. Und wir hängen ein riesiges Transparent vom Dach. Wir blockieren die Treppenaufgänge und den Aufgang zum Dach, so dass sie das Transparent nicht abnehmen können. Wir machen das alles mitten in der Nacht, wie richtige Guerilleros. Und übrigens, wir brauchen einen anderen Namen für das Komitee, sonst fliegen Otaki und Narushima sofort raus. Solange wir nur eine Hand voll sind, können wir so etwas nicht zulassen. Che hat in Guerillakampf etwas zu dem Thema geschrieben, glaube ich.«
    Niemand sagte ein Wort. Nur Adama lächelte und nickte. Er war der Einzige, der wusste, dass das alles nur für Lady Jane war.
    »Mit einer so kleinen Gruppe ist das alles kein großer Aufwand. Wir machen es deshalb am letzten Schultag, weil es dann schwieriger für sie wird, Ermittlungen anzustellen, und es wird auch eine stärkere Wirkung auf die Schüler haben. Sie kommen in die Schule und fühlen sich toll, weil die Sommerferien anfangen. Sie sehen das Transparent, und sie rasten aus. Dann, während der Ferien, wenn sie nicht viel Kontakt zu den Lehrern haben, wenn es weniger wahrscheinlich ist, dass ihre Gehirne von Reaktionären verbogen werden, lesen sie vielleicht sogar etwas Marx oder denken über den Krieg in Vietnam nach. ›Nieder mit dem nationalen Sportfest‹ - das wird eine unserer Parolen sein. Das nationale Sportfest ist ein konterrevolutionäres Ritual, das von der Regierung angeordnet wird, damit wir angepasst bleiben. Außerdem ist deswegen schon eine ziemlich schlechte Stimmung, die Mädchen regen sich zum Beispiel auf, weil sich die Proben für die Eröffnungszeremonie mit dem Lernen für die Aufnahmeprüfungen überschneiden. Das machen wir uns zunutze. Es ist einfacher, den Umfang des Kampfes auszuweiten, wenn man auf ein konkretes Problem hinweisen kann, eines, dass jeden Einzelnen genug betrifft, so dass er in der Öffentlichkeit dafür kämpft. Natürlich werden wir nicht die Tatsache breittreten, dass das von Leuten von der Nördlichen Oberschule geplant war, wir werden aber auch nicht sagen, dass es das Werk von Außenseitern war. Wir werden andeuten, dass es möglicherweise das Werk von Insidern sein könnte, aber weiter werden wir nicht gehen.«
    Otaki hob die Hand und bat mich, einen Moment zu warten.
    »Wie sollen wir uns nennen, wenn nicht VCA-Komitee?«
    Ich sagte ihm, er solle sich deswegen keinen Kopf machen. »Ich habe mir schon einen Namen ausgedacht: Vajra . Es ist Sanskrit für die Götter der Wollust und des Zornes. Ziemlich cool, was?«
    »Spitzenmäßig!«, rief Masutabe, und alle applaudierten. Und so wurde ich der Anführer von Vajra, der neuen Dissidentenbewegung an der Nördlichen Oberschule.

CLAUDIA CARDINALE
    Einige Tage nach den Zwischenprüfungen, die ich böse vergeigt hatte, stieg ich mit Adama und Iwase den Hügel zum Unterschlupf hinauf.
    »Ken-san«, sagte Iwase, »erinnerst du dich daran, wie wir letztes Jahr nach Hakata gefahren sind?«
    »Klar. Das Mal, als wir die Nacht im Kino verbracht haben, richtig?«
    Er sprach von einem Wochenende im vorangegangenen Sommer, als er und ich mit dem Zug nach Hakata gefahren waren, um uns ein paar Filme anzuschauen. Wir hatten gehört, dass dort ein polnisches Filmfestival stattfand, das die ganze Nacht dauern sollte.
    »Erinnerst du dich an diese Jazz-Kneipe, in der wir waren?«
    »Ja.«
    »Wie hieß die noch gleich?«
    »Riverside-Café, nicht? Sie lag direkt an einem Fluss.«
    »Ich hab mir überlegt, dass ich mir da einen Job suchen werde, während der Sommerferien.«
    »Im Riverside? Ach ja?«
    »Ja, der Besitzer war ein netter Kerl, erinnerst du dich? Ich hab ihm einen Brief geschrieben.«
    »Wirklich?«
    Wir hatten uns eines

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