7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
wenn Sie die Geschichte der Sieben kennen würden«, meinte die Frau.
»Ich kenne sie«, meinte er. »Bevor ich hierher kam, habe ich die Religion des Landes studiert. Ich bin es gewohnt, mich vorher über die Dinge zu informieren. Soviel ich weiß, geht der Mythos in die Zeit zurück, als die Göttin Boonta aus eigener Kraft zwei Söhne empfing. Als diese erwachsen waren, erschlug der Böse den Guten, zerstückelte ihn in sieben Teile und vergrub diese an den verschiedensten Plätzen, damit es seiner Mutter nicht mehr gelingen sollte, ihn zum Leben zu erwecken. Der böse Sohn oder Algul, wie ihr ihn nennt, regierte nun die Welt, und nur seine Mutter hielt ihn davon zurück, die Menschheit ganz auszurotten. Überall triumphierte das Böse. Die Menschheit war verderbt wie zu Zeiten Noahs. Die wenigen guten Menschen, die die Mutter anflehten, den guten Sohn Yess wieder einzusetzen, erhielten zur Antwort, daß er auferstehen würde, wenn sich sieben gute Menschen zur gleichen Zeit an einem Ort einfinden würden. Es kamen Freiwillige genug, aber nie waren es genug, die für wert erachtet wurden. So vergingen sieben Jahrhunderte, und die Welt wurde immer schlechter.
Doch eines Tages hatten sich sieben wirklich gute Männer gefunden, und Algul, der Böse, versuchte sie zu vernichten, indem er die Welt einschlafen ließ. Nur sieben seiner eifrigsten Anhänger blieben wach. Doch auch den Guten gelang es, den Schlaf zu bekämpfen, und sie gingen mit der Mutter eine mystische Verbindung ein …« Bei diesen Worten verzog sich Skelders Gesicht zu einem verächtlichen Lächeln. »Jeder von ihnen wurde ihr Liebhaber, und die sieben Teile des guten Gottes Yess vereinigten sich wieder. Die sieben Bösen wurden in Ungeheuer verwandelt, während die sieben Guten als Prinzgemahle der Göttin zu gottähnlichen Wesen wurden. Yess ließ die Welt wieder gut werden. Sein Zwillingsbruder wurde in sieben Stücke zerrissen, und es geht die Sage, daß sieben absolut böse Menschen, die sich während der Nacht des Lichts zusammenfinden, Algul wieder zum Leben erwecken könnten.«
Er schwieg und lächelte spöttisch vor sich hin. Dann fügte er hinzu: »Es gibt noch andere Gesichtspunkte, aber das ist das Wesentliche. Offensichtlich eine symbolische Geschichte um den Kampf zwischen Gut und Böse in der Welt. Viele Züge der Handlung spiegeln sich auch in anderen Mythen wider.«
»Ob Symbol oder nicht, Wahrheit oder nicht«, meinte Mutter Kri, »die Tatsache bleibt bestehen, daß die sieben Männer den Gott Yess erschufen. Ich sah ihn selbst in den Straßen von Kareen, ich habe ihn berührt und habe gesehen, wie er Wunder vollbracht hat, obwohl er das nicht gern in der Öffentlichkeit tut. Und ich weiß auch, daß es während des Schlafs böse Männer gibt, die Algul wiedererwecken wollen. Denn sie wissen, daß sie dann, seinem Versprechen zufolge, die Welt regieren dürfen.«
»Aber jetzt hören Sie doch, Mutter Kri«, rief Skelder. »Ich will Ihre Religion nicht heruntersetzen, aber wie wollen Sie wissen , daß dieser Mensch, der behauptet, Yess zu sein, wirklich Yess ist?«
»Ich weiß, was ich weiß«, erwiderte sie und gab damit die alte, unanfechtbare Antwort der Gläubigen. Sie schlug sich gegen den mächtigen Busen. »Irgend etwas da drinnen sagt mir, daß es so ist.«
Carmody lachte sein schrilles, irritierendes Gelächter.
»Jetzt sitzen Sie fest, Skelder. Mutter Kri hat Sie in Ihrer eigenen Falle gefangen. Ist das nicht auch die letzte Verteidigung Ihrer Kirche, wenn alles andere versagt hat?«
»Nein«, erwiderte Skelder kühl, »da haben Sie nicht recht. Erstens versagen unsere sogenannten Verteidigungen nicht. Sie stehen felsenfest und sind vor dem Gespött kleiner Atheisten unantastbar. Die Kirche ist ewig wie ihre Lehren. Ihre Logik ist unwiderlegbar. Aus ihr leuchtet die Wahrheit.«
Carmody zog es vor, diesen Disput nicht fortzusetzen. War es im Endeffekt nicht egal, was Skelder oder sonst jemand glaubte?
Mrs. Kri hatte sich erhoben und begann den Tisch abzuräumen. Carmody, der noch mehr erfahren wollte, erklärte, daß er ihr beim Abwaschen helfen werde. Das gab ihm außerdem die Möglichkeit, ungestört mit ihr zu sprechen. Mrs. Kri war hocherfreut. Sie hatte Carmody gern, weil er ihr immer zur Hand ging und ihr ab und zu kleine Komplimente machte. Obwohl sie klug genug war, die Absicht dahinter zu sehen, freute sie sich doch.
In der Küche angekommen, fragte er vertraulich: »Nun, Mutter Kri, sagen Sie mir die
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