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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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Wahrheit? Haben Sie Yess wirklich mit eigenen Augen gesehen? So wie Sie mich sehen?«
    Sie drückte ihm eine Schüssel zum Abtrocknen in die Hand. »Ich habe ihn öfter gesehen, als ich Sie gesehen habe. Einmal war er sogar beim Mittagessen hier.«
    Carmody gab sich Mühe, diesen prosaischen Umgang mit einem Gott zu verdauen. »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich!«
    »Und ging er hinterher ins Bad?« fragte er. Das war der letzte Beweis, ob es sich um einen Gott oder Menschen handelte. Man konnte sich im Notfall noch vorstellen, daß ein Gott Nahrung zu sich nahm, um seinen Verehrern näher zu kommen, vielleicht auch, um an den Genüssen des weltlichen Lebens teilzunehmen. Aber das … das andere, schien so unnötig, so ungöttlich, nun …
    »Natürlich«, sagte Mrs. Kri. »Hat Yess nicht die gleichen Eingeweide wie wir auch?«
    In diesem Augenblick kam Skelder herein, angeblich um ein Glas Wasser, in Wirklichkeit aber, um ein wenig mitzuhorchen.
    »Natürlich hat er«, mischte sich der Mönch ein. »Wie alle anderen Menschen auch. Sagen Sie, Mrs. Kri, wie lange kennen Sie Yess schon?«
    »Schon seit meiner Kindheit. Ich bin jetzt fünfzig.«
    »Und er hat sich nicht ein bißchen verändert, ist jung und von der Zeit unberührt geblieben?« fragte Skelder mit einem sarkastischen Unterton.
    »Aber nein. Er ist jetzt ein alter Mann und kann jeden Tag sterben.« Die Terraner hoben die Augenbrauen. »Vielleicht handelt es sich um ein Mißverständnis.« Skelder sprach schnell. Es schien, als wollte er sich jeden Moment wie ein Geier auf sein Opfer stürzen. »Vielleicht ein Unterschied in der Definition, oder vielleicht in der Sprache. Unter einem Gott verstehen wir ein unsterbliches Wesen.« Tand, der in die Küche gekommen war und gerade noch die letzten Worte verstanden hatte, sah den Mönch fragend an. »Wurde nicht auch euer Gott ans Kreuz genagelt und getötet?«
    Skelder biß sich auf die Lippen und lächelte dann säuerlich. »Ich muß Sie bitten, mir zu verzeihen. Und ich muß zugeben, daß ich mich durch meinen Ärger eine Sekunde lang hinreißen ließ und einen entscheidenden Faktor vergessen habe. Ich meine den Unterschied zwischen der menschlichen und göttlichen Natur des Erlösers. Ich dachte in rein heidnischen Anschauungen. Vielleicht macht ihr Kareenianer den gleichen Unterschied wie wir bei eurem Gott Yess. Ich weiß es nicht. Dazu bin ich noch nicht lange genug auf eurem Planeten. Es gab so viele andere Tatsachen zu verdauen, daß ich zu den Feinheiten eurer Theologie noch nicht vorgedrungen bin.«
    Er machte eine Pause, atmete tief ein, und dann, als wollte er sich mit kühnem Sprung ins Meer stürzen, stieß er Kopf und Schultern nach vorne. »Dennoch glaube ich, daß ein großer Unterschied zwischen eurer Auffassung von Yess und unserer von Jesus Christus besteht. Christus erstand von den Toten auf und kehrte zum Reich seines Vaters zurück. Außerdem mußte er sterben, um die Sünden der Welt auf sich zu nehmen und dadurch die Menschheit zu retten.«
    »Wenn Yess stirbt, wird auch er eines Tages wieder auferstehen.«
    »Sie verstehen nicht. Der gewaltige Unterschied ist, daß …«
    »Ihre Geschichte wahr ist, während meine ein heidnischer Mythos ist?« erwiderte Tand lächelnd. »Wer könnte sagen, was Wahrheit oder Mythos ist, oder ob ein Mythos nicht ebenso eine Tatsache ist wie zum Beispiel dieser Tisch da? Auf alle Fälle ist es eine Tatsache, daß jemand die Welt bewegt. Die Worte, die wir jetzt sprechen, werden verklingen, aber wer weiß, was sie für eine unsterbliche Wirkung haben?«
    Plötzlich verdunkelte sich der Raum, und jeder versuchte sich krampfhaft festzuhalten – an einer Stuhllehne, an der Tischkante, am Spülbecken. Carmody spürte, wie ihn die Hitzewelle durchdrang und sah, wie die Luft vor ihm glashart wurde.
    Blut spritzte aus dem Spiegel, schoß auf ihn zu, blendete ihn, durchnäßte ihn und ließ einen salzigen Geschmack auf der Zunge zurück.
    Ein Schrei, nicht von ihm, sondern von irgend jemand neben ihm. Er sprang zurück, zerrte das Taschentuch heraus, wischte sich das Blut aus den Augen und sah, daß die Glaswand sich wieder aufgelöst hatte. Der Blutstrom war zum Stocken gekommen, aber der Tisch und der Boden darüber war von einer roten Schicht überzogen. Zumindest fünf Liter, dachte er, gerade so viel, wie man von einer hundert Pfund schweren Frau erwarten kann.
    Es hatte keinen Sinn, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Im selben Augenblick mußte er einen
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