7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
er. »Ich weiß nicht, ob sie Ihnen allzuviel gesagt hat.«
»Hm, eigentlich nicht«, mußte Morey zugeben.
»Zweite Strophe«, kündigte Walter Bigelow mit dröhnender Stimme an:
»Hegel sah es, sah es klar.
Marx auch nicht der Dümmste war,
drehte alles nur herum und
erntete dadurch viel Ruhm.
Yang und Yin.«
Eine erwartungsvolle Pause folgte.
»Ich – hm«, begann Morey.
»Das macht die Sache schon viel klarer, was?« meinte Mrs. Bigelow mit einem stolzen Seitenblick auf ihren Gatten. »Ach, wenn es nur die anderen auch so schnell verstehen würden wie Sie. Roboter als Gefahr und Erlösung. Hunger und Übersättigung. Immer die Zweiheit, immer.«
Bigelow klopfte Morey väterlich auf die Schulter. »Bei der nächsten Strophe wird es ganz klar«, sagte er. »Es ist wirklich sehr klug – ich sollte so etwas zwar nicht sagen, aber es ist ebenso Howlands Verdienst wie meiner. Er hat mir bei den Versen geholfen.« Morey warf einen schnellen Blick auf Howland, aber Howland hatte die Augen schamhaft niedergeschlagen. »Dritte Strophe«, sagte Bigelow. »Sie ist ein bißchen lang. Passen Sie also gut auf, damit Sie alles verstehen.«
»Oh, Waage der Gerechtigkeit
wäg’ ab die Freude und das Leid.
Wird A groß, so wird B klein,
dennoch kann A B’s Partner sein.
Zweiheit außerdem verrät die Elektrizität.«
Hier unterbrach sich Bigelow und sah Howland zweifelnd an. »Howland, bist du sicher, daß der Rhythmus hier stimmt? Ich stolpere jedesmal über diese Zeile. Ach was, ist ja auch nicht so wichtig. Weiter:
Zeichne auf das Bild des Stroms,
spalt’ die Kerne des Atoms.
Der Sinus tanzt und hüpft gar munter
auf seiner Linie ’rauf und ’runter.
Waage, Sinus, Mann und Frau,
hell und dunkel, gelb und blau –
das beweist der Zweiheit Sinn:
Yang und Yin.«
»Liebster!« kreischte Bigelows Frau entzückt. »So schön hast du es noch nie vorgetragen.« Vereinzelt klang Applaus auf, und erst jetzt merkte Morey, daß die lärmende Unterhaltung an der Bar aufgehört hatte und daß man Bigelow gespannt zuhörte. Offensichtlich war der Hüne hier eine bekannte Gestalt.
»So etwas habe ich noch nie gehört«, meinte Morey schwach.
Er wandte sich zögernd an Howland, der ihn prompt zum Trinken aufforderte. »Trinken Sie! Das ist alles, was man braucht!«
Sie bestellten eine Runde auf Bigelows Markenheft.
Morey zog Howland diskret zur Seite. »Ein Wort unter Freunden, Howland. Sind diese Leute ein bißchen – nun?« Er tippte sich an die Stirn.
Howland sah ihn gekränkt an. »Aber nein. Weshalb denn?«
»Hat dieses Gedicht irgendeine Bedeutung? Was will Bi gelow mit der Zweiheit sagen?«
Howland zuckte die Achseln. »Für sie bedeutet es eben etwas. Sie sind Philosophen, Morey. Sie haben einen scharfen Blick für die Welt. Mein Lieber, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie glücklich ich mich schätze, in ihrem Kreis sitzen zu dürfen.«
Sie bestellten eine neue Runde. Auf Howlands Markenheft zur Abwechslung.
Morey lockte Walter Bigelow an einen ruhigen Platz. »Lassen wir das Prinzip der Zweiheit einmal beiseite«, sagte er. »Ich möchte nur wissen, was Sie vorhin mit den Robotern gemeint haben.«
Bigelow blickte ihn aus runden Augen an. »Ja, haben Sie denn das Gedicht nicht verstanden?«
»Aber natürlich. Nur wäre es schön, wenn Sie es mir einmal in einfachen Worten erklären könnten, damit es auch meine – meine Frau versteht. Sie ist nicht sehr poetisch veranlagt.«
Bigelow strahlte. »Es geht um die Zwiespältigkeit der Roboter«, erklärte er. »Kennen Sie die Geschichte von der Salzmühle, die dem kleinen Jungen nicht mehr gehorchte? Sie mahlte und mahlte und mahlte. Soviel Salz brauchte er gar nicht.
Whitehead sagt mit wenigen Worten …«
Sie bestellten eine Runde auf Bigelows Heft.
Morey beugte sich über Tanaquil Bigelow. Er schwankte. »Hören Sie zu. Mrs. Walter Tanaquil Strongarm Bigelow. Hören Sie zu.«
Sie grinste ihn verträumt an. »Braunes Haar«, lallte sie.
Morey schüttelte heftig den Kopf. »Lassen Sie das Haar aus dem Spiel«, befahl er. »Und das Gedicht. Hören Sie zu! Sagen Sie mir kurz und genau, was mit der heutigen Welt nicht in Ordnung ist. Verstanden?«
»Nicht mehr genug braunes Haar«, erwiderte sie prompt.
»Nein, kein Haar!«
»Gut, kein Haar«, sagte sie friedlich. »Zu viele Roboter. Zu viele Roboter, die zuviel herstellen.«
»Ha, kapiert!« jubelte Morey. »Weg mit den Robotern!«
»Nein, nein,
Weitere Kostenlose Bücher