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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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auf den er sich ver­las­sen konn­te. Tan­ja fiel ihm ein. Er rang lan­ge mit sich, be­vor er sich da­zu ent­schloß, sich ihr an­zu­ver­trau­en. Um so über­rasch­ter war er, als sie zu­stimm­te, sei­ne Frau zu wer­den und die schreck­li­che Bür­de mit ihm zu tei­len.
    Er hat­te ihr nichts ver­schwie­gen und ihr so­gar ge­sagt, daß sie sich nie der Hoff­nung auf ein Kind von ihm hin­ge­ben dürf­te. Aber Tan­ja hat­te das hin­ge­nom­men und nur we­ni­ge Trä­nen ver­gos­sen. Sie schwor, daß sie ihn im­mer noch lie­be wie am ers­ten Ta­ge.
    »Oh, du ver­damm­ter Narr, Ro­bert!« schrie der Wer­wolf und zerr­te an den Ket­ten. Die Ver­wand­lung war ab­ge­schlos­sen, aus dem er­bar­mungs­wür­di­gen, er­nied­rig­ten Mann war ein Wolf, ei­ne rei­ßen­de Bes­tie ge­wor­den.
    Tan­ja hat­te sein Ver­trau­en be­reits in der ers­ten Voll­mond­nacht miß­braucht. Sie hat­te ihn an­ge­ket­tet und nie mehr wie­der frei­ge­las­sen. Ro­bert Totz­ky er­fuhr nie den Grund für ihr Ver­hal­ten.
    Sie äu­ßer­te nur, daß er es ei­nes Ta­ges er­fah­ren wür­de – er sol­le sich aber wün­schen, daß die­ser Tag nie kom­men mö­ge! Das war ei­ne deut­li­che War­nung.
     
    Als Tan­ja wie­der in den Kel­ler kam, be­merk­te der an­ge­ket­te­te Wolf so­fort die Ver­än­de­rung an ihr. Ih­re Schrit­te wa­ren traum­wand­le­risch, kraft­los hin­gen ih­re Ar­me an der Sei­te her­un­ter. Er hat­te sie vor­her noch nie wei­nen se­hen, jetzt tat sie es. Das alar­mier­te den Wolf, ir­gend­wie fühl­te er, daß das der Au­gen­blick der Wahr­heit war.
    In­stink­tiv spann­te er sei­ne Mus­keln an. Er be­ob­ach­te­te Tan­ja, wie sie in den Raum trat und ge­dan­ken­ver­lo­ren vor der Peit­sche ste­hen­blieb, die acht­los auf dem Bo­den lag. Sie wid­me­te ihr nur einen ein­zi­gen kur­z­en Blick, dann wand­te sie sich der Wand zu, an der die Pis­to­le hing. Zö­gernd griff sie da­nach.
    Der Wolf keuch­te. »Das ist klug von dir«, stieß er her­vor, um die un­er­träg­li­che Stil­le zu durch­bre­chen. »Tö­te dich, dann brauchst du vor nichts mehr Angst zu ha­ben.«
    Sie dreh­te sich zu ihm um, ihr ein­ge­fal­le­nes Ge­sicht war trä­nen­naß; der Re­vol­ver lag schwer in ih­rer Hand.
    Wie zu sich selbst sag­te sie: »Jetzt gibt es nichts mehr, was mich schre­cken könn­te. Das, vor dem ich mich im­mer ge­fürch­tet ha­be, ist nun ein­ge­tre­ten.«
    Lang­sam hob sie den Re­vol­ver.
    »So ist es recht«, flüs­ter­te der Wolf ihr ein­dring­lich zu. »He­be ihn hin­auf und drücke ihn ge­gen die Stirn, dann brauchst du nur noch den Ab­zug zu zie­hen. Es geht ganz schnell, nur Mut.«
    Sie tat nicht, was er ihr ein­sug­ge­rie­ren woll­te. Statt des­sen rich­te­te sie den Lauf der Waf­fe auf ihn, den Wer­wolf!
    »Aber, Tan­ja«, sag­te er, wäh­rend sie sich ihm lang­sam nä­her­te, »du weißt doch, daß man einen Wer­wolf nicht er­schie­ßen kann. Du kennst doch die Le­gen­den aus un­se­rer Hei­mat. Einen Wer­wolf kann man nicht tö­ten. Nicht mit ei­ner ge­wöhn­li­chen Ku­gel aus ei­nem Re­vol­ver.«
    »Man kann ihn tö­ten«, preß­te sie zwi­schen den schma­len Lip­pen her­vor, wäh­rend ihr un­auf­hör­lich die Trä­nen über die Wan­gen lie­fen. »Man kann einen Wer­wolf auf vie­ler­lei Ar­ten tö­ten. Und be­stimmt mit sil­ber­nen Ku­geln!«
    Der Wolf zuck­te er­schreckt zu­sam­men; er leck­te sich mit der Zun­ge über die Schnau­ze. »Du willst doch nicht be­haup­ten, daß in dem Re­vol­ver sil­ber­ne Ku­geln ste­cken.«
    »Doch«, sag­te Tan­ja und blieb au­ßer sei­ner Reich­wei­te ste­hen. »Die Pis­to­le ist mit Ku­geln aus Sil­ber ge­la­den. Und zwar mit sechs Stück.« Sie lä­chel­te bö­se. »Aber kei­ne Angst, ich wer­de dich nicht so­fort tö­ten. Vor­her mußt du noch lei­den – so lei­den wie ich.«
    »Du lei­dest doch nicht, du wei­dest dich an mei­ner Pein!«
    Sie ach­te­te nicht dar­auf. Sie sprach wei­ter: »Fünf Ku­geln sind für dich; ich wer­de so zie­len, daß kei­ne da­von töd­lich trifft. Ich will dich nur ver­wun­den, aber die Kraft des Sil­bers wird dei­nen Kör­per zer­set­zen. Die sechs­te Ku­gel ist für Ar­no, er ist un­schul­dig, er hat einen schnel­len Tod

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