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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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ver­dient.«
    »Jetzt bist du voll­kom­men über­ge­schnappt«, keuch­te der Wolf. »Warum tö­test du dein Kind? Da­mit könn­test du nicht ein­mal Ro­bert weh tun, und mir erst recht nicht.«
    »Es ist un­ser Sohn, Ro­bert«, sag­te Tan­ja ton­los, »un­ser bei­der Kind. Jetzt weißt du viel­leicht, warum ich dich so has­se. Ich ha­be all die Jah­re ge­schwie­gen, weil ich hoff­te, daß Ar­no nicht die­sel­be Ver­an­la­gung hät­te wie sein Va­ter. Aber es war um­sonst. Ar­no ist ein Un­ge­heu­er wie du!«
    Der Wolf war ehr­lich er­staunt. »Was sagst du da? Ar­no ist Ro­berts Sohn?«
    Tan­ja nick­te. Sie hat­te Ro­bert da­mals, als er zu ihr zu­rück­kam, nichts da­von er­zählt, daß Ar­no von ihm war, weil sie ihn nicht zu ei­ner Hei­rat ver­pflich­ten woll­te. Und nach­dem Ro­bert ihr ge­stan­den hat­te, daß er ein Ly­kan­throp war, woll­te sie ihm erst recht nicht die Wahr­heit sa­gen. Aber et­was brach in ihr, und sie schwor, die ihr an­ge­ta­ne Schmach zu rä­chen. Im stil­len hat­te sie im­mer dar­auf ge­hofft, daß Ar­no nicht das schwar­ze Blut sei­nes Va­ters er­ben wür­de. Je­de Voll­mond­nacht hat­te sie an sei­nem Kin­der­bett ge­ses­sen und ge­war­tet, ob sich die Ver­wand­lung ein­stell­te; der Re­vol­ver mit den Sil­ber­ku­geln lag im­mer be­reit, denn sie hät­te ihr ei­ge­nes Kind lie­ber ge­tö­tet, als es in der Ge­wiß­heit groß­zu­zie­hen, daß es ein Un­ge­heu­er war. Bis heu­te hat­te sie ge­hofft, doch eben war ihr die letz­te Il­lu­si­on ge­raubt wor­den. Sie war in Ar­nos Zim­mer ge­we­sen und hat­te in stum­mem Schmerz mit an­se­hen müs­sen, wie er sich in Krämp­fen wand, und wie sich bors­ti­ge Haar­bü­schel auf sei­nem glat­ten Kin­der­ge­sicht bil­de­ten.
    Sie schluchz­te auf, und au­to­ma­tisch lös­te sich ein Schuß aus dem Re­vol­ver. Der Wolf rea­gier­te zu spät, er spür­te, wie die Sil­ber­ku­gel in sein Bein drang. Der Auf­schlag selbst be­rei­te­te ihm kaum Un­be­ha­gen, aber schon im nächs­ten Mo­ment spür­te er, wie die ma­gi­sche Kraft des Sil­bers das Ver­nich­tungs­werk im Bein be­gann.
    Er heul­te auf.
    Da traf ihn die nächs­te Ku­gel, sie durch­schlug den lin­ken Vor­der­lauf und prall­te ge­gen die Wand.
    »Glück ge­habt, Scheu­sal«, sag­te Tan­ja kalt­blü­tig und hielt dies­mal mit bei­den Hän­den den Re­vol­ver. Sie ziel­te lan­ge, be­vor sie ab­drück­te. Die Ku­gel schlug in die Schul­ter des Wolfes und blieb dar­in ste­cken. In pa­ni­scher Angst stieß er die Kral­len in die Ein­schuß­wun­de, doch die Ku­gel saß zu tief, und er konn­te sie nicht er­rei­chen. Er wuß­te plötz­lich mit Ge­wiß­heit, daß er ster­ben wür­de. Selbst wenn sie ihr Wort hielt und ihn nicht töd­lich tref­fen wür­de, ge­gen die zer­set­zen­de Kraft des Sil­bers war sein Kör­per macht­los, er konn­te kei­ne Ab­wehr­stof­fe bil­den.
    Aber der Wolf dach­te an das Fort­be­ste­hen sei­ner Art. Wenn er Tan­ja lan­ge ge­nug hin­hal­ten könn­te, dann wür­de sich im Kin­der­zim­mer die Me­ta­mor­pho­se voll­zie­hen, noch be­vor Tan­ja ein­grei­fen konn­te. Er muß­te an sein Jun­ges den­ken, es schüt­zen, ihm Zeit ge­ben, da­mit es sich ent­fal­ten konn­te. Das schwar­ze Blut muß­te er­hal­ten blei­ben! Und er wuß­te, wie er Tan­ja rei­zen konn­te. Durch et­li­che Voll­mond­näch­te hin­durch hat­te er mit­tels raf­fi­nier­ter Fra­gen her­aus­be­kom­men, wie sehr sie Män­ner und den Um­gang mit ih­nen haß­te.
    Er schleu­der­te ihr das Wort ent­ge­gen, das für sie die ab­scheu­lichs­te Be­lei­di­gung war.
    Wie vom Blitz ge­streift zuck­te sie zu­rück.
    »Das ist nicht wahr«, schrie sie. »Au­ßer dir hat mich kein Mann be­ses­sen.«
    Es be­rei­te­te ihm dia­bo­li­sche Freu­de, daß sie ihn mit Ro­bert iden­ti­fi­zier­te. Au­gen­blick­lich spür­te er kei­ne Schmer­zen, denn er spiel­te sei­nen größ­ten Trumpf aus. »Du bist noch viel schlim­mer, du hast So­do­mie ge­trie­ben. Mit ei­nem Wolf!«
    Er sah den Re­vol­ver auf­blit­zen und spür­te einen hef­ti­gen Schlag ge­gen die Hüf­te. Fast be­reu­te er, daß er sie so ge­reizt hat­te. Doch es war ihm ein Trost, daß sein Sohn wie­der ei­ni­ge Se­kun­den

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