Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
Vom Netzwerk:
Hin­ein­bla­sen von ei­ner Schne­cke zu ei­ner Schlan­ge ver­wan­deln, auf und zu roll­te. »Aber es ist ein Irr­tum, wenn man meint, daß sie mir beim Spie­len hel­fen. Meist stol­pern sie über­ein­an­der. Be­son­ders die­se bei­den.«
    Er hielt sei­ne Hän­de hoch. An bei­den wa­ren Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger ge­nau gleich lang.
    »Ich ver­mu­te, daß Lund­gren das ei­ne Mu­ta­ti­on nen­nen wür­de«, sag­te Jar­mos­kow­ski. »Beim Kla­vier­spie­len ist es sehr läs­tig. Ich muß mir selbst für die leich­tes­ten Stücke ei­ge­ne Grif­fe aus­ar­bei­ten.«
    Do­ris Gil­mo­re, die frü­her bei Jar­mos­kow­ski in Prag stu­diert hat­te und ihn of­fen­sicht­lich im­mer noch lieb­te, schüt­tel­te ih­re kup­fer­ro­te Haar­mäh­ne zu­rück und hielt ih­re ei­ge­nen Hän­de hoch.
    »Mei­ne Fin­ger sind rich­ti­ge Stum­mel«, sag­te sie be­dau­ernd. »Wirk­lich nicht die Fin­ger ei­nes Pia­nis­ten.«
    »Im Ge­gen­teil – die Hän­de ei­ner Vir­tuo­sin«, sag­te Jar­mos­kow­ski. Er lä­chel­te, kratz­te geis­tes­ab­we­send sei­ne Hand­flä­chen, und Foo­te er­blick­te zwei Rei­hen blit­zen­der, voll­kom­men gleich­mä­ßi­ger Zäh­ne. Nein, nicht ganz gleich­mä­ßig. Die glän­zen­den Rei­hen schlös­sen fast ma­the­ma­tisch ge­nau mit et­was län­ge­ren Eck­zäh­nen ab. Sie er­in­ner­ten ihn an die­se idio­ti­sche Ge­schich­te von Poe – war es Be­re­ni­ce? Of­fen­sicht­lich wür­de Jar­mos­kow­ski kei­nes na­tür­li­chen To­des ster­ben. Ein Zahn­arzt wür­de ihn um­brin­gen, um in den Be­sitz die­ses Ge­bis­ses zu kom­men.
    »Fünf­und­sieb­zig Pro­zent der be­gab­tes­ten Pia­nis­ten, die ich ken­ne, ha­ben Hän­de wie Last­wa­gen­fah­rer«, sag­te Jar­mos­kow­ski. »Auch Chir­ur­gen, wie Lund­gren be­stä­ti­gen wird. Lan­ge Fin­ger sind meist un­ge­schickt.«
    »Das scheint Sie je­den­falls nicht dar­an zu hin­dern, herr­lich zu spie­len«, sag­te Ne­w­clif­fe, in­dem er sich er­hob.
    »Dan­ke, Tom.« Jar­mos­kow­ski schi­en die Tat­sa­che, daß sein Gast­ge­ber auf­ge­stan­den war, so zu deu­ten, daß er nicht wei­ter­zu­spie­len brauch­te. Er nahm die Fü­ße von den Pe­da­len und schwang sich her­um. Jetzt er­ho­ben sich noch an­de­re Gäs­te, auch Foo­te kämpf­te sich aus den Tie­fen des Ses­sels auf sei­ne ein­ge­schla­fe­nen Fü­ße. Er stell­te sein Glas in si­che­rer Ent­fer­nung von dem Onyx-Aschen­be­cher auf das Tisch­chen und nahm be­dacht­sam Kurs auf Chris­ti­an Lund­gren.
    »Chris, ich ge­hö­re zu Ih­rer An­hän­ger­schaft«, sag­te er und hat­te Mü­he, ver­ständ­lich zu spre­chen. »Aber jetzt ha­be ich doch ei­ne Fra­ge. Ich ha­be Ih­ren Vor­trag ge­le­sen, den Sie an­läß­lich des en­do­kri­no­lo­gi­schen Kon­gres­ses in Stock­holm hiel­ten. Sind Jar­mos­kow­skis Hän­de nicht…«
    »Ja, das sind sie«, sag­te der Psych­ia­ter und sah Foo­te prü­fend und sicht­lich be­un­ru­higt an. Plötz­lich wuß­te Foo­te, was Lund­gren dach­te; er kann­te den Wis­sen­schaft­ler sehr gut. Der grau­haa­ri­ge, schrof­fe Mann schätz­te ab, wie be­trun­ken Foo­te war, und ob er sich am nächs­ten Mor­gen noch an al­les wür­de er­in­nern kön­nen.
    Lund­gren mach­te ei­ne ab­wei­sen­de Ges­te.
    »Ja, ich ha­be sie auch ge­se­hen«, sag­te er mit aus­drucks­lo­ser Stim­me. »Wahr­schein­lich ei­ne Mu­ta­ti­on, wie er selbst sag­te. Nicht je­de Frau, durch de­ren Haar sich ei­ne wei­ße Sträh­ne zieht, ist ei­ne He­xe. Das muß man auch Jan zu­bil­li­gen.«
    »Das ist nicht al­les, Chris.«
    »Das ist al­les, was ich in Er­wä­gung zu zie­hen brau­che, denn schließ­lich le­be ich im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert. Jetzt wer­de ich zu Bett ge­hen und al­les ver­ges­sen. Und das, mein lie­ber Paul, soll so­wohl ein Rat als auch ei­ne Aus­kunft sein.«
    Er stelz­te hin­aus und ließ Foo­te ste­hen, der sich frag­te, ob er nun be­ru­higt oder noch be­sorg­ter sein soll­te als vor­her. Lund­gren muß­te ja wis­sen, was er sag­te, und si­cher­lich be­sag­te der silb­ri­ge Strei­fen in Do­ris Gil­mo­res auf­fal­len­dem Haar nichts wei­ter, als daß die Fri­sur viel zu schick war für ihr jun­ges,

Weitere Kostenlose Bücher