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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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He­xen­ver­bren­ner Cot­ton Ma­ther eins aus­zu­wi­schen.«
    Ich lo­cker­te mei­nen Hemd­kra­gen noch mehr und mach­te den nächs­ten Hemd­knopf auf.
    »Da fällt mir ein«, sag­te er plötz­lich, »daß ich Ih­nen et­was zei­gen woll­te. Se­kun­de.« Er ging in die Kam­mer und hol­te ein paar Fo­tos. »Die ha­be ich vor ein paar Stun­den auf­ge­nom­men.«
    Die Fo­tos wa­ren scharf. Sie zeig­ten die zu­sam­men­ge­kau­er­te Lei­che im Türein­gang, die ro­ten Trop­fen im Schnee und die Fuß­spu­ren, die auf sie zu­gin­gen und plötz­lich kei­ne Fuß­spu­ren mehr wa­ren.
    »Ich dach­te, das wür­de Sie in­ter­es­sie­ren«, sag­te er.
    »Sehr hübsch ge­wor­den«, sag­te ich. »Selbst ent­wi­ckelt?«
    Er nick­te und wies in Rich­tung auf das Käm­mer­chen. »Mei­ne Dun­kel­kam­mer«, sag­te er.
    »Sehr nett«, mur­mel­te ich, be­trach­te­te die Fo­tos noch einen Mo­ment und gab sie ihm wie­der zu­rück. Dann gähn­te ich, beug­te mich hin­un­ter und fum­mel­te an mei­nen Schu­hen her­um.
    »Was ist los?«
    »Nichts«, sag­te ich. »Ich ma­che nur die Schnür­sen­kel ein biß­chen lo­cke­rer.«
     
    Die Ci­ty war kalt und still. Im Os­ten zeig­te sich der ers­te schwa­che Schim­mer der Mor­gen­däm­me­rung. Nie­mand war auf der Stra­ße, aus­ge­nom­men viel­leicht ein paar Zei­tungs­jun­gen und die Milch­wa­gen.
    Ich konn­te hö­ren, wie Sam­my das En­de ei­ner Zi­gar­re weg­schnipp­te und dann ein Streich­holz an sei­nem Dau­men­na­gel an­riß.
    »Was ist das The­ma der heu­ti­gen Spal­te?« frag­te er.
    »Ach, nichts Auf­re­gen­des«, er­wi­der­te ich. »Wie sich die Fahr­stuhl­füh­rer in den großen Häu­sern der In­nen­stadt die Nacht­stun­den ver­trie­ben. Ich hat­te die Spal­te mal auf Vor­rat ge­schrie­ben, und vor ein paar Stun­den sag­te ich in der Re­dak­ti­on Be­scheid, daß sie ge­druckt wer­den soll. Ich hat­te kei­ne Lust, et­was Neu­es zu schrei­ben.«
    Ich wand­te mich vom Fens­ter ab, zer­riß lang­sam einen Brief und ver­brann­te die Schnit­zel im Aschen­be­cher.
    »Ich möch­te mal ra­ten«, sag­te Sam­my. »Der Brief kam von ei­ner schwär­me­ri­schen Kon­to­ris­tin, die dich um ein abend­li­ches Ren­dez­vous bat.«
    Ich schwieg, sah zu, wie das Pa­pier brann­te und leg­te ein paar zer­knüll­te Ne­ga­ti­ve oben­auf. Sie flamm­ten auf und ver­glüh­ten zu pulv­ri­ger Schla­cke.
    »Du soll­test bes­ser auf­pas­sen, wenn du je­man­den neu ein­stellst, Sam­my«, sag­te ich.
    »Wie ich se­he, hast du die Fo­tos be­kom­men.«
    »Nicht oh­ne Schwie­rig­kei­ten; er ge­dach­te uns da­mit zu er­pres­sen.«
    »Was ist aus ihm ge­wor­den?«
    Ich grins­te wöl­fisch. »Er liegt mit zer­fleisch­ter Keh­le in sei­nem Zim­mer.«
    Ich wand­te mich wie­der zum Fens­ter zu­rück und blick­te auf die frost­star­ren­de Stadt. Am Tag ge­hör­te sie den Gu­ten, den Bra­ven, der Tag­schicht. Aber Sam­my und ich wa­ren die Herr­scher der Nacht. Wir – und die an­de­ren.
    »Die­ser lau­si­ge Vam­pir!« sag­te ich kalt. »Bil­de­te sich ein, er könn­te sich in un­ser Ge­biet ein­drän­gen!«

 
Ja­mes Blish Wenn die Wolfsblume blüht
     
    Ge­gen 22 Uhr ge­lang­te Paul Foo­te zu der An­sicht, daß ein Un­ge­heu­er an der Par­ty bei den Ne­w­clif­fes teil­nahm.
    Um die­se Zeit hat­te Foo­te schon viel ge­trun­ken – mehr als gut für ihn war. Er rä­kel­te sich im vor­de­ren Zim­mer in ei­nem zu be­que­men Ses­sel, die Bei­ne weit von sich ge­streckt, die Ar­me auf den ho­hen Ses­sel­leh­nen. Sei­ne rech­te Hand hielt mit lo­sem Griff ein halb­lee­res Glas. Der dunkle Fleck auf ei­nem grau­en Ho­sen­bein zeig­te, wo­hin ein Teil des Glas­in­halts ge­flos­sen war. Mit halb ge­schlos­se­nen Au­gen be­ob­ach­te­te er Jar­mos­kow­ski am Flü­gel.
    Der Pia­nist spiel­te end­lich sei­ne Tran­skrip­ti­on der Sze­ne in der Wolfs­schlucht aus dem ›Frei­schütz‹ von We­ber. Ob­gleich es sich um ein bril­lan­tes tech­ni­sches Re­nom­mier­stück han­del­te, hat­te Jar­mos­kow­ski es nie in öf­fent­li­chen Kon­zer­ten, son­dern nur auf Ge­sell­schafts­aben­den ge­spielt. Er spiel­te es mit ei­nem merk­wür­dig di­stan­zier­ten Amü­se­ment, wo­durch die

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