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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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sanf­tes Ge­sicht. Mit Jar­mos­kow­ski stand es an­ders; wenn er, trotz Lund­grens ge­gen­tei­li­ger Mei­nung, ge­nau das war, was er zu sein schi­en.
    Die Par­ty ging auch oh­ne die Be­tei­li­gung von Foo­te und Lund­gren mun­ter wei­ter. Über­all bil­de­ten sich Ge­sprächs­grup­pen. Jar­mos­kow­ski und Do­ris sa­ßen auf der Kla­vier­bank und spra­chen lei­se mit­ein­an­der, hier und da un­ter­bro­chen durch ein paar bril­lan­te Läu­fe; an­schei­nend zeig­te der Po­le ihr, wie man die So­na­te von Hin­de­mith, die sie vor dem Abendes­sen dar­ge­bo­ten hat­te, noch bes­ser spie­len konn­te. Ja­mes und Eh­ren­berg se­zier­ten mit zi­vi­li­sier­ter Bru­ta­li­tät ih­re ge­gen­sei­ti­gen Neu­er­schei­nun­gen, und Ne­w­clif­fe lausch­te ih­nen hin­ge­ris­sen. Die sanft­mü­ti­ge Ca­ro­li­ne Ne­w­clif­fe un­ter­hielt sich leb­haft mit Ben­ning­ton und Pal­mer über Nich­tig­kei­ten. Nie­mand ver­miß­te Lund­gren, und es schi­en noch we­ni­ger wahr­schein­lich, daß man Foo­te ver­mis­sen wür­de.
    Mit wack­li­ger Non­cha­lan­ce spa­zier­te er ins Eß­zim­mer, wo der But­ler noch mit dem Ab­räu­men be­schäf­tigt war.
    »‘tschul­di­gung«, sag­te er. »Ein klei­ner Ver­such, wenn Sie nichts da­ge­gen ha­ben. Ich geb’s mor­gen zu­rück.« Er nahm sich ein Mes­ser vom Tisch, such­te die Tür vom Eß­zim­mer zur Die­le und pro­pel­lier­te sich hin­durch. Der Kor­ri­dor war dämm­rig, aber aus­rei­chend er­leuch­tet; die Ge­sprä­che ne­ben­an wa­ren gut zu ver­ste­hen.
    Als er an der Glas­tür vor­bei­ging, sah er durch den Sto­re Ben­ning­ton am Flü­gel ste­hen, der den Un­ter­richt ver­folg­te. Ge­ra­de als Foo­te das Mes­ser in die Ja­ck­en­ta­sche schob, klang Ben­ning­tons Stim­me auf. Foo­te blieb ste­hen; er war ein un­heil­ba­rer Lau­scher an der Wand.
    »Foo­te hat sei­nen Öl­kopf zu Bett ge­bracht«, be­merk­te Ben­ning­ton. »Ich füh­le mich er­leich­tert. Ich dach­te, er wür­de sich noch viel un­an­ge­neh­mer auf­füh­ren.«
    »Wes­halb hat er beim Abendes­sen so­viel Wir­bel we­gen des Sil­ber­be­stecks ge­macht?« frag­te das Mäd­chen.
    »Tut er das im­mer?«
    »Oft. Er ist wirk­lich ein großer Künst­ler, aber wenn man sei­ner Zeit um Jah­re vor­aus ist, wirkt sich das häu­fig nach­tei­lig auf das Ner­ven­sys­tem aus.«
    »Er hat mich fast aus dem Kon­zept ge­bracht«, ge­stand Jar­mos­kow­ski. »Die gan­ze Zeit hat er mich an­ge­st­arrt, als ob ich Wie­der­ho­lun­gen ver­ges­sen hät­te.«
    Ben­ning­ton lach­te. »Die Ge­gen­wart ei­nes an­de­ren an­er­kann­ten Künst­lers scheint ihn bös­ar­tig zu ma­chen. Sie soll­ten sich ge­schmei­chelt füh­len, Jan.«
    Foo­tes Auf­merk­sam­keit wur­de durch ein ge­wal­ti­ges Gäh­nen von Pal­mer ab­ge­lenkt. Der La­bour­mann zeig­te da­mit an, daß er sich lang­weil­te und in Kür­ze oh­ne wei­te­re For­ma­li­tä­ten ver­schwin­den und zu Bett ge­hen wür­de. Zö­gernd ging Foo­te wei­ter; hin­ter ihm ver­klang das Stim­men­ge­wirr. Mit her­ab­ge­zo­ge­nen Mund­win­keln ging er an der Trep­pe vor­bei und wei­ter den Kor­ri­dor ent­lang.
    Ehe er die Tür sei­nes Zim­mers zu­mach­te, lausch­te er noch einen Au­gen­blick Jar­mos­kow­skis Spiel, dem ein­zi­gen Laut, der aus die­ser Ent­fer­nung noch ver­nehm­bar war. Dann schloß er die Tür. Die Leu­te moch­ten über ihn re­den, was sie woll­ten, auch wenn es manch­mal der Wahr­heit ent­sprach. Aber viel­leicht wür­de Jar­mos­kow­ski um Mit­ter­nacht ei­ne Vor­stel­lung ganz an­de­rer Art ge­ben.
    Und in die­sem Fall wür­de Foo­te froh sein, ein Mes­ser zu ha­ben.
     
    Um 23.30 Uhr stand Jar­mos­kow­ski al­lein auf der Ter­ras­se von Ne­w­clif­fes Land­sitz. Ob­gleich kein Wind ging, war die Nacht ste­chend kalt, doch er schi­en das nicht zu be­mer­ken. Er stand re­gungs­los, wie ei­ne schwar­ze Sta­tue, und nur die Atem­luft, die wie ein Dampf strahl aus sei­ner Na­se ström­te, ver­riet, daß er leb­te.
    Durch den Schlei­er der Moi­re­vor­hän­ge vor Foo­tes Fens­ter hat­te Jar­mos­kow­ski das Aus­se­hen ei­ner ho­hen Säu­le aus schwar­zem Stein – ei­ner Säu­le, die über ei­nem

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