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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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Kas­ka­den der Tö­ne, die Ne­w­clif­fes großem Bald­win-Flü­gel ent­ström­ten, noch er­staun­li­cher wirk­ten; die an­de­ren Gäs­te hat­ten den gan­zen Abend dar­auf ge­war­tet.
    Für Foo­te, den Ma­ler, in des­sen Ohr jeg­li­che Mu­sik wie Blech­ge­ras­sel klang, war es kein Ge­nuß. Es war ein enor­mer, omi­nöser Lärm, der ge­le­gent­lich ab­schwoll, um die Wie­der­ho­lung ei­ner Be­schwö­rungs­for­mel zu ge­stat­ten, de­ren Sinn ihm ver­bor­gen blieb.
    Der Raum war sti­ckig und er­schi­en ihm nur halb so groß wie am Nach­mit­tag. Foo­te kam es vor, als ob er das ein­zi­ge Le­be­we­sen dar­in sei, au­ßer Jan Jar­mos­kow­ski. Die üb­ri­gen Gäs­te wa­ren Wachs­fi­gu­ren, die sich als in ei­nem äs­the­ti­schen Tran­ce­zu­stand be­fan­ge­ne Men­schen aus­ga­ben.
    Über Jar­mos­kow­skis Vi­ta­li­tät konn­te es kei­nen Zwei­fel ge­ben. Er sah nicht be­son­ders gut aus, doch in ihm schi­en ei­ne ani­ma­li­sche Kraft zu ste­cken, die ihn at­trak­tiv mach­te – das und die Schön­heit der Prä­zi­si­on, mit der die­se Kraft be­herrscht wur­de. Wenn sei­ne großen, be­haar­ten Hän­de auf die Tas­ten her­nie­der­fie­len, er­war­te­te man, daß der Flü­gel in Stücke sprang. Doch war der An­schlag sei­ner Fin­ger bis auf ein Dyn kal­ku­liert.
    Es war merk­wür­dig, hin­ter ei­nem der­ar­ti­gen Ge­sicht so­viel Zart­heit zu ent­de­cken. Das Haar auf sei­nem Rund­schä­del war zu lang, ob­wohl Jar­mos­kow­ski durch­aus kei­ne Mu­si­ker­tol­le trug. Die Au­gen­brau­en wa­ren ge­ra­de und recht­wink­lig und so bu­schig, daß sie sich über der ge­bo­ge­nen Na­se zu tref­fen schie­nen.
    Von sei­nem Platz aus be­merk­te Foo­te zum ers­ten­mal die merk­wür­di­ge Stel­lung der Ohr­mu­scheln des Po­len, nach vorn ge­neigt, wie bei ei­nem lau­schen­den Tier, so daß der obe­re An­satz­punkt der Mu­schel hö­her war als die Knor­pel­leis­te. Die Oh­ren schie­nen sich di­rekt in Rich­tung auf die Tas­ten nach vorn zu stel­len, was Foo­te stark an den Hund auf dem Wa­ren­zei­chen der Plat­ten von His Mas­ters Voi­ce er­in­ner­te.
    Wo hat­te er einen sol­chen Kopf schon ein­mal ge­se­hen? Viel­leicht bei Matt­hi­as Grü­ne­wald, auf dem Sei­ten­flü­gel des Isen­hei­mer Al­tars, wo die Ver­su­chung des hei­li­gen An­to­ni­us dar­ge­stellt ist. Oder war es ei­ne der Il­lus­tra­tio­nen im Red Gri­moi­re ge­we­sen, je­nen pri­mi­ti­ven Holz­schnit­ten, die von Chris Lund­gren ›die Ror­schach-Tests des mit­tel­al­ter­li­chen Men­schen‹ ge­nannt wur­den?
    Auf ei­nem Tisch­chen ne­ben dem Ses­sel lag die bren­nen­de Zi­ga­ret­te des Ma­lers in ei­nem Aschen­be­cher aus Onyx, auf des­sen Rand sich ei­ne win­zi­ge Tän­ze­rin aus Me­tall er­hob. Aus dem Mund­stück quoll ei­ne wei­ße Rauch­spi­ra­le nach un­ten und ver­brei­ter­te sich dort zu ei­nem sta­ti­schen Schwa­den, der ge­gen das dunkle Holz wie der ver­schwom­me­ne Um­riß ei­nes Ein­zel­lers aus­sah. Jetzt ver­ebb­ten die Tö­ne plötz­lich, und die Be­schwö­rungs­for­mel wur­de ge­spro­chen, drei gleich­för­mi­ge Sil­ben, ge­folgt von ei­nem ant­wor­ten­den We­he­ge­heul. Die Mit­te des Rauch­schwa­dens hob sich ruck­ar­tig, als ob man et­was hin­ein­ge­wor­fen hät­te. Dann braus­te der Flü­gel un­ter Jar­mos­kow­skis Fin­gern wie­der auf, und Foo­te kam es vor, als ob der Rauch­schwa­den sich mehr und mehr zu der Fi­gur der me­tal­le­nen Tän­ze­rin form­te. Sein Mund wur­de tro­cken, und er rutsch­te bis zum Rand des Sit­zes vor.
    Die Tran­skrip­ti­on en­de­te mit drei schar­fen Ak­kor­den, ein Schluß, der die drei ab­ge­hack­ten No­ten der Be­schwö­rung an­klin­gen ließ. Die Rauch-Fi­gu­ri­ne schwank­te und fiel in sich zu­sam­men, als ob man sie er­sto­chen hät­te; dann lös­te sie sich schnell in Nichts auf. Jar­mos­kow­ski mach­te ei­ne Pau­se, leg­te nach­denk­lich die Fin­ger­kup­pen ge­gen­ein­an­der und spiel­te dann sei­ne ei­ge­ne Kom­po­si­ti­on Gal­li­ard Fan­tas­que.
    Die Wachs­fi­gu­ren rühr­ten sich nicht, aber ein lei­ser, geis­ter­haf­ter Seuf­zer des Er­ken­nens kam von ih­ren un­be­weg­ten Lip­pen. Durch das

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