7 Werwolfstories
stickig war und nach Knoblauch stank. Es war schwierig, aus ihnen andere, weniger willkommene Laute herauszuhören. In dem leeren Zimmer neben Foote verursachten sie ein Kommen und Gehen von dünnen Geistern, und die geduckte Erwartung eines aufgedeckten Bettes, das eines merkwürdig deformierten Gastes harrte – eines Gastes, der sich trotz des silbernen Kruzifixes auf dem Kopfkissen hineinlegen würde.
In Footes Gehirn war die Schranke zwischen dem Realen und dem Irrealen gefallen, und er konnte nicht länger zwischen dem Kommen und Gehen von Wolkenschatten und den dunklen Wegen der Geister unterscheiden. Er hatte das verschleierte Grenzland betreten, wo alles unwirklich ist.
Nach einer Weile fühlte er sich in der stagnierenden Luft schweben, bereit, beim leisesten Anstoß durch das ganze Zimmer bis zur Türschwelle zu treiben. Über ihm schliefen andere unruhig oder stöhnten und fuhren hoch, daß die Federn quietschten. Irgend etwas sickerte durch die Dunkelheit auf sie zu, gefolgt vom Wind, der die Türen zählte.
Eins.
Zwei.
Drei. Schon näher.
Vier. Der vierte Schläfer strampelte ein bißchen. Foote konnte über sich ein leises Knarren der Fußbodenplanken hören.
Fünf.
Sechs. Wer war Nummer sechs. Wer ist der nächste? Wer?
Sieben …
O mein Gott, ich bin der nächste, ich bin der nächste …
Er rollte sich zitternd zusammen. Der Wind erstarb, und eine überwältigende, unruhige Stille erfüllte den Raum. Nach langen Minuten streckte er sich wieder aus und verfluchte sich selbst. Allerdings nicht laut, denn er hatte Angst davor, seine eigene Stimme zu hören. Hör schon auf damit, Foote, du elender Narr. Du benimmst dich wie ein Kind, das sich vor dem schwarzen Mann versteckt. Du bist absolut sicher. Lundgren hat es gesagt.
Mama hat es gesagt.
Woher weiß Lundgren das?
Er ist ein Fachmann. Er hat einen Artikel geschrieben. Los, sei wieder ein Kind. Erinnerst du dich an deinen kindlichen Glauben an das gedruckte Wort? Also, dann. Jetzt schlaf ein, verstehst du?
Da geht das verdammte Zählen wieder los.
Doch nach einer Weile schlief er ein, aber nicht für lange, und im Traum fiel er durch solche Abgründe, daß er im Kampf mit der Decke erwachte und nach der verbrauchten, knoblauchstinkenden Luft schnappte. In seinem Mund war ein fauliger Geschmack, und sein Herz schlug dumpf. Er warf die Decke ab, setzte sich auf, zündete mit zitternder Hand eine Zigarette an und versuchte, die Schatten, die die Streichholzflamme warf, nicht zu sehen.
Er wartete nicht länger auf das Ende der Nacht. Er hatte vergessen, daß es je Tageslicht gegeben hatte. Er wartete nur auf das leise, unabwendbare Schnüffeln, das ihm die Ankunft seines Besuches anzeigen würde. Aber als er aus dem Fenster blickte, sah er den hellen Streifen des ersten Morgenlichts über dem Wald. Nachdem er eine Weile ungläubig hinübergestarrt hatte, drückte er die Zigarette am Fuß des Leuchters aus – den er ständig mit sich herumschleppte, als ob er an ihm angewachsen sei – und ließ sich in die Kissen fallen. Er schlief sofort fest ein.
Als er wieder erwachte, hörte er Benningtons Stimme. »Stehen Sie auf, Mann«, sagte der Kritiker. »Nein, Sie brauchen nicht nach dem Leuchter zu greifen, bis jetzt ist alles in Ordnung.«
Foote grinste und angelte nach seinen Hosen. »Welch Vergnügen, einen so freundlichen Ausdruck in Ihrem Gesicht zu sehen, Bennington«, sagte er.
Bennington war etwas verlegen. »Ich habe Sie falsch beurteilt«, sagte er. »Wahrscheinlich muß es erst zu einer Krise kommen, damit mein schwerfälliges Gehirn begreift, welche Eigenschaften ein Mensch hat. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich trotzdem Ihre neuesten Abstraktionen weiterhin ablehne?«
»Das ist doch
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