7 Werwolfstories
Füßen. Sie war unverletzt und nur ohnmächtig. Der Kritiker war gerade dabei, sich heftig zu übergeben.
Auf Lundgrens Bett lag etwas.
Die Kehle war zerfleischt, und das Gesicht und alle Weichteile fehlten. An einer Stelle war das rechte Bein bis auf den Knochen durchgenagt, der im Sonnenlicht weiß und wie poliert glänzte.
Foote stand im grellen Licht der Lampen neben dem Flügel. Er hob die T–47 und betrachtete die anderen, die ängstlich vor ihm standen.
»Nein«, sagte er, »so nicht. Ich will nicht, daß Sie dicht zusammengedrängt stehen. Stellen Sie sich in einer Linie an der Wand da drüben auf, so daß ich jeden einzelnen sehen kann.«
Er grinste kurz. »Ich hab’ Sie wohl überrascht wie? Keiner hat sein Gewehr zur Hand. Natürlich steht ein schwerer Leuchter hinter Ihnen, Tom – aha, dachte ich’s mir doch, daß Sie danach schielten –, aber ich weiß aus Erfahrung, daß er für ein Wurfgeschoß zu schwer ist. Außerdem hab’ ich Sie schneller erschossen, als Sie mich erschlagen könnten.« Seine Stimme wurde bösartig. »Und das tue ich auch, wenn Sie mich dazu zwingen. Ich rate daher jedem von Ihnen – auch den Damen – jede plötzliche Bewegung zu vermeiden.«
»Was soll das heißen, Paul?« fragte Bennington ärgerlich. »Als ob die Dinge nicht schon schlimm genug wären …«
»Sie werden mich gleich verstehen. Stellen Sie sich zu den anderen, Bennington. Schnell!«
Er bewegte das Gewehr unmißverständlich. »Und denken Sie daran, was ich über plötzliche Bewegungen gesagt habe. Draußen mag es zwar dunkel sein, doch habe ich das Licht nicht zum Spaß eingeschaltet.«
Schweigend stellten die Leute sich an der Wand auf. In ihren Augen spiegelte sich der Verdacht, daß Foote wahnsinnig geworden sei – oder noch etwas Schlimmeres.
»Gut. Jetzt können wir die Unterhaltung beginnen. Sie müssen verstehen, daß ich nach dem, was Chris passiert ist, kein Risiko eingehen will. Zum Teil war es seine Schuld, zum Teil meine. Aber die Götter gestatten nicht, daß man sich in einer solchen Sache zweimal irrt. Er hat für seinen zweiten Irrtum bezahlt, und zwar einen Preis, den ich nicht zahlen möchte, und den niemand hier zahlen soll, wenn ich es verhindern kann.«
»Würden Sie uns mit einer Erklärung beehren, um was für einen Irrtum es sich handelt?« fragte Newcliffe eisig.
»Ja. Ich nehme es Ihnen nicht übel, daß Sie wütend auf mich sind, Tom, da ich Ihr Gast bin. Aber im Augenblick muß ich Sie alle gleich behandeln. Ich mochte Lundgren gern.«
Einen Moment herrschte Schweigen, dann zog Bennington leicht seufzend die Luft ein. »Alle gleich?« flüsterte er verstört. »Mein Gott, Paul! Sagen Sie uns, was Sie damit meinen!«
Alle atmeten schwer. »Ich sehe, Sie wissen es bereits, Bennington. Ich meine damit, daß Lundgren nicht von Jarmoskowski getötet wurde. Jemand anders hat ihn umgebracht. Ein anderer Werwolf – ja, wir haben jetzt zwei. Und einer befindet sich hier in diesem Zimmer.«
»Überrascht?« fragte Foote kalt und deutlich. »Aber es ist die Wahrheit. Der Irrtum, für den Chris so teuer bezahlt hat, ein Irrtum, den auch ich begangen habe, ist der folgende: Nach dem Kampf mit Jan haben wir vergessen, jeden einzelnen auf Verletzungen zu untersuchen. Damit haben wir eines der wichtigsten Gesetze der Lykanthropie außer acht gelassen.
Ein Mensch, der den Biß eines Werwolfs überlebt, wird selbst zu einem Werwolf. So wird die Krankheit übertragen. Anscheinend gelangt das Pinearin im Speichel des Wolfs in den Blutkreislauf, stimuliert die Zirbeldrüse des Opfers und …«
»Es wurde aber niemand gebissen, Paul«, sagte Doris verdächtig besänftigend.
»O doch, selbst wenn es nur eine leichte Verletzung war. Niemand außer Chris und mir konnte über die Möglichkeit einer Infektion durch
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