7 Werwolfstories
Ihr Beruf, ein Miesmacher zu sein«, sagte Foote fröhlich. »Also, was ist los?«
»Newcliffe ist schon sehr früh hinausgegangen und hat die Fallen inspiziert. In einer war ein prächtiger Hase – heute gibt’s Hasenpfeffer, wird Ihnen bestimmt schmecken –, die andere war leer, aber an dem Metall und auf dem Schnee fanden wir Blutspuren. Lundgren schläft noch, und wir haben alles für ihn aufgehoben, was wir vom Metall abschabten. Trotzdem dürfte die Sache jetzt schon klar sein; es handelt sich um ein Fetzchen Fleisch mit grobem schwarzem Haar.«
James steckte seinen Kopf ins Zimmer und kam dann herein. »Ich hoffe, das macht ihn zum Krüppel«, sagte er und fingerte geschickt eine Zigarette aus Footes Hemdentasche. »Ich bitte um Verzeihung. Außer dem Butler ist das ganze Personal getürmt, und niemand will uns Zigaretten aus dem Dorf bringen.«
»Meine Güte«, sagte Foote, »was sind Sie doch für ein munteres Paar! Hübscher Sonnenaufgang, nicht?«
»Ja.«
In der Küche gesellte sich Ehrenberg zu ihnen, dessen sonst so frisches Gesicht blaß und übermüdet wirkte.
»Einen besonders schönen guten Morgen, Hermann. Wie sehen Sie denn aus? Und wie wünschen Sie das Frühstücksei zubereitet?«
»Verdammt, wie können Sie nur so fidel sein? Sie müssen selber teilweise ein böser Geist sein.«
»Und Sie ein Engel, denn kein menschliches Wesen kann so lange tödlich ernst sein – nicht mal am Fuß des Schafotts.«
»Bennington, wenn Sie mein Frühstück anbrennen lassen, schmeiße ich Sie ohne einen Pfennig Wegzehrung ‘raus. – Hallo, Doris. Können Sie kochen?«
»Ich werde Kaffee kochen.« Während sie noch sprach, tauchte Newcliffe auf, die Pfeife zwischen den Zähnen. »Wie steht’s mit Ihnen, Tom?«
»Zu gütig«, sagte Newcliffe. »Schauen Sie mal, wofür halten Sie das?« Er holte ein Knäuel Ölpapier aus seiner Jackentasche und öffnete es vorsichtig. Auf dem Papier lagen ein paar blutige Fetzen. Doris würgte und wandte sich ab.
»Die hab’ ich heute früh aus der Falle geholt – Sie waren dabei, Bennington –, und da war Haar dran. Und jetzt sehen Sie mal genau hin.«
Foote piekte mit seinem Bleistift in den Fetzen herum. »Menschlich«, sagte er.
»Das denke ich auch.«
»War das nicht zu erwarten? Es war zwar schon hell, als Sie die Falle öffneten, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen. Bei Tageslicht nimmt ein Werwolf Menschengestalt an – das hier verwandelte sich nur ein paar Minuten, nachdem Sie es eingewickelt hatten. Was das Haar betrifft – das hier sieht aus wie ein blutbeflecktes Stück aus Jarmoskowskis Hemdmanschette.«
»Ja, wir haben ihm was abgezwickt«, stimmte Bennington zu.
»Übrigens«, sagte Newcliffe, »wir haben bereits den ersten Deserteur. Palmer ist heute früh abgereist.«
»Kein großer Verlust«, sagte James. »Aber ich kann es ihm nachfühlen. Wenn alles vorbei ist, werde ich mich einen Monat in Brighton erholen, und wenn die Welt zusammenstürzt!«
»Was? Jetzt im Winter?«
»Ist mir egal. Ich werde mir anschauen, wie sich Ebbe und Flut im WC abwechseln.«
»Wenn Sie dann überhaupt noch leben«, sagte Ehrenberg düster.
»Hermann, Sie sind ein Spaßverderber und denken nur an den Weltuntergang.«
Von draußen drang ein Geräusch herein. Es klang wie der größte Teekessel der Welt. Etwas flitzte oben am Himmel vorbei, drehte sich um und flitzte zurück. Foote trat ans Fenster.
»Schauen Sie sich das an«, sagte er und beschattete die Augen mit einer Hand. »Eine Avro-Düsenmaschine – und der Pilot will hier landen. Der muß total verrückt sein.«
Das Flugzeug kreiste mit abgestellten Motoren. Es verlor an Höhe, setzte auf dem Golfplatz auf und rollte mit atemberaubender Geschwindigkeit direkt auf den Waldrand zu. In letzter
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