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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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alt!“
    „Später wird er älter sein.“
    „Sie sollen die Rolle der Juno singen.“
    „So! Wer die anderen?“
    „Die Venus wird eine junge, unbekannte Kollegin übernehmen. Sie heißt Mureni.“
    „Ah! Wo befindet sie sich?“
    „Das weiß ich nicht. Der Komponist hat es übernommen, sie zu engagieren.“
    Leni machte jetzt plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Die Mureni war ja sie selbst. Das war der Künstlername, den sie früher getragen und dann abgelegt hatte, um nicht von den Nachforschungen des Krickel-Antons belästigt zu werden. Der Komponist wollte sie suchen? Er mußte also wissen, wo sie sich befand!
    „Wie heißt er denn?“ fragte sie.
    „Curty von Gulijan.“
    „Ein fremder Name, den ich noch niemals gehört habe.“
    „Er ist ein sehr interessanter, junger Herr.“
    „So wünsche ich ihm, daß seine junge Oper ebenso interessant sein möge!“
    „Er ist steinreich und hat bedeutende Besitzungen an der unteren Donau.“
    „Ich gönne sie ihm, habe aber mit ihm und seiner Oper nichts zu schaffen.“
    Sie wußte freilich nicht, daß dieser Curty von Gulijan ihr Freund, der einstige Fex, war, sonst hätte sie sich jedenfalls ganz anders verhalten.
    „So wollen Sie mir wirklich eine Absage erteilen?“
    „Ja.“
    „Ich gestehe aufrichtig, daß ich mit großen Hoffnungen zu Ihnen gekommen bin!“
    „Es ist eine Eigenschaft der Hoffnungen, daß sie unerfüllt bleiben können.“
    „Erlauben Sie mir wenigstens, nochmals bei Ihnen vorzusprechen?“
    „Zu welchem Zweck?“
    „Um anzufragen, ob Sie Ihren Entschluß denn doch nicht vielleicht geändert haben.“
    „Das wäre nutzlos. Ich pflege meine Entschlüsse nicht zu ändern.“
    „So darf ich also nicht kommen?“
    „Nein.“
    „Dann will ich Ihnen wenigstens meine Karte da lassen, damit Sie wissen, wo ich wohne, wenn Sie vielleicht einmal Veranlassung finden sollten, mich aufzusuchen.“
    „Diese Veranlassung wird wohl vergeblich auf sich warten lassen. Doch habe ich nichts dagegen, Ihre Karte zu behalten.“
    Er gab sie ab und ging, von ihr nicht einmal bis zur Türe begleitet. Er wollte sich darüber ärgern, brachte dies aber nicht fertig. Die Sängerin hatte auf ihn einen tiefen Eindruck gemacht. Das war keine jener eingebildeten, hochnäsigen Damen, welche trotz ihres Hochmutes an jedem Augenblick bereit sind, einen geschäftlichen Vorteil durch Verleihung persönlicher Liebenswürdigkeiten und Begünstigungen zu erkaufen.
    Das Küchenmädchen öffnete ihm die Vorsaaltür und schritt, da sie einen Weg zu gehen hatte, hinter ihm die Treppe hinab. Er bemerkte dies und benutzte diesen Umstand, vielleicht noch etwas über die hochinteressante Sängerin zu erfahren. Er zog ein größeres Silberstück aus der Tasche, schenkte es ihr und fragte:
    „Nicht wahr, Signora Ubertinka wohnt erst seit kurzem hier?“
    „Seit einer Stunde, gnädiger Herr.“
    „Ich erfuhr es im Hotel. Auf wie lange Zeit hat sie eingemietet?“
    „Auf unbestimmt.“
    „Hat sie bereits Besuche gemacht oder empfangen?“
    „Einen empfangen.“
    „Ah, schon! Wer war das?“
    „Frau Kommerzienrat von Hamberger, bei welcher die Signora heut zur Soiree sein wird.“
    „Wird sie singen?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Hm! Vielleicht sehen wir uns wieder, mein hübsches Kind. Ich interessiere mich für die Sängerin. Darum würde ich Ihnen jede Auskunft, die Sie mir über dieselbe geben könnten, gut belohnen. Aber lassen Sie ihr nichts wissen.“
    Er ging, aber nicht in der Richtung, in welcher seine Wohnung lag, sondern er wendete sich nach der Asperngasse, wo der Kommerzienrat wohnte. Er war mit diesem so leidlich bekannt, wollte ihm einen Besuch machen und dabei womöglich eine Einladung für den heutigen Abend zu erhalten suchen.
    Jetzt fand sich Martha wieder bei Leni ein, um ihr beim Auspacken zu helfen. Dann kam die Zeit des Mittagessens, und später äußerte die Sängerin den Wunsch, einen Spaziergang zu machen. Frau Salzmann erklärte, daß sie sie recht gern begleiten würde, aber durch einen zu erwartenden Besuch abgehalten werde; da sie aber sehe, daß sie mit Martha Landsmannschaft geschlossen habe, so könne diese mit ihr ausgehen.
    Das war der Leni sehr willkommen und der Martha nicht minder. Die erstere zog, um von der letzteren nicht abzustoßen, ihr einfachstes Kleid an. Dann spazierten beide nach dem Augarten hinaus, welcher von ihrer Wohnung aus in kurzer Zeit zu erreichen war.
    Natürlich gab es zwischen den beiden

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