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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fensterflügel, atmete hörbar laut den Duft des Grummets ein und schaute sich dann nach rechts und links um. Der Wagen schien ihr gar keine Bedenklichkeit zu verursachen. Vielleicht hielt sie ihn ganz im Gegenteil für einen ganz praktischen Fensterschirm, welcher die Leute verhinderte, in ihre Stube zu blicken.
    Sie machte das Fenster wieder zu.
    „Nun wird's wohl den Vorhang herunterlassen“, meinte Fritz.
    „Nein. Das glaub ich nicht. Das ruhige Gesicht, was sie machen tat, war ein sicheres Zeichen, daß sie kein Mißtrauen hegt. Schau!“
    „Sapperment!“
    „Sie hat Hosen!“
    „Männerhosen! Wahrhaftig!“
    Die zwei hatten ihre Köpfe, wie bereits gesagt, kaum zwei Ellen weit von dem Fenster entfernt. Sie hätten selbst kleinere Gegenstände ganz deutlich erkennen können.
    Die Bäuerin schlug ihren Rock zurück, und da kamen nun freilich zwei schwarze Hosenbeine zum Vorscheine.
    Die beiden lauschten mit angestrengten Sinnen.
    „Du, Fritz, schau! Jetzund greift sie in die Tasche. Paß aufi, was sie herausbringt.“
    „Eine Uhr.“
    „Ja, das ist sie.“
    „Einen Geldsack!“
    „Und was für einen! Der Bügel muß gar von Silber sein. Sie schaut hinein.“
    „Sie zählt. Weiter! Eine Brieftaschen. Die macht sie auch auf. Sapperment! Da sind wohl gar große Geldscheine drin!“
    „Ja, man sieht sie. Und jetzt?“
    „Ringe! Siehst's?“
    „Ja. Schau, jetzt hat sie einen, einen großen. Sie steckt ihn an; sie läßt ihn funkeln. Was sagst dazu?“
    „Das es dem Grafen seiner ist.“
    „Ja. Sie haben ihn angefallen. Wo mag er sein?“
    „Irgendwo. Totmacht haben's ihn nicht. Schau, jetzunder packt's zusammen. Nun bin ich begierig, zu derfahren, wohin sie den Raub stecken wird.“
    „Ich auch. Paß auf!“
    „Ah, in den Schrank.“
    „Himmelsackerment! Hast sehen?“
    „Natürlich! Du doch auch?“
    „Ja. Wo ist sie?“
    „Das weiß der Teuxel.“
    Die Bäuerin war nämlich durch den bereits erwähnten Schrank in das geheime Kabinett gestiegen. Darum war es nun in der Schlafstube finster. Das Kabinett hatte bekanntlich kein Fenster.
    „Du“, sagte der Sepp, indem er die Mauer forschend betrachtete, „ich weiß, woran ich bin.“
    „Woran denn?“
    „Dieser Schrank ist der Eingang zu einer verborgenen Stuben.“
    „Meinst?“
    „Ja. Das neue Gebäud ist an den Giebel des alten gebaut, wo der Frau ihre beiden Stuben liegen. So war es leicht, sich vom Baumeister, ohne daß wer was derfuhr, die Mauer durchbrechen und ein Stück vom neuen Gebäude dazugeben zu lassen.“
    „Ja, nur so kann es sein.“
    „Schau dir nur die Fenster an! Da neben der Schlafstuben ist ein fast zu großer fensterloser Raum. Gott sei Dank! Wir sind dem Versteck des Samiel auf der Spur!“
    „Nicht nur auf der Spur, sondern wir haben es bereits.“
    „Noch nicht. Wir müssen wissen, wie geöffnet wird.“
    „Das werden wir schon bald merken. Schau, jetzt kommt sie bereits wieder, mit dem Licht in der Hand. Wie sie lächelt! Sie scheint gar zufrieden zu sein mit dem Fang, den's macht hat.“
    „Ja. Das ist ein guter gewest! Ein Ring von über zehntausend Märkln! Na, sie wird alles wieder hergeben müssen!“
    „Komm! Wollen auch wieder hinab. Man darf uns nicht hier sehen.“
    Sie stiegen wieder hinab, säuberten sich von den anhängenden Grummetfäden und kehrten unter die hohe Tanne zurück.
    Kaum hatten sie sich niedergesetzt, so hörten sie einen eigentümlichen, lauten, getragenen Ton.
    „Was ist das?“ fragte Fritz.
    „Horch nur erst!“
    Sie lauschten.
    „Du, das ist ein Hilferuf!“ sagte der Sepp.
    „Denkst wirklich?“
    „Ja. Es ist heut nicht das erstemal, daß ich um Hilfe rufen hör.“
    „Wo ist's? Wo kommt es her?“
    „Es scheint mir, dort vom Wald, wo – siehst das kleine Licht?“
    „Ja.“
    „Das muß eine Laternen sein.“
    „Aber sie bewegt sich nicht.“
    „So ist sie aufgehängt irgendwo.“
    „Horch, horch! Ja, dorther kommt's wir müssen hin. Wollen gleich noch die Tagelöhner mitnehmen. Wann ein Unglück geschehen ist, so ist es gut, daß die Hilfe so schnell und zahlreich wie möglich erfolgt.“
    Sie eilten hinein in die Stube und meldeten, daß man drüben am Waldrand um Hilfe rufe. Diese Nachricht brachte die Wirkung hervor, daß sämtliche Tagearbeiter aufsprangen und sich bereit erklärten, hinzueilen.
    Sepp warf einen beobachtenden Blick auf die Bäuerin. Sie beteiligte sich mit an der allgemeinen Aufregung, gab guten Rat und wollte schließlich selber

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