71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil
gehört, nachher möcht ich's gar nicht haben.“
„Du bist doch auch so. Du hast auch noch kein Dirndl lieb habt, Fritz.“
„Ja, und darum passen wir so gar sehr zueinander, meine herzliebe Martha. Uns soll nix trennen. Kein Mensch, kein Unglück und keine Gewalt soll uns ausnander bringen können. Das wollen wir uns hier versprechen. Nicht wahr, mein liebes Maderl?“
„Ja, Fritz.“
„Gibst mir die Hand darauf?“
„So gern! Hier hast sie!“
Sie schlugen ein, und Fritz sagte mit vor Wonne bebender Stimme:
„So bist nun mein, ganz mein, und ich darf dich an mein Herz nehmen. Dort soll dein Platz sein, so lange ein Atem in meiner Brust ist und ein Gedank in meiner Seelen. Komm her, mein süßes, liebes Martherl!“
Er zog sie innig an sich, hob ihr Gesichtchen empor und küßte sie herzlich.
So standen sie beieinander in seligem Entzücken. Sie liebten sich; sie hatten sich; sie gehörten einander unzertrennlich und für das ganze Leben an. In diesem Bewußtsein dachten sie nur an sich, nur an ihr Glück, nur an den gegenwärtigen Moment. Sie vergaßen, wo sie waren und was sich ereignet hatte. Der Förster, die Kronenbäuerin, der Samiel, sie waren vergessen. So verging Minute um Minute, bis Martha doch endlich den Geliebten erinnerte:
„Fritz, wollen wir nicht weiter gehen?“
„Weiter? Mir ist's, als ob hier das herrlichste Plätzchen sei auf der ganzen Welt, als ob wir hier bleiben müßten fürs ganze Leben. Diese Stelle ist mir heilig und wird mir ein Gedächtnis bleiben, so lange als ich nur denken kann.“
„Auch ich werd mir sie merken. Aber nun möcht ich doch nach Haus. Schau, dera Mond ist schon bereits weit hinüber. Mußt nicht auch nach Haus?“
„Ja freilich. Hast recht, wir wollen gehen. Wir werden einander ja doch fleißig wiedersehen. Meinst nicht auch?“
„Ja, fleißig und bald.“
„Sehr bald. Wann denn?“
„Willst wohl morgen bereits wieder zu mir kommen?“
„Von ganzem Herzen gern.“
„So komm! Ich freu mich schon heut darauf.“
„Und wo treffen wir uns?“
„Grad da, wo wir uns heut troffen haben.“
„Und wann?“
„Ja, wann denkst denn eigentlich?“
„So spät nicht wieder wie heut.“
„Nein, sondern eher. Aber die Zeit, wann ich fortkommen kann, weiß ich heut noch nicht genau.“
„So werd ich, wann wir gessen haben, mal herauslaufen nach dem Forsthaus. Außen am Zaun werd ich stehen, weißt, hinter dera Lauben, in welcher du den Förster mit meiner Bäuerin mal sehen hast. Da brauchst nur in die Lauben zu treten, um mit mir durch den Zaun sprechen zu können, und da kannst mir sagen, wannst Zeit hast, zu kommen.“
„Ja, so wollen wir es machen. Komm!“
Sie umschlangen sich und schritten langsam weiter.
Freilich hatten sie es nun in ihrer glückseligen, weltvergessenen Stimmung nicht gar sehr eilig. Sie gingen den Schritt aller Liebenden – langsam, in süßem, flüsterndem Gekose und die Blicke tief ineinander gesenkt. Sie ahnten ja nicht, was während derselben Zeit im Forsthaus geschah.
Als sie dieses endlich erreichten, wollte er sie nach der Haustür führen; sie aber sagte:
„Nicht vorn, sondern hinten hinein werd ich gehen.“
„Hast den Schlüssel nicht mit?“
„Nein. Ich bin durch den Stall heraus und werd auch durch denselbigen wiederum hineingehen. Den Gartenschlüssel aber hab ich mit.“
Sie umschritten die Försterei und gelangten an den hinter derselben gelegenen Garten. Martha öffnete die Tür desselben.
„Hier wollen wir Abschied nehmen“, sagte sie.
„Kann ich nicht mit zum Stall gehen?“
„Warum?“
„Weil ich wissen muß, daßt auch sicher heim gelangst.“
„Ich bin doch bereits daheim!“
„O nein. Jetzund bist immer noch im Freien, und da kann dir sehr leicht noch was begegnen.“
„Hier nun nicht mehr. Dera Samiel wird sich nicht in das Forsthaus wagen.“
„Vielleicht doch! Nein, ich geh mit bis an den Stall. Wannst da drin bist, nachher kann ich ruhig sein.“
„Aber ich muß doch hier die Gartentür verschließen.“
„Was tut das? Nix.“
„Dann kannst ja nicht wieder heraus!“
„O doch. Ich steig über den Zaun.“
„Wannst dir solche Mühen machen willst, so hab ich nix dagegen. Komm also mit!“
Sie verschloß die Tür, und nun gingen sie miteinander aus dem Garten in den Hof und über denselben hinweg nach der Stalltür zu. Dort blieben sie noch einige Augenblicke lang stehen.
Das war grad zu derselben Zeit, in welcher der Samiel den Grafen
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