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711 N. Chr. - Muslime in Europa

711 N. Chr. - Muslime in Europa

Titel: 711 N. Chr. - Muslime in Europa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Peter Jankrift
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Fest steht ebenso, dass die Christen den Sieg davontrugen. Das Ausmaß des Geschehens lässt sich allerdings nicht mehr ergründen. Dennoch: Ein Bann war gebrochen – die muslimischen Invasoren waren nicht unbesiegbar. Zehn Jahre später errang die abendländische Christenheit im Westen des heutigen Frankreichs einen Sieg, der die Weichen für die weitere Entwicklung stellte.

Eine Million Tränen
    Oktober 732, nahe dem Fluss Vienne. Waren eine Millionen Tränen genug für diesen großen Heerführer? Abd ar-Rachman war tot. Dabei hatte alles so gut begonnen. Noch bevor sich die Ungläubigen formieren konnten, hatten die Muslime reiche Beute gemacht. Doch in ihrem Eifer hatten sie sich verkalkuliert – der fränkische Hausmeier Karl hatte nämlich derweil gewartet. Dann, nachdem Verstärkung eingetroffen war, machte er seinem Beinamen »Martell«, »Hammer«, alle Ehre. Die Zuversicht der Muslime wich Entsetzen. Als die »Schlacht der Millionen Tränen« gingen die Ereignisse in der Ebene zwischen Tours und Poitiers in die islamische |69| Geschichte ein. Die Christen aber feierten ihren Sieg später als »Rettung Europas«.
    Die zeitgenössischen Chronisten waren sich der Tragweite des Ereignisses nicht bewusst – spätere Generationen überhöhten das Geschehen in seiner Bedeutung. Nicht umsonst wird die Schlacht von Tours und Poitiers von den mittelalterlichen Geschichtsschreibern nur beiläufig erwähnt: Weder der genaue Ort noch der genaue Zeitpunkt sind auf Grundlage der Quellen eindeutig bestimmbar. Vermutlich zogen die berberischen und muslimischen Truppen über die alte Römerstraße nordwärts, bis sie irgendwo zwischen den heutigen Ortschaften Vourneuil und Moussais-la-Bataille nahe der Vienne auf das Heer Karl Martells (688/89–741) stießen.
    Der fränkische Hausmeier war ein Mann jenseits der Vierzig, der auf große militärische Erfahrung zurückblickte. Als Spross der rechtlich minderbewerteten sogenannten Friedelehe seines Vaters Pippin des Mittleren (um 635–714) mit Chalpaida hatte er sich schon in jungen Jahren durchbeißen müssen, denn sein Vater hatte ihn vom Amt des Hausmeiers ausgeschlossen. Gewaltsam musste er das Recht, das ihm seiner Auffassung nach zustand, für sich behaupten. Noch am Sterbebett seines Vaters Pippin hatte dessen Ehefrau Plektrud, mit der dieser eine Vollehe geschlossen hatte, ihren ebenfalls illegitimen Enkel Theudoald als Nachfolger durchzusetzen gewusst. Plektruds eigene Söhne Drogo und Grimoald waren zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben. Nach einigen Wirren konnte sich Karl Martell schließlich durchsetzen und nach dem Sieg in der Schlacht bei Soissons 718 seine Machtposition unter der formalen Herrschaft Chilperichs II. behaupten. Bis zu seinem Tod in Quiezy im Jahre 741 lenkte er als Hausmeier die Geschicke der fränkischen Teilreiche. Seit 737 verzichtete er darauf, sich durch einen der merowingischen Schattenkönige im Amt bestätigen zu lassen und wirkte de facto als Herrscher.
    Aus den Angaben verschiedener Chroniken ergibt sich in etwa folgendes Bild über den Verlauf der Schlacht: Sieben Tage lang harrte Kar Martell aus, um auf Verstärkung durch sächsische und langobardische Truppen zu warten. Tunlichst vermied er eine größere Konfrontation und sah tatenlos zu, wie die muslimischen |70| Invasoren ihr Beutegut wegschleppten. Am achten Tag, dem 18. oder dem 25. Oktober 732, kam es zur Entscheidungsschlacht. Offenbar ergriffen die Araber die Initiative und stürmten gegen eine langobardische Abteilung los. Die bedrängten Langobarden reagierten augenscheinlich taktisch klug: Sie schlossen sich zu einer Phalanx zusammen und vermochten so den Ansturm der Feinde abzuwehren. Derweil gelang es den Franken und Sachsen, die arabischen Bogenschützen einzukesseln und unschädlich zu machen. Nun kehrten die unter dem Oberbefehl Karl Martells versammelten christlichen Truppen den Spieß um. Sie griffen das arabische Lager an. Die Araber und Berber wagten einen Ausfall. Was dann folgte, war ein Gemetzel – von den schätzungsweise 20   000 Bewaffneten, die mit Abd ar-Rachman in den Krieg gezogen waren, blieb die Hälfte tot oder verwundet auf dem Schlachtfeld zurück, darunter der Heerführer. Auch die christliche Streitmacht hatte empfindliche Verluste hinzunehmen. Als die Dämmerung sich über den Ort des Grauens legte, zogen sich die verfeindeten Parteien zurück.
    Am folgenden Morgen zogen die Truppen Karl Martells erneut gegen die muslimischen Feinde, doch

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