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711 N. Chr. - Muslime in Europa

711 N. Chr. - Muslime in Europa

Titel: 711 N. Chr. - Muslime in Europa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Peter Jankrift
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Rechtsstatus wie die Muslime, doch durften sie ihre Religion unter einigen Auflagen ausüben. Für eine vollständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bedurfte es des Überritts zum Islam. Zahlreiche Christen nutzten diese Möglichkeit. Diejenigen, die an ihrem althergebrachten Glauben festhielten, übernahmen im Laufe der Zeit zumindest die arabische Sprache im Alltag wie auch manche Lebensgewohnheiten der Muslime, so beim Bau ihrer Häuser, der Zubereitung der Speisen und der Wahl der Kleidung. Aus dieser Anpassung an arabische Verhältnisse resultierte die Bezeichnung Mozaraber, »Arabisierte«.
    |75| Dass sich längst nicht alle Christen mit den neuen Machtverhältnissen auf der Iberischen Halbinsel arrangieren konnten, belegen Urkunden vom Beginn des 9. Jahrhunderts. Aus diesen Schriftzeugnissen geht hervor, dass Gruppen hispanischer Christen wegen ihrer Lebensbedingungen muslimisch beherrschtes Gebiet verlassen wollten. Ludwig der Fromme, Karls des Großen Sohn und Nachfolger auf dem fränkischen Thron, gestattete einer Gruppe christlicher Flüchtlinge aus dem omaijadischen Emirat von Córdoba am 1. Januar 815, sich in der Spanischen Mark – einer Art Pufferzone zwischen dem Frankenreich und dem islamischen Herrschaftsgebiet am Rande der Pyrenäen – anzusiedeln. Diese
hispani
waren
,
wie es im Urkundentext heißt, »vor der Unterdrückung und dem grausamen Joch geflohen, das die Sarazenen den Christen auferlegten«. Karls Herrschaft war eine Erfolgsgeschichte, als die arabische Gesandtschaft in Paderborn eintraf. Das Ringen gegen die Sachsen war gewiss langwierig und zäh, doch unterwarf er das renitente Volk letztlich doch. Er, Karl, herrschte allein über ein riesiges Reich. Er hatte Aquitanien befriedet und sich die eiserne Krone der Langobarden aufs Haupt gesetzt. Ein Zug über die Pyrenäen eröffnete die Möglichkeit, zumindest einige Städte aus muslimischer Hand zurückzugewinnen. Außerdem bot der Feldzug die Chance, die widerspenstigen Basken besser unter Kontrolle zu bringen. Nachdem das Vorhaben auch noch die Zustimmung des Papstes gefunden hatte, stand einem Aufbruch nichts mehr im Wege.
    Das Jahr 777 neigte sich seinem Ende zu, als der Frankenkönig ein Heer versammelte und Richtung Süden aufbrach. Das Weihnachtsfest verbrachte er in der Pfalz Doucy in Lothringen. Dort wartete er auf das kommende Frühjahr, denn während der Wintermonate war ein Feldzug unmöglich. Immerhin mussten Ross und Reiter aus dem Land versorgt werden, durch das man zog. Als der Frühling gekommen war, setzte die Streitmacht ihren Weg auf die Iberische Halbinsel fort. Ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, überquerten die Franken in den ersten Monaten des Jahres 778 die Pyrenäen. Verstärkt wurde die Armee durch Kontingente mit Kämpfern aus Burgund, Austrien, Bayern, der Provence und Septimanien. Vor den Toren von Zaragoza vereinigten |76| sich die beiden Heeresteile. Doch kam alles anders als erwartet.
    Der Einmarsch fand nicht statt, die Stadt hielt dem militärischen Druck stand. Nicht genug damit, erwies sich die Allianz der Statthalter, die gegen die omaijadische Oberhoheit aufbegehrten, als ausgesprochen kurzlebig. Die versprochene Unterstützung löste sich schnell in Nichts auf. Angesichts dessen konnte der erfolgsverwöhnte Frankenherrscher die Kampagne nur noch abbrechen. Weitere Risiken wollte er nicht eingehen, nachdem er die militärische Stärke des Gegners erkannt hatte, der zudem über viel mehr Nachschub verfügte als das karolingische Heer. Den Reichsannalen zufolge unterwarf Karl der Große während des Rückzugs allerdings die spanischen Basken und die Einwohner von Navarra. Damit war zumindest ein Ziel des Unternehmens erreicht. Zur Strafe für den geleisteten Widerstand ließ Karl die Mauern von Pamplona schleifen, wo die Basken die Bevölkerungsmehrheit stellten. Dieser Teilerfolg konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die erhofften Eroberungen ausgeblieben waren. Karls spanisches Abenteuer endete am 15. August 778 nahe Roncesvalles, einem Passort in den Pyrenäen, mit einem Schock für die Franken.
    Karls Biograph Einhard schildert die Ereignisse im neunten Kapitel seiner Vita Karls des Großen: »Auf dem Rückmarsch über die Pyrenäen musste er allerdings noch die Treulosigkeit der Basken erleben. Diese Gegend ist wegen ihrer dichten Wälder für Überfälle aus dem Hinterhalt sehr geeignet. Als das Heer – die engen Bergpfade ließen es nicht anders zu – in einer

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