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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weilchen; aber sie mußte sich doch in den Willen des Alten fügen. Nach kurzer Zeit brachen die vier auf.

FÜNFTES KAPITEL
    In Miramare
    Was auf der Polizei verhandelt wurde, nahm eine ziemliche Zeit in Anspruch. Dabei verwunderten sich Max und Hans, mit welchem Respekt der Sepp behandelt wurde. Die Herren taten ganz so, als ob sie einen Vorgesetzten vor sich hätten.
    Sie traten zu einer Beratung in ein Nebenzimmer. Nur der Alte durfte sie begleiten. Als sie dann zurückkehrten, wurde den Dreien bedeutet, daß Sepp jetzt gehen werde, ihnen aber müsse man jetzt einige Instruktionen erteilen.
    Nach kurzer Zeit kam ein sehr vornehm aussehender Herr herein, welcher den Alten bat, mit ihm zu kommen. Die beiden entfernten sich.
    Sie begaben sich zum Juden, welcher sie mit großer Höflichkeit empfing.
    „Ich habe bereits gewartet“, sagte er. „Fast habe ich nicht geglaubt, daß wiederkommen werde der Herr Hauptmann.“
    „Ich halte stets Wort“, erklärte der Alte.
    „Und ist der andere Herr derjenige –?“
    Er ließ eine Fragepause eintreten.
    „Ja, er ist derjenige!“
    „Welcher kaufen will Schmucksachen?“
    „Ja“, erklärte der verkleidete Polizist. „Ich habe gehört, daß Sie sehr viele und sehr schöne Pretiosen besitzen.“
    „O nein! Es sind nicht viele und auch nicht schöne!“ meinte der Hehler in seiner vorsichtigen Weise.
    „Dieser Herr hat es mir doch gesagt!“
    „So hat der Herr Hauptmann gemacht einen kleinen Scherz. Ich bin ein armer Jud und kann nur kaufen, was kostet ein weniges Geld.“
    „Machen sie keine alberne Labberei!“ sagte der Sepp. „Wir haben keine Zeit, uns erst eine lange Einleitung vormachen zu lassen.“
    „Aber muß nicht sein eine Einleitung bei jedem Buch und bei jeder Sache?“
    „Meinetwegen! Aber unsere Einleitung ist bereits gestern gemacht. Sie ist vorüber.“
    „O nein! Da hat der Herr Hauptmann einen Begriff von Baruch Abraham, welcher ist sehr falsch. Wer da handelt mit alten Sachen, der muß sein sehr vorsichtig.“
    „Andere Leute sind es ebenso. Sie wollen mir doch nicht etwa gar mißtrauen?“
    „Aber wie könnt ich mißtrauen dem Herrn Hauptmann? Hat er mir doch bewiesen, daß er ist der Vertraute meiner Freunde, und hat mir auch gezeigt seinen Paß.“
    „Nun also! Mach also keine Dummheiten!“
    „Soll ich nicht vorher lernen kennen auch den andern Herrn?“
    Er fixierte den Polizisten scharf. Es war klar, daß er diesem nicht traute.
    „Dieser Herr ist der Herr Bankier Wendelmann aus Wien“, erklärte der Sepp. „Er besitzt zu gleicher Zeit ein Juwelengeschäft.“
    Baruch Abraham ließ kein Auge von dem Polizisten. Er nahm eine alte Dose aus seiner Tasche, schnupfte langsam und bedächtig und sagte dann:
    „Ist es mir doch, als ob ich hätte gesehen diesen Herrn schon hier in Triest!“
    „Sehr möglich, denn ich bin nicht selten hier“, erklärte der Beamte.
    „Aber es ist mir, als hätte der Herr da getragen ganz andere Kleider.“
    „Schwerlich!“
    „Eine Uniform.“
    „Ich bin nicht Offizier.“
    „Es war keine Militär-, sondern eine Polizeiuniform mit großen Epauletten!“
    „Sie irren sich!“
    Der Jude spreizte die Arme aus, legte den Kopf auf die Seite und sagte:
    „Ob ich mich irre oder ob ich mich nicht irre, das ist mir sehr gleichgültig. Ich mach gern ein Geschäft mit jedem, auch mit einem Herrn von der Polizei.“
    Es war klar, daß er den Beamten erkannte. Dieser versuchte dennoch, ihn irrezuführen.
    „Was reden Sie nur von der Polizei! Ich kann es Ihnen beweisen, daß ich der bin, für den mich der Herr Hauptmann ausgegeben hat.“
    „Wie sollen Sie führen den Beweis?“
    „Durch meinen Paß.“
    „Dieser ist's ja, was ich hab sehen wollen.“
    „So schauen Sie her!“
    Er zog eine Brieftasche hervor, aus welcher er den Paß nahm, den er dem Juden in die Hand gab. Dieser betrachtete ihn genau, roch sogar daran und sagte dann:
    „Dieser Paß ist ausgestellt worden bereits vor zwei Wochen?“
    „Ja. Das Datum lehrt es ja.“
    „Wie kommt es da, daß er gar so sehr riecht noch nach frischem Siegellack?“
    „Das habe ich nicht bemerkt.“
    „Weil Ihre Nase nicht ist so fein wie die Nase von Baruch Abraham. Er riecht es einem jeden Siegel an, ob es ist nur einen Tag alt oder nicht.“
    „Dieses Mal hat sich Ihre Nase aber ganz gehörig getäuscht.“
    „Sie kann vielleicht sich täuschen, nicht aber mich selbst. Dieses Siegel ist geworden gemacht vor noch nicht einer Stunde.“
    „Aber,

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