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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jetzt?“
    „Eben Dichter. Er kam vor kurzer Zeit aus Ägypten zurück.“
    „Ein Schulmeister in Ägypten?“
    „Der König hatte ihn hinüber geschickt. Eigentlich ist er ein Sohn des Barons von Alberg.“
    „Eigentlich? Warum nicht wirklich?“
    „Weil er nicht will.“
    „Himmel! Ein Schulmeister, welcher kein Sohn sein will! Welch ein Stoff! Das gibt zehn Novellen. Ich werde Sie trotzdem küssen!“
    „Mit Muße, Fräulein. Jetzt würde es zu sehr eilen.“
    „Kommen auch Herrschaften?“
    „Versteht sich, sogar der König.“
    „Ach! Da muß ich mir ein Billet nehmen!“
    „Dann dürfen Sie nicht zögern. Es ist schon fast alles vergriffen.“
    „Da werde ich freilich springen müssen. Aber welche Kräfte sind denn engagiert?“
    „Natürlich nur die hervorragendsten!“
    „Wer singt die Hauptrollen?“
    „Den Gott singt der Krickel-Anton.“
    „Krick –? Derjenige, welcher damals in meine Schlafstube gestiegen war?“
    „Ja.“
    „Und dem ich dann hier allerlei Krimskrams abkaufte? Er war Tabulettkramer?“
    „Derselbe.“
    „Der, der ist jetzt Sänger?“
    „Erster Größe. Er nennt sich Criquolini.“
    „Von dem habe ich gehört und gelesen. Das ist also jener entflohene Wilddieb? Herr Sepp, Sie sind ein ausgezeichneter Mensch.“
    „O bitte!“
    „Wäre ich eine Königin, so müßten Sie mein Strumpfband als Orden tragen!“
    „Aber unter dem Beinkleid?“
    „Nein, auf der Brust, auf der Brust! Sie geben mir ja eine ganze Bahnlowry voller Stoff! Gehen Sie her! Ich küsse sie faktisch.“
    Sie streckte wirklich die Arme nach ihm aus.
    „Vorsicht!“ warnte er. „Es ist Polizei hier!“
    „Was kann die dagegen haben?“
    „Sehr viel! Es ist hier an verschiedenen Ecken angeschlagen gewesen, daß das öffentliche Küssen verboten sei.“
    „So lassen wir es. Wer hat die weibliche Hauptrolle?“
    „Signora Ubertinka.“
    „Ach! Das ist die Berühmteste von allen.“
    „Und doch ist sie eine arme Waise.“
    „Ach!“
    „Ja. Sie heiratet jetzt einen Grafen.“
    „Himmel! Was war ihr Vater?“
    „Tagelöhner.“
    „Wo hat sie sich mit dem Grafen verlobt?“
    „Auf der Alm, ganz nahe da, wo Sie wohnten, als der Krickel-Anton barfuß zu Ihnen kam.“
    „Herr Sepp, Herr Sepp! Sie bringen mich um!“
    „Wieso? Ist ja gar nicht meine Absicht!“
    „Vor Freude über die Sujets, welche Sie mir so massenhaft bieten.“
    „Wenn ich Ihnen wirklich diene, so ist's mir eine große Ehre, gnädiges Fräulein!“
    „Ja, Sie dienen mir. Sie sind mein Stern, mein – mein – mein – kommen Sie vom Perron hinweg! Gehen wir in ein sogenanntes Zimmer, wo es niemand sieht! Ich muß Sie unbedingt küssen, unbedingt!“
    „Das geht nicht.“
    „Warum?“
    „Aus Rücksicht auf Sie!“
    „Ach, in dieser Beziehung verbitte ich mir alle Rücksicht.“
    „Und dennoch muß ich verzichten. Es leidet niemand gern an Zahnschmerzen.“
    „Was haben die Zahnschmerzen damit zu tun?“
    „Sehr viel. Ich habe heut welche. Zahnschmerzen bekommt man von Zahnpilzen und Zahntierchen. Wenn Sie mich küssen, können Sie leicht so ein Tierchen von mir bekommen oder gar einen Pilz, einen Zahnfliegenschwamm. Dann haben auch Sie Schmerzen und können heut die Festvorstellung nicht mit Andacht genießen.“
    „Da haben Sie recht. Ihre Aufmerksamkeit ist sehr dankenswert. Behalten Sie Ihre Tiere und Pilze! Aber sagen Sie –“
    „Bitte, bitte!“ unterbrach er sie. „Sie müssen sich ein Billet besorgen. Eilen Sie!“
    „Schön! Könnten Sie es mir nicht besorgen?“
    „Geht leider nicht.“
    „So sagen Sie mir wenigstens, wo man hier Logis bekommen kann!“
    „In keinem Gasthof. Sie müssen bei Privatleuten nachfragen.“
    „Ist nicht etwas leer in der Villa, welche zur Mühle gehört? Sie wissen, wir wohnten damals dort.“
    „Dort war bereits seit voriger Woche alles bestellt. Leben Sie wohl!“
    Er eilte fort, sonst hätte er noch stundenlang bei ihr stehen können. –
    Als Leni ihre frühere Lehrerin nach der Mühle geschafft und für sie gesorgt hatte, kehrte sie nach der Stadt zurück. Unterwegs begegnete ihr – der Krickel-Anton.
    Er befand sich bereits seit zwei Wochen hier, um den Proben beizuwohnen. Er erkannte die frühere Geliebte sofort und blieb mitten im Weg stehen. Sie wollte still um ihn herum. Da sagte er:
    „Sie schämen sich wohl vor mir, Fräulein Berghuber?“
    „Warum sollte ich mich schämen?“ fragte sie, nun ebenfalls stehenbleibend.
    „Nun, ich dachte, Sie

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