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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hübscher.“
    „Sie haben die Wahl.“
    „So sage ich Marga.“
    „Ist mir lieb. Mein Familienname ist Siebers. Nun ist die große persönliche Vorstellung beendet und wir können alle Steifheit fallen lassen.“
    „Ja, das wollen wir. Ich freue mich so über unsere Freundschaft, daß ich gleich auf und davon laufen möchte.“
    „Aus Angst vor mir?“
    „O nein, sondern vor Entzücken, daß ich eine Freundin habe. Mein Mann sagt stets, daß ich keine Freundin bekommen werde.“
    „Warum nicht!“
    „Weil – weil – na, ich will es aufrichtig sagen – weil niemand vor mir Respekt haben könne. Ich sei zur Freundschaft noch viel, viel, viel zu jung.“
    Das kam so neckisch schmollend, so gutmütig zürnend zwischen den frischen Lippen und blinkenden Zähnen hervor, daß Marga dieses Mal laut und herzlich auflachen mußte.
    Anita stimmte fröhlich ein und rief erfreut:
    „Sehen Sie, daß ich eine gute, brauchbare Freundin sein kann! Sie fangen bereits an zu lachen. Warten Sie nur, je fester unsere Freundschaft wird, desto größere Dummheiten werde ich machen, damit wir beide recht lustig sein können. Dann soll mir Johannes nochmals sagen, daß ich zur Freundin zu – zu – zu jung sei.“
    Und sich zu Marga hinüberbeugend und die Hand geheimnisvoll an den Mund haltend, flüsterte sie weiter:
    „Eigentlich hat er anders gesagt.“
    „Wie denn?“
    „Nicht zu jung, sondern zu – zu – ich bringe das Wort fast gar nicht heraus, denn es klingt fast gar zu schlecht.“
    „Nun, mir können Sie es doch sagen.“
    „Freilich, weil wir eben Freundinnen sind. Er meint nämlich, daß ich viel zu – zu – zu – quecksilbern sei.“
    „Ah, zu unruhig?“
    „Vielleicht. Was er eigentlich damit meint, das weiß ich gar nicht einmal genau. Ich werde ihn nächstens einmal ernsthaft darüber fragen.“
    „Tun Sie das, liebe Anita, und teilen Sie mir dann seine Antwort mit!“
    „Ich habe es eben mit ‚zu jung‘ übersetzt.“
    „Nun, meinen Sie etwa, daß ich da eher die nötigen Anlagen zu einem Freundschaftsbund besitze?“
    „Ja, sehr“, antwortete Anita ernsthaft.
    Da lachte Marga abermals herzlich auf.
    „Sie Gute, Aufrichtige!“ sagte sie. „Wissen sie denn, was für ein Urteil Sie da über mich gefällt haben?“
    „Nun?“
    „Daß ich schon recht, recht sehr alt bin.“
    „Herrgott, das habe ich doch gar nicht gemeint!“
    „Aber es klang so. Wenn die Jugend ein Hindernis der Freundschan ist, und Sie sagen, daß ich die Talente zu einem Freundschaftsbund besitze, so muß ich doch bereits fast steinalt sein.“
    „Das habe ich mir gar nicht so überlegt. Mein Johannes hat wohl ganz recht; ich bin doch ein wenig zu quecksilbern. Herrgott, Sie und steinalt! Wir werden einander gar nicht viel zu schenken haben.“
    „Doch. Wie alt sind Sie?“
    „Einundzwanzig.“
    „Und ich vierundzwanzig!“
    „Das sind drei Jahre, also noch lange kein Jahrhundert. Aber, wissen Sie, Sie sind so still, so ruhig und bedächtig, und wenn man das ist, so kann man sehr leicht älter erscheinen als man ist.“
    „Das ist sehr richtig. Beweglichkeit gehört zur Jugend; darum verjüngt sie.“
    „Grad darum passen wir beide so sehr gut zusammen und wir wollen auch gar treu zusammenhalten, wenn – wenn wir nur die Zeit dazu haben.“
    „Warum sollten wir nicht?“
    „Ich weiß ja gar nicht, wie lange Sie hier bleiben werden.“
    „Ich habe mich noch gar nicht entschlossen. Nur so viel steht fest, daß ich bis zum Juli in Bayern sein sollte.“
    „So bleiben Sie doch hier bei uns!“
    „Wie lange verweilen Sie denn hier?“
    „Bis mein Mann sein Bild beendet hat. Eigentlich wohnen wir in München. Ein hoher, steinreicher Herr hat eine Landschaft bei ihm bestellt und so sind wir schleunigst heraus nach dem Würmsee, wo Johannes die passenden Dinger findet, die er Motive nennt. Was das eigentlich ist, das weiß ich nicht. Ich habe ihn gefragt, aber je länger er es mir erklärt, desto weniger verstehe ich es. Endlich laufe ich davon und dann sagt er wieder, daß ich das reine Quecksilber sei. Sie sollten sich hier eine kleine Privatwohnung nehmen, grad so, wie wir es auch machen werden.“
    „Die Eltern taten es stets. Ich habe auch bereits daran gedacht, leider aber erfahren, daß hier alle Privaträume bereits bestellt sind.“
    „Hier, ja. Aber drüben am anderen Ufer gibt es wohl noch welche. Wir haben da eine ganz allerliebste Wohnung gesehen, die wir gar gern genommen hätten, wenn

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