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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gelangt, an welches die Hofmauer des Juden stieß.
    „Wo aber uns verstecken?“ fragte Max.
    „Zunächst müssen wir schauen, ob bereits jemand da ist.“
    „Es ist noch nicht zwei Uhr.“
    „Wenn auch. Sodann wissen wir nicht, von welcher Seite die Italiener kommen und nach welcher sie gehen. Und doch müssen wir das genau derfahren. Das ist schwer.“
    „Da gibt's halt nur eins, was wir tun können.“
    „Was denn?“
    „Wir steigen auf die Mauer gegenüber.“
    „Das wär schon sehr gut; aber sie ist zu hoch.“
    „Oh, da gibt's ein Mittel. Weißt, als wir die Anita in den Garten brachten, da hab ich mich in demselbigen umgeschaut und bemerkt, daß eine Leiter an dem Baum lehnte. Die holen wir. Es ist ja gleich daneben.“
    „Schön! Geh du nach dem Garten, und ich werd schauen, ob die Luft rein ist.“
    Sie trennten sich; aber schon bald kam Sepp und meldete, daß der Weg noch frei sei.
    Das Gäßchen war sehr eng. Der Hofmauer des Juden, durch welche die Pforte mündete, lag eine zweite Mauer gegenüber, welche noch höher als die erstere war. Da hinauf wollten Sepp und Max steigen.
    Sie schafften die Leiter herbei, lehnten sie an und stiegen hinauf. Dann zogen sie diese empor und ließen sie jenseits so nieder, daß sie selbige erlangen konnten. In dem Gäßchen durfte die Leiter natürlich nicht angelehnt bleiben, weil sie sonst bemerkt worden wäre.
    Jetzt also befanden sie sich da oben. Sie saßen mit den Gesichtern einander zugekehrt.
    „Du“, meinte der Sepp. „Dieser Platz ist ausgezeichnet. Wann es nicht so finster wär, so könnt man den Hof des Juden ganz überschauen.“
    „Vielleicht wird nachher eine Latern angebrannt.“
    „Das wär gut. Da könnten wir alles genau beobachten.“
    „Aber auch wir können gesehen werden. Wann jemand da unten an der Pforte des Juden steht und gegen den Himmel schaut, so muß er uns trotz der Dunkelheit bemerken.“
    „Du hast recht. Daran hab ich gar nicht denkt. Wir dürfen nicht sitzen, sondern wir müssen uns legen.“
    „Lang ausgestreckt und mit den Köpfen gegeneinander, damit wir reden können.“
    „Ja, mach also!“
    Sie streckten sich lang auf der Mauer aus und warteten nun still ab, was da kommen werde. Max ließ seine Uhr repetieren. Sie gab drei Viertel an.
    Nach einer Weile stieß der Sepp seinen Kameraden an und flüsterte:
    „Schau! Da kommt eine Latern!“
    Die Tür, hinter welcher heute Anita gestanden hatte, als der Jude sie schlug, wurde geöffnet, und es erschien eine Gestalt im Hof, welche eine Laterne trug.
    „Kannst's sehen, wer es ist?“ fragte Sepp.
    „Nein. Aber ein Weibsbild ist's. Das sieht man am Rock, den's an hat.“
    „So ist's die alte Sarah.“
    Die beiden Lauscher sahen, daß die Jüdin die Söllertreppe emporstieg, auf dem Söller hinging und dann in dem Eingang verschwand, in welchen die beiden Kammern mündeten, deren eine Anita bewohnt hatte.
    „Jetzt wird's die Dirndl holen wollen, da bemerkt's nun, daß die Anita fort ist.“
    Er hatte ganz richtig vermutet, denn keine Minute später erschien die Jüdin wieder außen auf dem Söller, beugte sich über die Brüstung desselben herab und rief:
    „Baruch! Baruch! Komm, komm schnell.“
    Eine dumpfe Antwort erklang aus dem Innern des Hauses. Der Jude befand sich wohl in seinem Verkaufsgewölbe.
    „Baruch, Baruch! Mach doch!“
    „Gleich, gleich!“ ertönte es.
    Dann kam er unten aus der Tür.
    „Was hast du denn zu rufen und zu lärmen, und aufwecken die Leute des Nachts?“ fragte er.
    „Soll ich nicht rufen und schreien, wenn Anita ist fort, fort über alle Berge!“
    „Die war doch eingeschlossen und angebunden.“
    „Die Stricke sind zerschnitten.“
    „Gott der Gerechte! Ist's wahr?“
    „Komm herauf, dich zu überzeugen!“
    „Gleich, gleich. Ich werd mir erst anbrennen ein Licht, eine Laterne, ein Windlicht, eine ganze Fackel!“
    Er fuhr in das Haus zurück und kam sehr bald mit einer zweiten Laterne zum Vorschein.
    „Mach schnell!“ rief Sarah von oben.
    „Ich komme schon, ich komme!“
    Er stürzte völlig die Treppe hinauf und über den Söller hin, um in Anitas Kammer zu verschwinden. Nach kurzem kam er wieder heraus und eilte nach unten.
    „Wo willst du denn hin, Baruch? Bleib doch da!“ rief seine Frau.
    „Ich will sehen nach der Pforte.“
    „Warum denn?“
    „Ob sie ist offen, ob man hat sie aufgebrochen. Das Mädchen ist worden entführt.“
    „Von wem denn?“
    „Von ihrem Oheim und Geliebten.“
    „Wie kannst du

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