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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagen so etwas?“
    „Ich hab's von dem Hauptmann gehört.“
    Er eilte zur Pforte, um dieselbe zu untersuchen. Als er fand, daß sie unversehrt war, sagte er, erleichtert aufatmend:
    „Dem Gott Abrahams sei Dank! Es ist noch verschlossen. Hier ist sie nicht hinaus.“
    „Ist denn die Haustür offen?“ fragte seine Frau von oben herab.
    „Nein, sie ist verschlossen und extra noch verriegelt. Da hinaus hat sie nicht gekonnt.“
    „Und doch ist sie fort!“
    „Sie wird stecken noch im Haus.“
    „Wie aber hat sie gekonnt heraus aus ihrer Kammer, da sie war angebunden und die Tür verriegelt?“
    „Weiß ich's? Haben ihr aufgemacht vielleicht die andern Mädels?“
    „Nein, die hatte ich schon eher eingeschlossen als die Anita.“
    „Und sind sie eingeschlossen noch jetzt?“
    „Ja.“
    „So ist gewesen ein fremder Mensch in meinem Haus und hat herausgelassen das Mädchen.“
    „Wer soll das aber sein?“
    „Der Onkel.“
    „Und wie soll er gekommen sein herein?“
    „Auf einer Leiter über die Mauer. Anders ist es nicht möglich.“
    „Vielleicht sind sie noch da!“
    „Dann wäre da auch noch die Leiter. Aber vielleicht hat er gehabt einen Nachschlüssel, einen Dietrich, und hält sich noch versteckt mit ihr im Haus. Laß schnell heraus die andern Mädels! Sie mögen mitsuchen, und ich will einstweilen anbrennen Lampen für sie!“
    Er ging in das Innere zurück.
    Dieser Wortwechsel war in höchster Eile und Erregung geschehen, nicht überlaut, so daß er im Innern der Nachbarhäuser zu hören gewesen wäre, aber doch so deutlich, daß Sepp und Max jedes Wort verstanden.
    Diese beiden letzteren sahen wenige Augenblicke später die betreffenden Mädchen zum Vorschein kommen. Der Jude kehrte mit Lichtern zurück. Ausrufe des Staunens, der Verwunderung wurden laut. Man durchsuchte alles, auch den Hof.
    Die Lauscher sahen an den nacheinander hell werdenden und sich wieder verdunkelnden Fenstern, daß alle Räume durchsucht wurden, selbst der Dachboden.
    Da schlug es zwei Uhr, und die beiden Italiener kamen. Sie blieben an dem Holzpförtchen stehen und lauschten. Da sie hörten, daß jemand, nämlich der Jude selbst war es, im Hof sei, klopften sie. Baruch Abraham öffnete.
    „Da kommt ihr“, sagte er. „Es ist geschehen ein großes Unglück, welches mir bringen kann viel Herzeleid.“
    „Was denn für ein Unglück?“
    „Die Anita ist fort.“
    „Entflohen?“
    „Ja, entflohen, verschwunden, ohne mir zu lassen zurück eine Spur als ihre Stricke.“
    „Wie ist das möglich?“
    „Wer ist klug genug, um dies sagen zu können? Ich nicht, ich nicht.“
    „Habt ihr denn nicht nachgeforscht?“
    „Wir haben durchsucht, alles, alles, alles!“
    „Und nichts gefunden?“
    „Nichts, gar nichts! Keine Ratte, keine Maus und keine Anita. Sie ist fort!“
    „Hattet ihr sie denn nicht gut verwahrt?“
    „Und wie gut, wie gut!“
    „Donnerwetter! Da kann sie doch nicht fort sein; da ist's doch unmöglich!“
    „Sie ist herausgeholt worden, mit einer Leiter. Nur so kann man es erklären.“
    „Haben Sie denn Grund zu dieser Annahme?“
    „Sehr guten Grund. Ich bin worden gewarnt. Ihr Oheim und ihr Schatz sind da. Sie haben gesagt, daß sie sie entführen wollen.“
    „Wann haben Sie das erfahren?“
    „Vor Mitternacht.“
    „Da war sie noch da?“
    „Ja, denn ich bin gegangen hinauf zu ihr und hab sie liegen sehen in der Kammer.“
    „Haben Sie wieder zugeriegelt?“
    „Natürlich!“
    „So sind Sie selbst schuld. Wenn Sie gewarnt worden waren, so mußten Sie bessere Maßregeln treffen.“
    „Ich hab es nicht geglaubt.“
    „Dummheit! Auch wenn man so etwas nicht glaubt, muß es einen vorsichtig machen.“
    „Ja, ich bin gewesen zu nachlässig. Ich hätte sperren sollen das Mädchen in den Keller.“
    „Und nun befinden Sie sich in großer Gefahr, und wir mit Ihnen. Wie nun, wenn das Mädchen Anzeige macht.“
    „Gott meiner Väter! Sie wird doch nicht!“
    „Sie wird! Das läßt sich denken.“
    „Was ist da zu tun?“
    „Alle Spuren verwischen, die Stricke und Ringe entfernen, den Strohsack fortschaffen und die ganze Kammer umändern.“
    „Das werde ich tun, gleich, sofort!“
    Er wollte fort; aber der eine Italiener sagte:
    „Vorher aber müssen auch die andern Mädchens weg. Die Polizei kann jeden Augenblick kommen und uns erwischen. Schaff sie her!“
    „Gut, gut! Sie haben sich nur noch zu waschen und anzuziehen.“
    „Sind sie gutwillig?“
    „Ja, sie werden mitgehen gern

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