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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Damespiel ködert. Ich weiß nichts gegen ihn; aber ich empfinde es in mir, daß er nicht der gute, fromme Mensch ist, der er scheint.“
    Hierauf sprachen sie wieder leiser. Er hörte nur ihre Stimmen, nicht aber die einzelnen Worte. Nach längerer Zeit aber rief Anton um so lauter:
    „Das soll ein Wort sein! Ich danke dir, Marie! Wir wollen fleißig sein; ich werde nicht mehr spielen, sondern sparen. Ich habe dich hierher bestellt, weil man dich sonst allein fast gar nicht treffen kann. Nun ist das Bergle mir zum Glück geworden. Ich wollte, es wäre mein! Da baute ich mir drauf ein kleines Häusle und machte auch ein Gärtle drum herum. Da wohnte ich mit dir wie das Rotkehlchenpaar im kleinen Nestle, und unser Herrgott sollte seine Freude an uns haben!“
    „Die könnt ihr ihm schon machen“, klang es da hinter ihnen. „Ich will euch gern dazu verhelfen.“
    Der Musterwirt, welcher Antons Worte gehört hatte, war aufgesprungen und zu ihnen hingeeilt. Ein rascher Entschluß hatte ihn dazu getrieben. Sie standen Hand in Hand vor seinen Augen.
    „Also heiraten wollt ihr euch, ihr Habenichtser?“ fuhr er fort. „Der Anton hätte meine Tochter haben können, wenn er klug gewesen wäre. Ich meinte es gut mit ihm. Ihr aber denkt, es sei das Gegenteil. Und spielen soll er auch nicht mehr mit mir, mein Mustermacher? Nun, des Menschen Wille ist sein Himmelreich, oft aber auch seine Hölle. Ich werde euch nichts in den Weg legen. Ja, ich will euch sogar zu dem Rotkehlchennest verhelfen, von dem er jetzt geredet hat. Er darf nicht mehr mit mir spielen, obwohl er nichts verloren hat, denn wir spielen beide gleich. Eine Partie mußt du ihm schon noch erlauben, eine einzige, die letzte, allerletzte.“
    „Um was?“ fragte der Anton.
    „Um mein Bergle hier. Wenn du sie gewinnst, ist das Bergle dein, das ganze, so wie es vor unseren Augen steht, und auch das Wasser, das rund um ihn läuft.“
    Da blitzte es in den Augen Antons auf.
    „Du, diese Partie gewinne ich dir ab, Musterwirt!“ sagte er.
    „Das will ich ja“, lachte dieser. „Aber frage nur auch, was du dagegen zu setzen hast!“
    „Nun, was?“
    „Wenn du verlierst, so hast du drei volle Jahre ganz umsonst für mich zu arbeiten.“
    „Ah, so? Das ist ein teurer Satz!“
    „Noch lange nicht so teuer wie mein Bergle!“
    „Weil du reicher bist als ich. Für die Armut sind drei volle, unbezahlte Arbeitsjahre ein schwerer Einsatz. Ich mache nicht mit.“
    Er trat um einige Schritte zurück.
    „Also nicht“, sagte der Wirt enttäuscht. „Was sagt denn die Marie dazu? Die ist natürlich noch viel mehr dagegen als er!“
    Sie sah ihm scharf und kalt in die Augen. Ihr Blick war wie ein Messer, das tief hinunterstieß.
    „Ich freue mich darüber, daß er nicht will“, sagte sie; „denn er beweist mir dadurch, daß er gern das Gute tun wird, was ich von ihm erbitte. Ich durchschaue dich, Musterwirt. Du willst noch zwei Partien Dame gewinnen, nicht bloß eine. Die zweite mit ihm. Die erste aber spielst du jetzt mit mir, wenn auch ohne Brett und ohne Damensteine. Ich sage dir jedoch, daß du sie schon jetzt verloren hast, denn der Anton wird dieses letzte Spiel mit dir machen. Ich will es so!“
    „Er soll drei volle Jahre Arbeit gegen das Bergle setzen?“
    „Ja.“
    „Mädel, bedenke, was du tust!“
    „Sei still! Mich brauchst du nicht zu ermahnen. Vorhin warst du überzeugt, daß du gewinnen werdest; jetzt aber hast du schon Angst bekommen.“
    „Es ist nicht Angst, sondern Staunen. Er tritt vor mir zurück, und gerade du schiebst ihn zu mir hin! Ich dann das nicht begreifen.“
    „Wenn nur ich es begreife, so ist es gut. Doch will ich es dir sagen. Der Anton sprach davon, daß der Herrgott seine Freude über uns haben werde. Er glaubt an ihn und ich auch; du aber nicht, obgleich du dich so stellst. Es ist in mir eine Stimme, welche mir sagt, daß der Herrgott mitspielen werde; der gehorche ich. So, nun weißt du es!“
    „Ja, jetzt weiß ich es“, lachte er. „Also sag, Anton, bist du bereit dazu?“
    „Ja“, antwortete der Bursche. „Was die Marie will, das tue ich.“
    „So komm heute abend um sieben zu mir. Punkt acht wird es beginnen. Willst du?“
    „Gern.“
    „Wohlan, so sei's! Aber denke ja nicht daran, mich zu hintergehen! Ich bin der Kluge von uns beiden. Im Gesetz steht geschrieben, daß man Spielschulden nicht einklagen kann. Wenn ich gewinne, und du willst dann nicht für mich arbeiten, so muß ich es mir gefallen lassen; kein

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